
© Kevin Kindel
Dortmunder (†24) erstochen: Nachbarin hörte Schreie - bis sie verstummten
Polizei
Nachmittags gegen 16.30 Uhr waren erst Schreie zu hören, dann war es still - bis jede Menge Polizei ankam. Ein 24-Jähriger lag blutend im Hausflur und ist noch vor Ort gestorben.
Die Herderstraße ist eine breite Straße zwischen Schützen- und Uhlandstraße, die auf die Mallinckrodtstraße zuläuft. Mitten im Trubel dieser belebten Nordstadt-Straßen ist die Herderstraße sehr ruhig, hier geht es gemächlich zu.
Diese Ruhe ist am Donnerstag (10.6.) plötzlich durchbrochen worden, als es in einem Wohnhaus zu einem tödlichen Streit kam. Am Tag danach war noch ein Tatortreiniger damit beschäftigt, den Eingangsbereich zu putzen. Jede Menge Blut war hier zu sehen.
Eine „Auseinandersetzung zwischen zwei Personen“ konnte die Polizei zu Beginn ihres Einsatzes kurz nach 16.30 Uhr nur bestätigen. Dass gleich vier Streifenwagen vor Ort zu sehen waren, sei nicht ungewöhnlich, hieß es. Stunden später, als immer noch Polizisten vor Ort waren, wurde dann bestätigt, dass ein junger Mann ums Leben gekommen ist.
„Lautstarke Auseinandersetzung“ im Treppenhaus
Ein 24-jähriger Bewohner des betroffenen Hauses sei mit Stichverletzungen blutend im Treppenhaus gefunden worden. Er sei nicht mehr ansprechbar gewesen, Polizisten versuchten ihn zu reanimieren - vergeblich. Eine „lautstarke Auseinandersetzung“ sei den Stichen vorausgegangen, heißt es.
Ein Anwohner des Nachbarhauses erzählt am Tag danach, dass seine Tochter zur Tatzeit Schreie gehört habe. Die seien dann plötzlich verstummt. Wenig später sei dann bis in die Nacht nur jede Menge Polizei zu sehen gewesen. Erst gegen 3 Uhr sei eine Leiche aus dem Haus gebracht worden. Das Opfer kenne er vom Sehen, habe aber nie mit ihm gesprochen, sagt der Mann.
Anders geht es einer Nachbarin aus dem Haus des Tatorts. Der 24-Jährige sei seit ihrem Einzug ein Freund geworden und habe auch mal auf ihre Kinder aufgepasst, erzählt sie. „Das ist so erschreckend, ich bin schockiert“, sagt sie auf Englisch. Vom Streit habe sie nichts mitbekommen, erst am Freitagmorgen habe sie erfahren, was passiert ist, sagt die Nachbarin. Ob der junge Mann mit jemandem Ärger hatte, wisse sie nicht.
„Ermittlungen stehen ganz am Anfang“
Erste Gerüchte machten schnell in der Nachbarschaft die Runde, dass es sich um einen Konflikt im Drogenmilieu handeln könnte. Ein Nachbar meint, das Opfer sei schon mal von der Polizei mitgenommen worden. „Dazu kann ich nichts sagen“, sagt der zuständige Staatsanwalt Carsten Dombert auf Anfrage unserer Redaktion.
„Die Ermittlungen zur Tatmotivation stehen ganz am Anfang“, sagt der Staatsanwalt. Bislang gebe es, Stand Freitagmittag, keine Hinweise auf einen Tatverdächtigen. Mit weiteren Befragungen wollen sich die Ermittler nun ein Bild von der gesamten Situation schaffen.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
