Fahrdienst per App

Dortmunder gründet neue Taxi-Plattform Cabdo

Mit gerade einmal 25 Jahren und frisch von seinem Studium in London zurückgekehrt gründet der Dortmunder Wladislaw Tepliakov das Start-Up Cabdo: einen Fahrdienst, der per App bestellt wird – mit einem besonderen Unterschied zum klassischen Taxi.

DORTMUND

, 13.11.2017 / Lesedauer: 5 min

Wladislaw Tepliakov hat Cabdo gegründet – eine Mischung aus privatem Fahrdienst und Taxivermittlung. Per App können Limousinen oder normale Taxis gerufen werden. © Stephan Schütze

Wladislaw Tepliakov will mit Cabdo Personen von A nach B bringen – günstiger als per Taxi. Seine Firma ist kein klassisches Taxiunternehmen, sondern eine Mischung aus privatem Fahrdienst und Taxivermittlung. Seit Samstag können sich Dortmunder über die App ein Cabdo-Auto buchen. RN-Redakteurin Jennifer Hauschild hat den Fahrdienst getestet und den Gründer Wladislaw Tepliakov zum Interview getroffen.

9.30 Uhr: Unser Start ist die Silberstraße in der City. Ziel: der Flughafen. Gründer Wladislaw Tepliakov fährt mit. Ein Klick auf jetzt fahren und die App zeigt, welcher Fahrer, wann zu mir kommt. Preis: 24,50 Euro. Mit einem klassischen Taxi wären es laut App etwa 26,05 Euro.

Wie viele Taxiunternehmer haben Sie jetzt als Feind?

Wladislaw Tepliakov lacht. „Viele. Aber nicht die Fahrer, eher die Unternehmer. Wir sind eine Alternative. Meiner Ansicht nach und auch der meines Vaters ist das, also die Fahrten über eine App zu vermitteln, die Zukunft. Die Apps sind günstiger als eine Telefonzentrale. Wie lange werden diese Zentralen noch existieren? Klassischen Vermittler werden aus dem Markt gedrängt. Heute brauchen wir eine direkte Verbindung zwischen dem Kunden und dem Dienstleister, in diesem Fall dem Fahrer.“

9.40 Uhr: Unser Fahrer ist heute Olaf Fischer. Sechs Fahrer beschäftigt Cabdo zurzeit, 16 sollen es werden, Bewerber werden noch gesucht. Die Fahrer sind fest angestellt. Tepliakov hat elf Wagen der Mercedes E-Klasse gekauft. Der Kunde fährt hier also in Schick.

Warum brauchen die Dortmunder schwarze Limousinen als Taxi?

„Wir möchten es einheitlich haben. Ich denke, dass schwarze Wagen den Kunden ansprechen. Einerseits wollen wir ein Produkt anbieten, in dem sich der Kunde wohl und gehoben fühlt, sich das aber andrerseits nicht im Preis für die Fahrt widerspiegelt.

9.45 Uhr: Das Navi im Wagen zeigt 13 Kilometer an bis zum Ziel. Ankunftszeit 10.05 Uhr. Die 24,50 Euro ändern sich auch nicht, als wir lange an einer Ampel auf der Märkischen Straße warten müssen. Es gibt gar kein Taxameter, das mitläuft.

Wie wird dann der Preis festgelegt?

„Der Preis wird vor Fahrtantritt bestimmt. Google Maps bestimmt die kürzeste Strecke. Danach berechnen wir den Preis, nicht nach den tatsächlich gefahrenen Kilometern. Umwege durch Baustellen spielen keine Rolle. Der Kunde bleibt bei dem Preis, der ausgemacht wurde.

Per App können Limousinen oder normale Taxis gerufen werden. © Stephan Schütze

Ist das für Sie überhaupt rentabel?

„Es kann sich nur rentieren, wenn die Auslastung hoch ist und viele Kunden mit uns fahren. In der Regel haben viele Taxiunternehmen eine Auslastung von nur 35 Prozent. Durch den günstigen Preis und den besseren Service möchten wir die Auslastung erhöhen.“

9.55 Uhr: Wir sind auf der B 1. In der App kann man wählen: zwischen dem Cabdo und einem klassischen Taxi. Wladislaw Tapliakov hat dabei Unterstützung von seinem Vater, der ein Taxiunternehmen mit 40 Wagen besitzt.

Warum wollten Sie selbst ein Unternehmen gründen?

„Ich wollte etwas anders machen. Meine Familie kam 1993 nach Deutschland. Mein Vater hat das Taxiunternehmen hier aufgebaut, Ich kenne es von klein auf. Ich habe sechs Jahre lang in London studiert und gesehen, der deutsche Markt hängt hinterher. Selbst in meinem Heimatland Ukraine gibt es solche Apps seit fünf Jahren.“

Mit „My Taxi“ gibt es in Deutschland auch eine App, die Taxifahrten vermittelt. Ist Cabdo da nicht überflüssig?

„Wenn es um eine reine Taxiapp gehen würde, hätte ich Cabdo nie gestartet. Aber durch die Festpreisgarantie und die Erstklassewagen haben wir ein anderes Modell. Wir sind ein operatives Unternehmen und nicht nur Vermittler.“

10.05 Uhr: Fahrer Olaf Fischer fährt am Flughafen vor. Er hält allerdings nicht auf den Taxiparkplätzen. „Das dürfen wir nicht“, sagt Wladislaw Tepliakov.

Warum nicht?

„Es gibt zwei verschiedene Konzessionen: für Taxis und für Mietwagen. In Dortmund gibt es 650 Konzessionen für Taxis, sie sind beschränkt und werden nicht mehr ausgegeben. Wir haben eine Konzession für Mietwagen. Mit einer Taxikonzession hat man das Recht, an Taxiplätzen zu halten, spontane Einsteiger mitzunehmen und Aufträge der Zentrale anzunehmen. Man hat aber die Pflicht, sich an den Taxitarif der Stadt zu halten. Ich denke, dass diese Rechte und Pflichten nicht mehr aktuell sind. Bei dem Preis ist die Auslastung zu schlecht. Und der Zuruf mit der Hand ist bei uns der Klick in der App.“

Bei der Registrierung gibt der Kunde Name, Mailadresse und Handynummer an. Wozu brauchen Sie diese Daten?

„Wir haben mit den Daten nichts vor. Wir würden auch einen Passagier fahren, der sich ABCD genannt hat. Die Handynummer brauchen wir, um den Account zu verifizieren, und die Mailadresse, um innerhalb der App Dienste anzubieten. Zum Beispiel eine Fahrthistorie und den Status der Bestellung.“

10.10 Uhr: Letzter Schritt ist die Bezahlung. Das kann der Kunde bar oder über die App, wenn er dort seine Kreditkartendaten hinterlegt hat.

Wie können Sie sich die Gründung von Cabdo leisten?

„Ich habe in London einen Investor gefunden, die Familie eines Studienkollegen unterstützt Cabdo. Beim Startkapital sprechen wir schon von einem sechsstelligen Betrag. Wir hoffen, dass es klappt. Entweder es boomt oder es floppt – ich sehe da keinen Mittelweg.“