Der 18. Dortmund-Tatort „Marionetten“ wird zurzeit vor allem in Köln und Umgebung gedreht mit dem Ermittler-Team Peter Faber (Jörg Hartmann)
Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger), Jan Pawlak (Rick Okon) und Martina Bönisch (Anna Schudt). Regie führt Ayse Polat.

© Thomas Kost

Dortmund-Tatort: Frauen werden abgeschleppt, flachgelegt und fallengelassen

rnDreharbeiten

Aktuell laufen die Dreharbeiten für den 18. Dortmund-Tatort „Marionetten“. Diese Folge gibt einen Einblick in eine Aufreißer-Masche, von der viele Dortmunder noch nichts gehört haben dürften.

Dortmund Köln

, 09.09.2020, 19:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

Rick Okon und Stefanie Reinsperger opfern ihre Mittagspause für ein Video-Gespräch. So laufen Pressekonferenzen in Corona-Zeiten. Es geht um den 18. Dortmund-Tatort „Marionetten“, für den aktuell die Dreharbeiten laufen. Okon und Reinsperger spielen die beiden dienstjüngsten Ermittler Jan Pawlak und Rosa Herzog neben den „Oldies“ Jörg Hartmann (Peter Faber) und Anna Schudt (Martina Bönisch).

Beide Nachwuchskommissare sitzen für das Presse-Gespräch im „Dortmunder Polizeipräsidium“, das in Wirklichkeit in Köln liegt. Auch für diese Folge gelte es, mit Blick auf das Ansteckungsrisiko durch Corona und die damit verbundenen Auflagen teure Reise-Produktionen zu verhindern, erläutert Producerin Katrin Kuhn. Und Hauptproduktionsort für den Dortmund-Tatort ist nun mal Köln, wo das „Dortmunder Polizeipräsidium“ aber selbst ohne Corona verortet ist.

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Auch wenn von Dortmund nur ein paar Schnittbilder ohne Akteure zu sehen seien, werde man „Dortmund immer noch spüren“, versichert der zuständige WDR-Redakteur Frank Tönsmann, „wir sind nicht nur lebendig in den Außenaufnahmen, sondern auch in den Figuren.“

Konflikte in der Hörder Wache

Dieses Mal muss man sich in der Wache Hörde den Fragen der Mordkommission stellen. Es gehe zunächst um Konflikte zwischen den Kommissaren und der Streifenpolizei, berichtet Katrin Kuhn.

Der junge Polizeihauptmeister Nicolas Schlüter kommt von seiner morgendlichen Jogging-Runde nicht zurück: Ein Auto hat den Polizisten erfasst – offenbar ganz gezielt. Schlüter stand unmittelbar vor einer Beförderung, auf der Wache war er beliebt und hatte gute Freunde, seine Frau Simone erwartet gerade das erste Kind. Hinweise auf ein Mordmotiv oder Verdächtige scheint es nicht zu geben.

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Doch dann nimmt der Fall eine andere Richtung und führt die Kommissare in einen Kreis von Aufreißern, sogenannten Pickup-Artists, die nach dem Motto „abschleppen, flachlegen, fallenlassen“, mittels Manipulation mit so vielen Frauen wie möglich Sex haben wollen.

Jan Pawlak wird aus der Bahn geworfen

Apropos Sex. Bei der vorangegangenen Pressekonferenz zur 17. Folge „Heile Welt“, ließen Jörg Hartmann und Anna Schudt durchblicken, dass sich Faber und Bönisch näher kommen. Was bedeutet diese Liebelei für die jungen Kollegen? „Das macht es nicht einfacher“, sagt Rick Okon.

Jan Pawlak hat zudem seine eigenen Probleme, die unter anderem mit seiner drogenabhängigen Frau zusammenhängen. „Es passiert etwas in seinem Umfeld, das ihn etwas aus der Bahn wirft“, sagt Okon über seine Figur. Doch in seiner Kollegin Rosa Herzog, die erst zum zweiten Mal dabei ist, findet er einen „warmherzigen, sympathischen Menschen“, mit dem sich eine Freundschaft anbahne.

Rosa Herzog sei ein sehr zugewandter Mensch, bestätigt Stefanie Reinsperger. Was Rosa für ihr Spezialgebiet prädestiniert: das Lesen von Mikroexpressionen bei Menschen. Sie beobachtet und analysiert die Mimik und Körpersprache ihres Gegenübers, registriert die kleinste Regung und zieht ihre kriminalistischen Schlüsse daraus. Diese Fähigkeit sei „Fluch und Segen zugleich“, verrät Stefanie Reinsperger, „weil man alles liest.“

Reinsperger ist Fan von „True Detective“

Die Schauspielerin selbst ist Fan der düsteren US-Serie „True Detective“, in der die Ermittler die gleiche Fähigkeit wie Rosa Herzog besitzen. Ist das nicht auch hilfreich für das wirkliche Leben? „Das würde ich mir nicht anmaßen, dass ich solche minimalen Regungen lesen könnte wie die Experten“, sagt sie, das gehöre aber schon generell zu dem, was ihr im Leben Spaß mache (Rick Okon lacht). Und eines hat sie dabei bereits festgestellt: „Mit den Masken hat sich unsere Mimik verändert.“

Beim Drehen tragen die Schauspieler zwar keine Maske, doch Frank Tönsmann hofft, dass der 19. Tatort im nächsten Jahr nach Ostern wieder unter normaleren Bedingungen gedreht werden kann – ohne Maskenpflicht am Set, ohne Abstandhalten und morgendliches Fiebermessen und wieder mit Szenen aus Dortmund.

Gemessen an den Einschaltquoten der letzten zwei Jahre ist der Dortmund-Tatort unter den 22 ARD-Sonntags-Krimis dieser Reihe seit November 2019 von Platz 8 auf 14 abgerutscht. Liegt das an der Episode „Zorn“, die im Januar 2019 ausgestrahlt wurde, in einer heruntergekommenen Bergbausiedlung spielte und mit heftigen Klischees arbeitete? Das hatte damals in Dortmund zu Protest geführt, allen voran von Oberbürgermeister Ullrich Sierau.

Drei vielversprechende Folgen

Dem hält WDR-Redakteur Tönsmann entgegen, dass beim Tatort-Voting im Sommer in der ARD gleich zwei Dortmund-Tatorte vertreten waren: „Für so ein junges Team ist das eine reife Leistung.“ Zudem seien Quoten auch stark vom Konkurrenz-Programm abhängig. Und Tönsmann kündigt an: „Von den drei kommenden Folgen kann man sich etwas versprechen.“

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Die Folgen „Heile Welt“ und „Marionetten“ werden im ersten Halbjahr 2021 ausgestrahlt. Doch vorher wird noch in diesem Herbst die Doppelfolge „In der Familie“ zu sehen sein – der Jubiläums-Tatort zum 50-jährigen Bestehen der Krimi-Reihe, für den die Dortmunder Kommissare gemeinsam mit den Münchener Kollegen Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ermitteln.