Wann hier in dem Kneipenrestaurant „Mit Schmackes“ wieder Gäste bedient werden, ist zurzeit ungewiss. „Dass es kein Ziel gibt, auf das man hinarbeiten kann, bringt einen um den Schlaf“, sagt Geschäftsführer Christopher Reinecke.

© (A) Oliver Schaper

„Eine Katastrophe“ - Untergangsstimmung in Dortmunds Gastronomie

rnCorona-Krise

Keine Lockerung, keine Perspektive: Von Gastronomien und Hotels hat die Bundeskanzlerin am Mittwoch nicht gesprochen. In Dortmund ist die Enttäuschung groß – und es gibt klare Forderungen.

Dortmund

, 16.04.2020, 15:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Lockerungen für den Einzelhandel, keine Lockerungen für Kneipen, Restaurants und Hotels. „Ich halte das für eine Katastrophe“, sagt Detlef Lotte, der das Dieckmanns in Syburg und im Kreuzviertel das „Schönes Leben“ betreibt.

Ein paar Straßen weiter blickt Christopher Reinecke, der mit Kevin Großkreutz das „Mit Schmackes“ an der Hohen Straße/Ecke Kreuzstraße führt, in ein tristes, leeres Kneipenrestaurant – und in eine völlig ungewisse Zukunft.

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„Seit Anfang April sind unsere 30 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wir überlegen jetzt, einen Außer-Haus-Verkauf anzubieten. Aber, der Umsatz dabei wird nicht vergleichbar sein mit dem eines normalen Restaurantbetriebs“, sagt Christopher Reinecke.

Wenn von der Politik vernünftig gehandelt würde, so ist Detlef Lotte überzeugt, müsste in der Corona-Krise nicht die Existenz Tausender Gastronomen in Deutschland aufs Spiel gesetzt werden. „Wenn wir vorsichtig sind, unser Personal geschützt arbeiten lassen und im Biergarten nur die Hälfte der Tische vorhalten, dann würde es doch gehen“, sagt er.

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Für ihn fehlt es bei den Politikern an Weitblick. „Sie verkennen“, sagt er, „wie viele dramatische Einzelschicksale sich gerade abspielen. Die Leute, die ohnehin nicht viel verdienen und jetzt in Kurzarbeit noch weniger Geld und auch kein Trinkgeld mehr haben, haben Angst, ihren Lebensunterhalt nicht mehr bezahlen zu können.“

Gastronomie-Branche fühlt sich allein gelassen

Auch beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) nimmt man kein Blatt vor den Mund. „Die Pressekonferenz der Bundeskanzlerin war eine herbe Enttäuschung. Dass eine Branche mit 2,4 Millionen Beschäftigten in Deutschland mit keinem Wort erwähnt wird, ist ein Schlag ins Gesicht“, sagt Lars Martin, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Dehoga Westfalen.

Die Branche fühlt sich allein gelassen. „Dass man keine Perspektive aufgezeigt bekommt, das nagt an einem“, sagt Christopher Reinecke. Und Lars Martin stimmt ihm voll zu: „Dass es keinen konkreten Fahrplan gibt, ist absolut unbefriedigend. Der muss kommen.“

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Das Hotel Drees der Familie Riepe gehört noch zu jenen Hotels in Dortmund, die ihr Haus nicht komplett abgeschlossen haben. „Mit unserer Küche bieten wir einen Liefer- und Abholservice. Aber wir leben natürlich von den Hotel-Gästen – und da sind wir bei null“, sagt Johannes Riepe.

136 Zimmer hat sein 4-Sterne-Haus an der Hohen Straße. „Normalerweise wären wir fast voll“, sagt er. Jetzt aber gibt es nicht einen einzigen Gast, und alle Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. In der Küche üben die Auszubildenden für ihre Prüfungen und es gibt ein paar interne Weinschulungen. „Wir arbeiten aber auch an einem Hygienekonzept, weil wir hoffen, dass wir vielleicht ab dem 4. Mai mit kleinen Gruppen und unter Auflagen wieder starten können“, sagt Johannes Riepe.

Gastgewerbe brauchte weitere finanzielle Hilfen

Und diese Hoffnung hegt auch Christopher Reinecke vom „Mit Schmackes“. „Vom Kopf her“, sagt er, „bereiten wir uns auf einen soften Einstieg vor. Das ist allerdings auch nicht leicht. Ich könnte jetzt 5000 Masken für 33 Cent das Stück einkaufen. Aber, das kann ich in der jetzigen, unsicheren Situation doch nicht. Was, wenn die Lockerungen nicht kommen oder hohe Auflagen damit verbunden sind? Tische frei zu lassen ist kein Thema. Aber eine Hochleistungs-Glasspülmaschine hat nicht jeder.“

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Lars Martin von der Dehoga sagt schon jetzt, dass die Branche auf jeden Fall weitere finanzielle Hilfen braucht. „Und das dürfen keine Kredite, sondern müssen Soforthilfen sein.“ Das bisher bereitgestellte Geld sei aufgebraucht. „Der Kostenapparat eines Pachtbetriebs ist immens“, so Martin.