
© Kevin Kindel
41-Jährige getötet: „Die konnten nicht miteinander und nicht ohne einander“
Mann in Untersuchungshaft
Eine 41-jährige Dortmunderin ist tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Ein Mann sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Freunde der Toten sprechen über die Frau und die Beziehung zu dem Verdächtigen.
Erst sei am Pfingstsamstag (22.5.) neben Polizeiautos auch ein Rettungswagen auf der Fliederstraße zu sehen gewesen. Dann sei dieser aber relativ schnell weggefahren, Polizisten blieben vor Ort. „Die holen gleich einen mit einem schwarzen Wagen ab“, war sich Diana Flohr sicher.
Die Nachbarin wusste da noch nicht, dass es sich um ihre Freundin handeln sollte, die tot in ihrer Wohnung zwischen Schützen- und Uhlandstraße gefunden wurde. Weil sie sich nicht bei ihrem Vermieter gemeldet hatte, war die Tür geöffnet worden. Die 41-jährige Bewohnerin war schon seit längerer Zeit tot.
Der Verdächtige schweigt zum Vorwurf
Am Dienstag (1.6.) hat die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass ihr Lebensgefährte (52) verdächtigt werde, die Frau umgebracht zu haben. Der Mann befindet sich in Untersuchungshaft. Er habe sich bislang nicht zum Vorwurf geäußert.
Diana Flohr und weitere Freunde haben einen Gedenkmarsch organisiert und Kerzen vor dem Haus der Toten niedergelegt. Über die Freundin haben sie nur Gutes zu erzählen. „Wenn irgendwas war, war sie die erste, die sich gerade gemacht hat“, sagt ein Mann, der sich als „Zimmermann“ vorstellt. Unter diesem Spitznamen sei er bekannt.
Neun Monate lang sei er obdachlos gewesen und habe am Kanal gelebt. Die Verstorbene habe für ihn gekocht: „Die war immer als erste da.“ Wenn die 41-Jährige für 50 Euro einkaufen ging, habe sie nur Waren für 10 Euro selbst behalten: „Den Rest hat sie verschenkt. Sie hat sich das letzte Hemd ausgezogen.“ Diana Flohr sagt: „Sie hatte einen unheimlich starken Gerechtigkeitssinn.“
Ob es in der Beziehung zu dem Verdächtigen Gewalt gab, können die Freunde nicht sagen. Aber der Mann sei der Polizei bekannt gewesen - dass er wegen Gewaltdelikten „einschlägig vorbestraft“ ist, bestätigt auch Staatsanwältin Alina Hildesheim. Der Mann habe schon einmal eine Haftstrafe verbüßt.
„Nicht mit einander und nicht ohne einander“
„Er hat eine Bannmeile gehabt“, sagt „Zimmermann“: Der Mann habe sich der Frau nicht nähern dürfen. „Die konnten nicht miteinander und nicht ohne einander“, sagt er, der die Tote vor knapp 18 Jahren kennengelernt habe. „Zehn Jahre lang oder so“ sei sie mit dem Verhafteten zusammen gewesen. Streit habe es sicherlich mal gegeben: „Ist ja ganz normal. Es gibt keine Bilderbuchbeziehung.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
