Schock-Anruf bei Dortmunder
Reinhold Willeke (66) lockte Telefon-Betrügerin in die Falle
Schatz, ich habe jemanden totgefahren: Mit einem Schock-Anruf versuchten Telefon-Betrüger, Reinhold Willeke zu überrumpeln. Doch der Dortmunder drehte den Spieß um. Seine Geschichte soll andere warnen.
„Alle, die sagen ‚Wie kann man nur so blöde sein?‘, die können sich einen derart emotionalen Ausnahmezustand überhaupt nicht vorstellen.“ Das sagt Reinhold Willeke, der diesen Ausnahmezustand erlebt hat. Als sein Handy klingelte und seine Frau hektisch schluchzte, sie habe gerade jemanden bei einem Autounfall getötet.
Zumindest sollte Willeke das glauben. Denn in Wirklichkeit war es nicht seine Frau, sondern eine Fremde, die ins Telefon weinte. Dadurch war die Stimme nicht einfach zu erkennen - und schnell wurde der Hörer weitergereicht, zu einem angeblichen Polizisten.
Es sei nicht irgendjemand gewesen, den die Frau an einer für sie roten Ampel überfahren habe, hieß es. Weil eine Angehörige einer Diplomatenfamilie aus Berlin betroffen sei, würden drastische Konsequenzen drohen. „Bei mir löste das erst mal Entsetzen aus“, sagt Willeke.
Total aufgewühlt sei er gewesen, seiner Frau drohe Untersuchungshaft, hieß es. Gegen eine Kaution von 70.000 Euro müsse sie aber nicht ins Gefängnis. Und im ersten Schockmoment hat der Dortmunder sofort überlegt, ob er diesen Betrag aufbringen kann.
Mitarbeiterin beruhigte und klärte auf
Dass er von so einer Masche als Telefonbetrug schon mal gehört hatte, daran dachte der 66-Jährige in dem Moment nicht. Seine Gedanken waren vielmehr bei seiner Frau und daran, was so ein schlimmer Vorfall bei ihr auslösen könnte.
Willeke war da gerade auf der Arbeit: „Meine Mitarbeiterin bekam mit, dass ich so wahnsinnig hektisch wurde“, erzählt er. Während das Telefongespräch noch lief, erzählte er ihr schnell, was passiert sein soll: „Sie hat dann sofort geschaltet und sagte, das ist ein Fake.“ Erst dann dachte der Dortmunder richtig darüber nach und atmete kurz durch.
Mit einem zweiten Handy schrieb er seiner echten Frau eine Nachricht, die schnell ganz normal beantwortet wurde. Parallel rief die Mitarbeiterin die Polizei an, die Willeke durchs weiterhin laufende Telefongespräch begleitet hat.
Mit der neuen Erkenntnis, dass es sich um einen Betrugsversuch handelte, reagierte Willeke dann erstaunlich abgeklärt. Etwa zwei Stunden lang sprach er mit verschiedenen Menschen im selben Anruf: etwa einem angeblichen Staatsanwalt und einer angeblichen Richterin.
Übergabe im Beisein der Polizei
Mit dem Segen der Polizei sagte der Dortmunder dann schließlich sogar die Übergabe der 70.000 Euro zu, an der Straße vor seinem Arbeitsplatz. Tatsächlich kam dann auch eine Frau, nahm den Beutel entgegen, in dem sich nichts besonders Wertvolles befand - und wurde prompt an Ort und Stelle von der echten Polizei festgenommen, die sich versteckt gehalten hatte.
Passiert ist der Vorfall bereits im September, das Verfahren gegen die 20-jährige Kölnerin läuft noch. Weil die Polizei aktuell vermehrt vor betrügerischen Anrufen warnt, hat sich Willeke bereit erklärt, über die Masche zu sprechen. Er sagt aber auch: „Ich kann keinem irgendeinen Ratschlag geben.“ Die Anrufer haben ihn, der jetzt so abgeklärt über den Fall spricht, dermaßen überrumpelt, dass er fast angebissen hätte.
Beteiligte so auf frischer Tat zu erwischen, ermöglicht der Polizei zum Beispiel, deren Handy sicherzustellen und neue Ermittlungsansätze zu verfolgen. So eine Festnahme bei einer angeblichen Übergabe war nicht die erste in Dortmund. Ein anderer Täter ist mittlerweile zu einer Haftstrafe verurteilt worden: „Weil er bei der Festnahme noch Beute aus zwei anderen Taten dabei hatte“, wie Polizeisprecherin Nina Kupferschmidt erzählt.
„Das Problem ist bei diesen Taten: Die Drahtzieher sitzen leider meistens im Ausland in einem Callcenter“, sagt sie. Das Hauptaugenmerk der Polizei Dortmund liege deshalb darauf, potentielle Opfer zu stärken und mit Schilderungen wie der von Reinhold Willeke zu sensibilisieren, damit sie niemandem im Affekt tatsächlich ihre Wertsachen übergeben.
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