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Dortmunder Corona-Abiturienten machen das Beste aus der Pandemie
Abiball entfällt
Kein Abiball, keine Mottowoche – Gründe für schlechte Laune. Dennoch bleiben Abiturienten aus Dortmund in der Pandemie positiv. Schüler Simon Klietmann erklärt die Idee.
Keine richtige Mottowoche, der Abiball fällt aus – Prüfungen gibt’s natürlich trotzdem. Für die diesjährigen Abiturienten endet die Schule ohne das sonst verdiente Tamtam. Den Kopf stecken sie dennoch nicht in den Sand.
Schülerinnen und Schüler des Bert-Brecht-Gymnasiums (BBG) aus Kirchlinde und des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) aus Nette haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch während der Pandemie gute Laune zu bewahren. Das geht bekanntermaßen am besten mit Musik. Dass Musik glücklich macht, hat sich besonders Simon Klietmann zunutze gemacht.
Musikprojekt am BBG
Der Bert-Brecht-Gymnasiast wollte für gute Laune sorgen. „Entstanden ist die Idee im Dezember. Ich dachte, bevor es in den nächsten Lockdown geht, sollten wir positiv bleiben“, sagt der 18-Jährige. Außerdem finden wegen der Pandemie keine Schulkonzerte mehr statt, was Simon stinkt, der in der Schulband normalerweise E-Bass spielt.
So hat er 23 von fast 90 Lehrerinnen und Lehrern für ein Musikvideo-Projekt gewinnen können. Die Idee: Die Lehrkräfte singen, musizieren und klatschen zu dem Lied „Come and get your love“ von Redbone. Nur ein Schüler hat mitgeholfen: der Schlagzeuger der Schulband, weil sonst niemand das Instrument spielen konnte. „Der Aufwand wäre zu groß gewesen, hätte ich andere Mitschüler gefragt“, sagt Simon.
Kirsten Hingst, Musiklehrerin und Leiterin der Schulband, hat Simon bei der Organisation geholfen. „Sie hat mir immer Feedback gegeben“, sagt Simon. Er findet toll, dass Referendare und sogar ein ehemaliger Lehrer mitgemacht haben. In Zeiten von Online-Unterricht sei es nicht selbstverständlich, dass sie sich Zeit für sein Projekt genommen haben.
Lustig und interessant war für ihn, seine Lehrer in ihren privaten Wohnungen zu sehen. „Da merkt man: Das sind auch nur Menschen.“
150 Stunden Arbeit
Der Zwölftklässler kann nur schätzen, wie hoch der zeitliche Aufwand war. „Ich wünschte, ich hätte eine Stoppuhr laufen lassen.“ Simon hat ungefähr 100 bis 150 Zeitstunden in das Musikvideo gesteckt.
Simon musste nicht nur Tondateien bearbeiten und das Video schneiden – er hat auch Noten geschrieben. „Für die Geige fehlten die Noten.“ Die hat er in rund zehn bis 15 Stunden während der Winterferien geschrieben. Weil er sich nicht mit Freunden treffen konnte, war das zeitlich machbar. „Außerdem kamen die Videoschnipsel nicht alle auf einmal“, sagt Simon, der nach der Schule etwas im Bereich Medientechnik machen möchte.
„Erstmal mache ich Praktika, um herauszufinden, was mir gefällt.“ Das Video ist sicher eine gute Arbeitsprobe. Bevor es soweit ist, stehen aber erstmal die Abiturprüfungen an. Am 23.4. geht’s mit Englisch los. Das fast 4 Minuten lange Musikvideo von Simon und seinen Lehrern ist seit dem 13. April (Dienstag) bei Youtube hochgeladen und hat mehr als 900 Aufrufe erzielt.
HHG veröffentlicht Video
Auch das HHG geht musikalisch gegen das Coronavirus vor. Der HHG-Chor hat mit der Musikfachschaft, der Licht- und Ton-AG sowie der Video-AG ein Projekt gestartet, was auch gute Laune macht. Rund 25 Menschen waren beteiligt.

Natürlich mussten die Schülerinnen und Schüler regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden. © Heinrich-Heine-Gymnasium
Entstanden ist ein fast 3-minütiges Musik-Video, in dem die Schüler musizieren und singen. Die Idee dazu hatte Nadine Strothmüller, Leiterin des Chors. Das Video war nach anderthalb Monaten fertig.
Mit Zeilen wie „Ich bleib‘ Optimist und ich geb‘ nicht auf, am Ende kommt bestimmt etwas Gutes raus“ gibt der Chor Kraft in der Pandemie. Der Musiker Sebel aus Recklinghausen hatte den Song 2020 geschrieben.
Nadine Strothmüller ist sich sicher: „Wir werden den Song beim nächsten Konzert auf die Bühne bringen.“ Bei Facebook wird die Schule gefeiert. Der Song hat bereits knapp 130 Likes eingeheimst und wurde fast 80 Mal geteilt (Stand: 14. April). In den Kommentaren heißt es: „Ich habe mehr als ein Tränchen verdrückt.“

Für das Musikprojekt „Zusammenstehen“ war der Dreh vor einem "Green-Screen" nötig. Julia Kuljus Biosca spielt Cello. © Heinrich-Heine-Gymnasium
Freddy Schneider, Jahrgang 1993, Dortmunderin. Gelernte Medienkauffrau Digital/Print und Redakteurin. Seit 2012 arbeitet sie bei den Ruhr Nachrichten.
