
© Stephan Schütze
So war der erste Kino-Besuch in Dortmund nach dem Corona-Lockdown
Premieren-Tag in der Schauburg
Als erstes Kino in Dortmund nach dem Corona-Lockdown hat die Schauburg wieder geöffnet. Wie fühlt er sich an für die Besucher, der Kinobetrieb unter Auflagen und Hygiene-Vorschriften?
Wenn im Saal der Schauburg das Licht ausgeht und erste Bilder von Stefan Ruzowitzkys „Narziss und Goldmund“ erscheinen, merkt man, worauf man in Zeiten ohne Kino verzichten musste: In den Totalen ist ein verschneiter Winterwald zu sehen, schwelgerische Panoramen auf großer Leinwand.
Dazu hört man gregorianischen Gesang, voluminös und wohlklingend, viel schöner als daheim vor der Glotze. Sofort kommt uns der Werbeslogan der Branche in den Sinn, nach zehn Wochen Corona-bedingter Leinwand-Abstinenz leuchtet er umso mehr ein: „Kino – dafür werden Filme gemacht!“
Nun hat die kinolose Zeit ein Ende. Ab Samstag durften Kinos in NRW wieder öffnen, nicht alle taten es. In Dortmund machte sich die Schauburg in der Brückstraße zum Vorreiter und spielt als erstes Haus wieder Filme.
Strenge Hygiene-Auflagen
Wie setzen die Betreiber die strengen Auflagen zu Hygiene und Infektionsschutz um? Wie reagieren die Besucher? Hat überhaupt jemand Hunger auf filmische Kost? Unser Besuch der Schauburg wird zum Testlauf für alle Beteiligten.

Mancher Passant war verwundert am Samstag in der Brückstraße: Hey, die Schauburg hat ja wieder geöffnet! © Stephan Schütze
Vieles ist neu und anders, besonders für das Personal der Schauburg, das an diesem ersten Tag drei Köpfe zählt. „Wir alle haben uns Gedanken gemacht, wie wir die eher allgemein gehaltenen Regeln umsetzen“, erzählt Erwin Rajkovcanin von der Schauburg.
Karten an der Außentür
Wie Abstand einhalten und Gedränge vermeiden? Im Ergebnis hat die Schauburg den Kartenverkauf an die rechte Außentür verlagert, während nur die linke Tür Zugang zum Gebäude gewährt.
Auch Snacks und Getränke werden außen bezahlt, um am Plexiglas-bewehrten Tresen später abgeholt zu werden. Kinofreunde werden einzeln eingelassen (aber bitte mit Maske!), tragen ihre Kontaktdaten in ein Formular ein, warten an einer Haltelinie und gehen auf Zuruf zur Dame mit den Erfrischungen.
Video zur Verdeutlichung
Klingt komplizierter, als es ist. Um allen Gästen vorab eine Orientierung zu geben, hat die Schauburg auf ihrer Webseite sogar ein Video eingestellt, das die Abläufe gut verdeutlicht.
Maske auf, Film ab – So war der erste Kinobesuch nach dem Corona-Shutdown
Und Besucher kommen tatsächlich, nicht selbstverständlich bei feinem Wetter. Die Dortmunder Susanne und Hartmut Chips waren die allerersten Gäste nach der Corona-Zwangspause. Sie sahen den Udo Lindenberg-Film „Mach Dein Ding“ und fanden ihn „super“.
Spontaner Kinobesuch
Annegret Köhle aus Dortmund und Markus Wensing aus Münster kaufen Karten für „Narziss und Goldmund“: „Wir waren in der City verabredet und hatten keinen Kinobesuch geplant“, sagt die Dame. „Ich wollte Markus bloß mein Lieblingskino zeigen, als wir merkten, dass es geöffnet ist. Die Gelegenheit werden wir jetzt nutzen.“

Sie entschieden sich ganz spontan für einen Kinobesuch: Annegret Köhle und Markus Wensing. © Stephan Schütze
Sieben Besucher schauen „Narziss und Goldmund“. Bei dieser Zahl ist der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern kein Problem, alles weitere erläutert Schauburg-Mitarbeiterin Caren Oblinger, die unter den neuen Regeln zur „Benimm-Tante“ wird, fast wie eine Stewardess im Flugzeug.
Über den Notausgang
Unter ihrer Maske baut Caren Oblinger sich vor der Leinwand auf: „Danke, dass Sie heute ins Kino gekommen sind. Hier im Saal dürfen Sie die Masken abnehmen. Gehen Sie zur Toilette, setzen Sie die Maske bitte wieder auf. Ist der Film zu Ende, bin ich wieder da, und Sie verlassen Sie das Haus durch den Notausgang zu meiner Linken, okay?“
Alles okay, Film ab. Nach einer halben Stunde mit den Mönchen um Jannis Niewöhner und Sabin Tambrea verlassen wir den Saal und gehen auf Toiletten-Inspektion.
Reinigung in festem Turnus
Auch dort ist alles okay. „Bitte einzeln eintreten“, sagt das Schild an der Tür, das Herren-WC ist picobello und riecht nach frischer Desinfektion. „Wir reinigen nach festem Turnus“, erklärt Caren Oblinger, „im Saal nach jeder Vorstellung, alle Handläufe und Türklinken sowieso.“
Viel Aufwand, besten Dank dafür. Aber so geht Kino zu Corona-Zeiten.