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Dortmunder demonstrieren für den Erhalt des Hambacher Forsts
Grüne Jugend
Mitglieder der Grünen in Dortmund haben in dieser Woche die Kreisvorstandssitzung geschwänzt. Sie hatten Wichtigeres zu tun: Sie kämpften für die Rettung des Hambacher Forsts.
Michael Röls sitzt zwar nicht wie 300 Aktivisten auf dem Baum im Hambacher Forst, doch er kämpft wie einige andere Dortmunder auch vor Ort für die Rettung des kleinen Waldgebietes zwischen Köln und Aachen.
Am Donnerstag und Freitag schloss sich der Dortmunder Student der Raumplanung dem gewaltfreien Protest an. Er demonstrierte gegen die Räumung des Protest-Camps und die Absicht des Essener Energieriesen RWE, den Hambacher Wald zu roden und dort weiter Braunkohle abzubauen.

Michael Röls, Dortmunder Student der Raumplanung und Mitglied des Kreisverbands der Dortmunder Grünen, ist von dem Konflikt Hambacher Wald und Braunkohle-Ausstieg politisiert worden. Er stammt aus der Gegend rund um den Forst. © privat
Die Reihen bei der Sitzung des grünen Kreisvorstands waren am Donnerstag dezimiert; denn einige – auch aus der Grünen Jugend – sagten ab. Es drängte sie zum Hambacher Forst. „Das war keine vom Kreisverband der Grünen organisierte, geplante oder unterstützte Aktion“, unterstreicht der Kreisverbands-Geschäftsführer Peter Köhler, „sondern ein Anliegen einzelner Personen.“
Von dem Konflikt politisiert
Auch Michael Röls gehört zur Grünen Jugend und ist Mitglied im Kreisvorstand. Der 21-Jährige stammt aus der Gegend des Hambacher Walds, ist dort Mitglied in verschiedenen Naturschutz-Initiativen und erst vor einem Jahr zum Studium nach Dortmund gekommen. „Ich bin mit dem Konflikt Hambacher Wald und Braunkohle-Abbau politisiert worden“, sagt er.
So viele Polizisten – von rund 4000 ist die Rede – habe er noch nie an einem Ort gesehen, erzählt der Nachwuchspolitiker. 300 Aktivisten harrten weiter auf 60 Baumhäusern aus, während Röls am Donnerstagnachmittag gemeinsam mit etwa 1000 Demonstranten vom Bahnhof im Kerpener Stadtteil Buir in Richtung Wald zog. „Es war ein ganz gemischtes Publikum“, erzählt er, „Aktivisten aus lokalen Initiativen und Umweltverbänden, aber auch Familien mit Kindern.“
„RWE will Fakten schaffen“
Auch wenn die Lage rechtlich klar sei und RWE den Wald roden dürfe, ist Röls wütend, dass Fakten geschaffen werden sollen, bevor die Kohlekommission in Berlin ihren Abschlussbericht vorgelegt hat. „Es könnte gut sein, dass die Kommission vorschlägt, künftig auf die Braunkohle zu verzichten“, sagt er, „die politische Lösung für einen Kohleausstieg war noch nie näher als jetzt.“
Auch die Stadt Dortmund habe als größter kommunaler Anteilseigner der RWE AG (über die Beteiligung ihrer Stadtwerke) an der Stelle eine Verantwortung, meint Röls. Oberbürgermeister Ullrich Sierau, der im RWE-Aufsichtsrat sitzt, müsse sich als „Stimme der Vernunft“ bei RWE für ein Stillhalteabkommen im Streit um den Hambacher Wald einsetzen. Damit liegt Röls auf der Linie der Grünen-Ratsfraktion.
„Die Menschen sind uns nicht egal“
Röls weiß auch, dass es um rund 10.000 Arbeitsplätze geht: „Die Menschen, die in der Braunkohle arbeiten, sind uns nicht egal.“ Doch dem Rheinischen Revier gehe es wirtschaftlich gut. „Das ist eine Aufbruchsregion“. Nur ein klarer Ausstiegsplan nutze den Menschen, die jetzt in der Braunkohle beschäftigt seien. „Man muss es jetzt angehen“, sagt er und macht sich auf den Weg zur nächsten Demo.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
