
© Martin von Braunschweig
Miri-Clan-Prozess in Dortmund geht mit Überraschung weiter
Miri-Clan
Der Kokain-Prozess gegen den Bruder des Dortmunder Ablegers des Miri-Clans ist auf die Zielgerade eingebogen. Die Verhandlung am Montag begann mit einer Überraschung.
Die Staatsanwaltschaft ist weiterhin davon überzeugt, dass sich der 40-jährige Angeklagte aus Werl für seinen Bruder an kiloschweren Kokaingeschäften beteiligt hat.
Die Vorwürfe fußen im Wesentlichen auf entschlüsselten Nachrichten, die über den Messenger Encrochat verschickt worden waren. Klar ist allerdings auch, dass der Angeklagte selbst nie über ein eigenes Encrochat-Handy verfügt hat. Wenn, dann haben dort andere Männer über ihn kommuniziert.
Sind Encrochats verwertbar?
Die Kritik von Verteidiger Rotger van Lengerich setzt jedoch noch einen Schritt vorher an. Der Anwalt findet, dass die entschlüsselten Encrochat-Daten in einem deutschen Prozess gar nicht verwertet werden dürfen, weil die hiesigen Behörden sie auf nicht ganz sauberen Wegen aus Frankreich zugespielt bekommen hätten.
Sämtliche Beweisanträge, die in diese Richtung zielten, hat das Dortmunder Landgericht am Montag jedoch zurückgewiesen. Es bestehe vor allem kein Anlass dazu, den Fall dem Europäischen Gerichtshof zur Prüfung vorzulegen, hieß es in dem Beschluss.
Überraschenderweise verzichtete Verteidiger van Lengerich anschließend darauf, weitere Beweisanträge zu stellen. Damit steht den Plädoyers Ende des Monats wohl nichts mehr im Wege. Das Urteil könnte im April fallen.