Der Fredenbaum mit seinem großen Saalbau war das Ziel der ersten Straßenbahn-Linie, die 1894 elektrifiziert wurde.

© DSW-Archiv

Vor 140 Jahren: Pferde zogen die erste Dortmunder Straßenbahn

rnDortmunder Geschichte

Bei der viel beschworenen Verkehrswende sollen Bus und Bahn eine wichtige Rolle spielen. Wie schon mehrfach in der Geschichte Dortmunds. Vor genau 140 Jahren fuhr die erste Straßenbahn in Dortmund.

Dortmund

, 03.07.2021, 10:39 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es war eine Sensation als am 1. Juni 1881, also vor rund 140 Jahren, die erste Straßenbahn durch Dortmund rollte - gezogen von Pferden. Über 2,3 Kilometer führte die Strecke der ersten Dortmunder Pferdebahnlinie vom Steinplatz durch die Nordstadt bis zum Fredenbaum.

Festlich gekleidete Honoratioren der Stadt waren die Ehrengäste bei der Jungfernfahrt. Doch schon bald sollte das „gemeine Volk“ das neue Verkehrsmittel erobern. Und die 4,85 Meter langen Wagen mit nur zwölf Sitzplätzen sollten sich schon bald als viel zu klein erweisen.

Jetzt lesen

Denn der Andrang war groß: „An Sonntagen genügt der Betrieb mit einem Gleis nicht den Anforderungen des Publikums. Acht Wagen waren am Sonntag in Betrieb. Es wurden 5.900 Personen a 15 Pfennig befördert, zwei Kinder auf einem Billet. Bei der Rückfahrt herrschte Andrang“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht.

Als Pferdebahn führte die erste Straßenbahn-Linie ab 1881 zum Fredenbaum.

Als Pferdebahn führte die erste Straßenbahn-Linie ab 1881 zum Fredenbaum. © DSW21-Archiv

Kein Wunder, dass das Straßenbahn-Netz schon bald ausgebaut wurde. Wenige Monate später komplettierten die zweite Linie von der Dorstfelder Brücke bis zur Funkenburg sowie das Reststück der ersten Linie – vom Bahnhof Dortmund über die Kronenburg nach Hörde – das erste Straßenbahn-Netz der Stadt.

Die Pferde wurden drei Jahre später durch Dampftriebwagen abgelöst. Ab 1. März 1894 fuhren die Straßenbahnen dann elektrisch.

Anstoß aus Berlin

In der damals noch selbstständigen Stadt Hörde fuhr ab 1899 die Hörder Kreisbahn, die wie die Dortmunder Straßenbahn anfangs zur „Allgemeinen Lokal- und Straßenbahngesellschaft Berlin“ gehörte. Die ersten Strecken der Hörder Kreisbahn führten von Hörde nach Aplerbeck und von Hörde-Bahnhof nach Hacheney. 1906 übernahm die Stadtgemeinde Dortmund die Straßenbahn von der Berliner Gründungsgesellschaft.

Eine Dortmunder Straßenbahn im Jahre 1906.

Eine Dortmunder Straßenbahn im Jahre 1906. © DSW21-Archiv

1913 war das Dortmunder Angebot auf zehn Linien mit einem Gleisnetz von 35,8 Kilometern ausgebaut worden. Und das wuchs weiter. Denn 1914 gründeten die Stadt und der Landkreis Dortmund die „Dortmunder Straßenbahnen GmbH“. Zu ihrem Streckennetz von rund 100 Kilometern gehörten 16 Linien, 1928 waren es dann 20.

Wie die gesamte Stadt litt aber natürlich auch das Straßenbahn-Netz gewaltig unter den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Es schrumpfte im Frühjahr 1945 auf gerade einmal 13,5 Kilometer zusammen.

Schneller Wiederaufbau

Doch der Wiederaufbau kam in diesem Bereich schnell voran und galt schon 1949 als abgeschlossen. In den Wirtschaftswunder-Jahren war die Straßenbahn so das wohl wichtigste Verkehrsmittel in der Stadt, bevor sich nach und nach das Auto immer mehr Platz eroberte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Straßenbahn ein wichtiges Verkehrsmittel in der Wirtschaftswunder-Zeit - wie hier die Linie zwischen Westfalenhütte und Hauptbahnhof.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Straßenbahn ein wichtiges Verkehrsmittel in der Wirtschaftswunder-Zeit - wie hier die Linie zwischen Westfalenhütte und Hauptbahnhof. © DSW21

Doch Ende der 1960er-Jahre wurden dann wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Der Rat der Stadt beschloss den Bau der U-Bahn – mit einem Netz, das weitgehend noch dem heutigen Zustand entspricht. 1969 begannen am Vorplatz des Hauptbahnhofs die ersten Bohrungen für die „Stadtbahn“, wie das moderne Verkehrsmittel nun heißen sollte.

1969 begann mit einer ersten Bohrung vor dem Hauptbahnhof der U-Bahn-Bau.

1969 begann mit einer ersten Bohrung vor dem Hauptbahnhof der U-Bahn-Bau. © DSW21-Archiv

Deren praktischer Einsatz begann allerdings als Hochbahn mit dem 1976 eröffneten Streckenabschnitt zwischen Kirchderne und Grevel. 1983 wurde dann das erste unterirdische Teilstück der Stadtbahnlinie 1 zwischen Willem-van-Vloten-Straße und Clarenberg in Hörde in Betrieb genommen. Weitere Strecken folgten in den nächsten Jahren. Den bisherigen Schlusspunkt setzt die Eröffnung der Ost-West-Strecke mit den Linien U43 und U44 im Frühjahr 2008.

Heute fährt die seit 14 Jahren komplett mit Ökostrom betriebene Stadtbahn auf acht Linien und einem insgesamt rund 105 Kilometer langen Gleisnetz, das über die Innenstadt sternförmig in alle Himmelsrichtungen führt.

DSW hat Ausbaupläne

Und die Zeichen stehen auf Ausbau: Sowohl die Stadt als auch das Verkehrsunternehmen DSW21 denken über den Bau weiterer Stadtbahn-Strecken nach. Erst einmal wird der Fuhrpark erweitert: Ende des Jahres erwartet man bei DSW21 den ersten von 26 neuen Stadtbahn-Wagen, 64 alte Fahrzeuge sollen modernisiert werden. Die Stadtbahn-Flotte mit insgesamt 121 Fahrzeugen wird bis 2029 für 200 Millionen Euro umfassend modernisiert und erweitert, kündigt DSW21 an.

Jetzt lesen

Fest ins Auge gefasst ist schon die Verlängerung der Stadtbahnlinie U44 von der heutigen Endstation auf das Gelände der Westfalenhütte. Der Bau dieser Strecke könnte ab 2025 beginnen. Und es gibt bei DSW sogar langfristige Gedankenspiele über einen neuen Stadtbahn-Tunnel unter der östlichen Innenstadt.

Geburtstag im Nahverkehrsmuseum

Wer Straßenbahn-Nostalgie erleben will, sollte einmal das Nahverkehrsmuseum am Mooskamp in Nette besuchen. Dort werden viele alte Fahrzeuge aus der Dortmunder Straßenbahn-Geschichte bewahrt. Und man kann sogar Fahrten mit einer Oldtimer-Straßenbahn unternehmen.

Historische Dortmunder Straßenbahnen sind im Nahverkehrsmuseum Mooskamp zu bewundern.

Historische Dortmunder Straßenbahnen sind im Nahverkehrsmuseum Mooskamp zu bewundern. © Stephan Schütze (A)

„Die Straßenbahn hat die Stadtentwicklung in Dortmund seit mehr als hundert Jahren eng begleitet und mitunter maßgeblich geprägt. Dabei war sie auch ein Wegbereiter für die Industrialisierung in der Stadt, da sie die Arbeiter zu den Fabriken und nach der Schicht wieder nach Hause gebracht hat“, erklärt Jens Petersmann als Vorstandsvorsitzender des Trägervereins des Dortmunder Nahverkehrsmuseums die besondere Rolle der Straßenbahn in der Dortmunder Stadtgeschichte.

Deshalb wird der 140. Geburtstag der Straßenbahn in Dortmund dort auch besonders gefeiert. Das Nahverkehrsmuseum hat nach längerer coronabedingter Pause am Sonntag (4.7.) von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Besonderes Highlight dabei: Die Besucherinnen und Besucher können eine 11 Kilometer lange Strecke in der Museumsstraßenbahn zurücklegen und ein nostalgisches Fahrgefühl erleben.

Lesen Sie jetzt