Friseur Jürgen Tauber ist Chef im "Kammback" in Hörde.

© Tauber

Dortmunder Friseure zur Notbremsen-Änderung: „Eine Unverschämtheit“

rnCorona-Maßnahme

Das Notbremsen-Gesetz der Bundesregierung hat Auswirkungen in Dortmund. Zum Beispiel für die Friseure. In wenigen Stunden müssen sie sich umstellen. „Eine Unverschämtheit“, sagt einer.

Dortmund

, 25.04.2021, 19:06 Uhr / Lesedauer: 2 min

Er habe jetzt 1000 Schnelltests bestellt, sagt Jürgen Tauber, Chef des Friseursalons Kammback in Hörde. Am Samstag (24.4.) ist das Notbremsen-Gesetz in Kraft getreten, mit dem die Bundesregierung einheitliche Anti-Corona-Maßnahmen umsetzen will. Eine davon betrifft die Friseure.

Seit 1. März haben die Salons wieder offen – und im Gegensatz zu den allermeisten anderen Geschäften dürfen sie weiterhin geöffnet bleiben. Aber: Mit der Notbremse kommt eine Einschränkung.

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Was ist mit den Älteren?

Ab sofort muss man vor dem Friseurbesuch einen negativen Corona-Schnelltest vorzeigen. Und das ärgert Tauber. Er rechne mit Umsatzeinbußen, mit Absagen, vor allem aus einer Gruppe.

„Schwierig ist es gerade bei der älteren Generation, zum Beispiel bei 80- oder 85-jährigen Damen, die kein Auto mehr fahren.“ Für die wäre es nun besonders kompliziert, vor dem Friseurbesuch, der vielleicht schon terminlich vereinbart sei, noch eine Apotheke oder eine andere Teststelle aufzusuchen, findet Tauber.

Reicht nicht ein Selbsttest, den der Kunde durchführt?

Da wäre es doch nur logisch, wenn seine Mitarbeiter die Kunden vor Ort testen könnten oder den Kunden einen solchen Schnelltest in die Hand drücken könnten. Ja, das wäre schön, aber es geht nicht, weiß Frank Kulig, Obermeister der Friseurinnung in Dortmund. Es müsse nun einmal ein Test von einer offiziellen Schnelltest-Stelle sein. Wobei das nicht der Punkt ist, der Kulig am meisten ärgert.

„Viele Kollegen sind total verunsichert“

„Ich finde es eine Unverschämtheit des Staates, dass wir das neue Gesetz innerhalb von 24 Stunden umsetzen müssen“, sagt Kulig. Wochenlang hätten die Politiker über ihre Maßnahmen diskutiert – und dann müsse alles von einem Tag auf den nächsten umgesetzt werden?

„Viele Kollegen sind total verunsichert. Wir bei der Innung werden überschüttet mit Fragen. Und die Antworten haben wir selbst nur aus der Presse oder von der Seite der Stadt Dortmund.“

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„Darf mir keinen Ausweis zeigen lassen“

Kulig hat selbst einige Fragen: Was muss wie dokumentiert werden? Wie sollen Friseure denn überprüfen, ob die angegeben Teststelle existiere? Ob der Kunde tatsächlich der ist, für den das negative Corona-Ergebnis ausgestellt wurde? „Ich müsste mir den Personalausweis zeigen lassen. Aber das darf ich ja gar nicht.“

Das alles hätten Politiker mit einer solchen „Arroganz und Überheblichkeit“ beschlossen und es sei „im Handwerklichen grottenschlecht gemacht“.

Angst vor enormem Umsatzeinbruch

„Wir rechnen mit mindestens 30 bis 35 Prozent Einbruch“, schätzt Kulig, der sich auf Zahlen von österreichischen Kollegen bezieht, wo ebenfalls Schnelltests Pflicht wurden.

Jürgen Tauber geht noch weiter. Er denkt an bereits abgesagte Termine für die kommenden Tage. Und er denkt an Köln, wo es ebenfalls eine Testpflicht für Friseurkunden gibt: „Und die Kollegen dort bemängeln alle, dass der Umsatz um 50 Prozent eingebrochen sei.“

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