Dortmunds Nordstadt soll neue Bibliothek bekommen Ex-Commerzbank wird für 10 Millionen umgebaut

Stadt will neue Bibliothek eröffne: Die Immobilie ist schon ausgeguckt
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Die Fenster im Erdgeschoss sind mit Grafitti beschmiert. Reingucken würde eh nicht lohnen: Es gibt nichts zu sehen im Gebäude an der Münsterstraße 105 im Herzen der Nordstadt.

Früher verkaufte dort ein Möbelhaus, danach zog die Commerzbank ein. Lange her. Seit Schließung der Commerzbank-Filiale stehen die Räume im Erdgeschoss sowie in 1. und 2. OG leer. Lediglich im Dachgeschoss gibt es ein paar Wohnungen, die noch vermietet sind. All das soll sich ändern:

Die Stadt will die von einem Privaten gehaltenen Immobilie am Mehmet-Kubasik-Platz kaufen, umbauen und eine neue Stadtteil-Bibliothek einquartieren.

Rund 20.000 Medien sollen den Besuchern dort zu Verfügung stehen. „Unser Schwerpunkt wird auf Kindern und Jugendlichen liegen“, kündigt Johannes Borbach-Jaene, Leiter der Stadt- und Landesbibliothek am Wall an. Der neue Satellit in der Nordstadt soll bieten, woran es in der Zentralbibliothek fehlt: mehr Platz für gemeinsames Lernen und Arbeiten.

Auch Veranstaltungen und Schulungen sollen dort möglich sein. „Die Nutzungskonzepte für Bibliotheken haben sich verändert“, sagt Borbach-Jaene. Gemessen an einer Großstadt, falle die rund 4.000 Quadratmeter große Publikumsfläche in der Stadt- und Landesbibliothek eher bescheiden aus.

Winkt der Rat das Vorhaben in seiner Dezember-Sitzung durch, kommen mit der Immobilie an der Münsterstraße im ersten Umbauschritt bis zum 2. OG rund 880 Quadramteter dazu. Weitere knapp 300 Qadratmeter warten als Ausbaureserve im 3. OG. Allerdings werden „erhebliche Baumaßnahmen fällig“, wie es in einem Papier an die Ratsgremien heißt:

Das Haus muss energetisch modernisiert werden und soll eine Solaranlage auf dem Dach bekommen. Es muss barrerefrei und mit moderner Technik augestattet werden, etwa für schnelles WLAN. Das wird nicht ganz billig: Gebäudekauf, Um- und Ausbau schlagen nach aktueller Rechnung mit 9,72 Millionen Euro zu Buche.

"Der Bedarf ist da", sagt Kulturdezernent Jörg Stüdemann zu einer neuen Stadtteil-Bibliothek in der Nordstadt.
"Der Bedarf ist da", sagt Kulturdezernent Jörg Stüdemann zu einer neuen Stadtteil-Bibliothek in der Nordstadt. © RN

Den Rechnungen vorausgegangen war eine Machbarkeitsstudie des Dortmunder Büros Schamp & Schmalöer. Es hatte unter anderem die Substanz und Tragfähigkeit des Gebäudes untersucht. Ergebnis: Ja, die Immobilie sei für eine Nutzung als Stadtteilbibliothek grundsätzlich geeignet. Das zunächst favorisierte Gebäude an der Lortzingstraße 10/Burgholzstraße 35 hatte den Anforderungen nicht genügt.

Kleiner Wermutstropfen: Das Ganze wird noch dauern. Basierend auf der Machbarkeitsstudie, müssen zunächst konkrete Pläne erstellt werden. Allein das, sagt Kulturdezernent Jörg Stüdemann auf Anfrage, könne bis zu eineinhalb Jahre dauern. „Danach muss der Bauauftrag ausgeschrieben werden, das sind weitere sechs bis neun Monate“, erläutert Stüdemann. Tauchen keine Überraschungen auf, könne der Umbau 2026 starten.

Mit der Eröffnung rechnet Stüdemann „2028, vielleicht 2027.“ Er selbst wird dann wohl nicht dabei sein: Nach aktuellem Stand geht Stüdemann im September 2025 in Ruhestand.

Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum sieht "ein starkes Signal für die Nordstadt."
Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum sieht "ein starkes Signal für die Nordstadt." © RN

Der frühere Standort an der Erwinstraße war wegen der „räumlichen Nähe" zur Zentralbibliothek am Wall (Max-Von-Der-Grün-Platz) vor mehr als 20 Jahren geschlossen worden. Nun also die Kehrtwende. Auslöser war ein Vorstoß der Grünen, die sich 2021 im Kulturausschuss für eine erneute Filiale stark gemacht hatten. Der Rat griff die Initiative schließlich auf – und machte daraus 2022 einen „Haushaltsbegleitbeschluss“.

Von einem „starken Signal für die Nordstadt“ spricht Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum (Grüne). Mit der neuen Stadtteilbibliothek werde Kindern und Jugendlichen ein zusätzlicher Ort für Lernen, Aufenthalt und gegenseitigem Austausch gegeben. Was für Rosenbaum nur folgerichtig ist: „Die Nordstadt ist der kinderreichste Stadtteil mit der jüngsten Einwohnerschaft“, stellt sie fest. Die Einrichtung an der Münsterstraße wäre die ingesamt zehnte Stadtteil-Bibliothek in Dortmund.

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