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Dortmunder Feuerwehrmann hilft in der Eifel: „Das habe ich noch nicht erlebt“
Flut-Katastrophe
Sven Stämmler aus Dortmund ist seit 26 Jahren bei der Feuerwehr. Doch sein aktueller Einsatz in der überschwemmten Eifel übertreffe alles Bisherige, sagt er. Uns hat er vom Ausmaß der Zerstörung berichtet.
Wenn ein schweres Unwetter über Dortmund niedergeht, sind die Feuerwehrleute der Stadt immer in Alarmbereitschaft. Dass seine Hilfe aber eine Woche lang ganz akut gebraucht würde, hätte Sven Stämmler noch am Mittwochmorgen (14.7.) wohl nicht gedacht.
„Erst haben wir in Dortmund geholfen“, erinnert sich der 41-Jährige. Als dann deutlich wurde, dass die Stadt nicht allzu hart getroffen wurde, sei er zunächst nach Fröndenberg gefahren, um dort zu helfen. Dann war er in Hagen im Einsatz und seit Montag (19.7.) nun im Gebiet der besonders großen Zerstörung, im Kreis Euskirchen.
„Man muss wirklich schlucken“
Mit insgesamt fünf Feuerwehr-Zügen aus Dortmund und dem Ennepe-Ruhr-Kreis ist Stämmler nun in Bad Münstereifel tätig, wo sich am Dienstag sogar die Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Bild von der Lage gemacht hat.
„Das ist hier eine andere Welt“, erzählt der Freiwillige von der Feuerwehr Persebeck am Telefon in einer kurzen Einsatzpause. In den Nachrichten hatte er die Zerstörung zwar schon zuvor gesehen: „Aber wenn man das live sieht, muss man wirklich schlucken.“
Auch wenn die Bilder aus Hagen schon schockiert haben: „Ohne Hagen herabsetzen zu wollen: Im Vergleich dazu ist das hier noch mal eine Stufe mehr“, sagt Stämmler. Weiterhin seien die Feuerwehrleute mit der Suche nach Vermissten und dem Leerpumpen von Gebäuden beschäftigt. Unter anderem musste auch ein Auto aus einem Fluss gezogen werden.

Sven Stämmler (41) ist mit der Feuerwehr Dortmund im Katastrophengebiet in der Eifel eingesetzt. © Privat
Vor dem Telefonat am Dienstagnachmittag hatte das Team gerade einen riesigen Haufen Schutt vorsichtig abgetragen, unter dem eine vermisste Person vermutet wurde. „Inzwischen geht es nur noch ums Bergen“, sagt Stämmler: „Nicht mehr ums Retten.“ Bislang habe er selbst aber keine Leichen gefunden, auch sei niemand der verunglückten Rettungskräfte unter seinen unmittelbaren Kollegen gewesen.
„Das ist wirklich Wahnsinn“
Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer in der Katastrophe: „Die Bewohner hier sind unwahrscheinlich hilfsbereit“, sagt der Dortmunder. Auch wenn sie selbst Vieles verloren haben, böten sie den Rettungskräften Verpflegung an. „Das ist wirklich Wahnsinn, so etwas hier mitzuerleben“, so Stämmler. Die Einsatzkräfte übernachten in Schulen oder Sporthallen der nicht so stark getroffenen Nachbarorte.
Der Freiwillige Feuerwehrmann arbeitet beruflich bei einer Versicherung, die ihn für den Einsatz freigestellt hat: „Viele Arbeitgeber haben den Ernst der Lage erkannt“, sagt er.
Seit 1995 ist der 41-Jährige bei der Feuerwehr und hat viele außergewöhnliche Stürme und andere Großeinsätze erlebt. Trotzdem sagt er mit Blick auf Bad Münstereifel: „So eine Lage habe ich noch nicht erlebt.“
#Feuerwehr #Dortmund Gestern haben drei Kollegen der Spezialeinheit Bergung in #Erftstadt mit einer Teleskop-Kamera (Search-Cam) Wohnhäuser an der Abbruchkante nach vermissten Personen abgesucht. Glücklicherweise wurden dort keine weiteren Opfer gefunden. #EinsatzfürNRW pic.twitter.com/7JiTDMb0tu
— Feuerwehr Dortmund (@FW_Dortmund) July 19, 2021
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
