
© Julian Preuß
Wann ist Tanken am günstigsten? Tankstellenbetreiber widerspricht Forschern
Spritpreise in Dortmund
Forscher aus Essen wollen herausgefunden haben, wann Autofahrer am günstigsten tanken können. Ein Tankstellenbetreiber aus Dortmund ist anderer Meinung.
Dortmund am frühen Nachmittag, nahe Innenstadt. Walid Chicha fährt mit seinem Kleinwagen auf das Gelände einer Tankstelle und hält vor der Zapfsäule. Die Anzeigetafel zeigt 1,52 für Diesel, 1,61 Euro für Super E10, 1,67 Euro für Super und 1,76 Euro für Super Plus an. Chicha tankt trotzdem. Er muss.
Liter Benzin erhöhte sich seit Jahresbeginn um 25 Cent
Aus beruflichen und familiären Gründen ist er auf sein Auto angewiesen. Doch zurzeit sind die Spritpreise so hoch wie lange nicht. Der Liter Benzin habe sich seit Jahresbeginn im Bundesdurchschnitt um 25 Cent erhöht, der Liter Diesel um 18 Cent. Das erklärt ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes gegenüber dieser Redaktion.
Viele Autofahrer suchen deshalb nach einer Lösung, so günstig wie möglich zu tanken. Eine mögliche Lösung: die Preise im Tagesverlauf vergleichen und den Zeitpunkt mit den niedrigsten Preisen abpassen.
Spritpreise: Morgens teurer, abends günstiger
Forschende vom RWI Leibniz Institut aus Essen haben nun die Preisschwankungen des Sprit-Preises ausgewertet. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Schwankungen zugenommen haben und sich der Zeitpunkt mit dem teuersten Benzinpreis verschoben hat. „Lagen zuvor die höchsten Preise in der Nacht, sind sie seitdem regelmäßig am frühen Morgen zu beobachten. Die Tageszeit mit den günstigsten Benzinpreisen ist dagegen nach wie vor der frühe Abend“, fassen sie in einer Pressemitteilung zusammen.
Der ADAC Westfalen konkretisiert diese Ausführungen. „Regelmäßig am niedrigsten sind die durchschnittlichen Spritpreise zwischen 18 und 19 Uhr und zwischen 20 und 22 Uhr. Morgens ist der Sprit am teuersten. Ab circa 6 Uhr steigen die Kraftstoffpreise deutlich an und erreichen kurz nach 7 Uhr ihren Höhepunkt“, schreibt eine Sprecherin des Vereins auf Anfrage.
Tankstellenbetreiber: „Morgens und abends die gleichen Preise“
Der Tankstellenbetreiber, bei dem Chicha seine Rechnung bezahlt, bestätigt diese Ergebnisse nicht. Er möchte nicht namentlich genannt werden. Die Konkurrenz um jede einzelne Kundin und jeden einzelnen Kunden ist groß. „Ich hatte beispielsweise schon vormittags und abends die gleichen Preise“, sagt er. Daher könne er keine Prognose abgeben, wann Sprit am günstigsten ist.
Der Tankstellenbetreiber hält das Suchen nach der günstigsten Tankstelle für Zeitverschwendung. „Den Sprit, den die Leute durch einen niedrigeren Preis gewonnen haben, verfahren sie auf dem Weg zur Tankstelle wieder“, sagt er.
Eine ähnliche Ansicht vertritt Chicha. „Ich tanke, wenn das gelbe Lämpchen blinkt“, sagt er. Wenn es sein muss, tanke er ebenfalls bei Ketten. Lieber fahre er allerdings zu freien Tankstellen. Die seien günstiger. Von Apps, die die niedrigsten Preise anzeigen sollen, hält er nicht viel. „Die sind oft nicht aktuell“, meint er.
ADAC-App zeigt minutengenaue Preise an
Mit der Spritpreis-App bietet auch der ADAC einen solchen Service an. Diese Funktion zeige minutengenau die aktuellen Preise in der Umgebung oder entlang der geplanten Route an.
Dass die Kraftstoffpreise mehrmals am Tag billiger und teurer werden, sei aber nicht auf die Tankstellen zurückzuführen. „Wir Betreiber haben da keinen Einfluss drauf. Das wird von den Kraftstoffgesellschaften gesteuert“, sagt der Tankstellenbetreiber. Viele Faktoren seien dafür ausschlaggebend - auch der Stadtbezirk. Deshalb könne es ein, dass sich zum gleichen Zeitpunkt die Preise zweier Tankstellen einer Kette unterscheiden. „Entscheidend ist die Nachfrage und damit der Kunde“, heißt es vom Mineralölwirtschaftsverband.
Um die Schwankungen auszugleichen, hat sich Walid Chicha eine eigene Taktik ausgedacht: „Ich tanke alle zwei Tage für etwa 30 Euro.“ Und das auch, wenn die Preise mal wieder hoch sind. Denn Chicha benötigt sein Auto regelmäßig. So wie viele andere Menschen ebenfalls.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.