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Wärme aus Holz: Dortmunder Unternehmen planen neues Heizwerk
Fernwärme-Versorgung
DEW21 erneuert sein Fernwärmenetz. Gespeist wird es mit Abwärme der Deutschen Gasrußwerke. Mit dem städtischen Entsorger EDG könnte bald ein weiterer Akteur dazukommen. Dessen Beigabe: Altholz.
Rund 100 Millionen Euro investiert Dortmunder Energie und Wasser (DEW) in die Erneuerung des Fernwärmenetzes. Es wird von einem Dampfnetz auf ein Heißwassernetz umgestellt und mit Abwärme der Deutschen Gasrußwerke gespeist. Davon profitiert vor allem die Umwelt: Nach Berechnung von DEW wird rund 80 Prozent weniger CO2 ausgestoßen - eine Einsparung von 45.000 Tonnen Kohlendioxid.
Als weitere Bausteine der Fernwärmeversorgung dienen drei dezentrale Heizwerke. Die beiden Anlagen in Lindenhorst und in der Adlerstraße in der westlichen Innenstadt sind fertiggestellt.
Die dritte Energiezentrale auf dem früheren RWE-Kraftwerksgelände an der Weißenburger Straße, das inzwischen DEW gehört, befindet sich zurzeit im Bau. Sie soll im Frühjahr 2022 fertig sein. Die drei Heizwerke sind als eine Art Sicherung gedacht. Sie sollen ins Spiel kommen, wenn der Energieverbrauch besonders hoch ist („Spitzenlastausgleich“).
Entsorger möchte im Zuge der Energiewende Neuland betreten
Bei DEW wird nun geprüft, eine vierte Energiezentrale zu bauen. Und die könnte zu einer besonderen Anlage werden – einer, die mit Altholz gespeist wird. Der städtische Entsorger EDG hat bereits vorgefühlt. „Wir haben eine Menge von gut 40.000 Tonnen Altholz pro Jahr“, sagt Matthias Kienitz, EDG-Sprecher und Abteilungsleiter in der strategischen Unternehmensentwicklung.
Bislang werde das Holz gesammelt und zur Verwertung in der Region weitergereicht. Die damit verbundenen Wege und Transporte könnten bald der Vergangenheit angehören. Der kommunale Entsorger, bislang in erster Linie für Abfallentsorgung und -verwertung zuständig, möchte im Sinne der Energiewende Neuland betreten: Die EDG steht bereit, die Rolle eines Lieferanten zu übernehmen, dessen Stoffströme für eine klimafreundliche Wärme- beziehungsweise Energiegewinnung genutzt werden.
Das Altholzprojekt, sagt Kienitz, könne der Einstieg in eine Zusammenarbeit zwischen zwei bislang getrennten Bereichen werden - im Expertenjargon „Sektorenkopplung“ genannt: auf der einen Seite die Abfallwirtschaft, auf der anderen Seite die Energiewirtschaft. Ein Thema, das auch im kommenden Abfallwirtschaftskonzept der Stadt Dortmund größeren Raum einnehmen soll. Es betrachtet einen Zeitraum von zehn Jahren und wird alle fünf Jahre fortgeschrieben. Im Februar 2022 soll es im Rat der Stadt liegen.
DEW hat auch Wasserstoff-Projekte in der Pipeline
Beim lokalen Energieversorger DEW wird bereits über eine entsprechende Heizzentrale mit Altholz nachgedacht, wie Sprecherin Jana-Larissa Marx auf Anfrage bestätigt. „Wir sind in strategischen Überlegungen“, so Marx. Allerdings handele es sich noch um ein „sehr frühes Stadium“. Daher könne man zurzeit weder Angaben zum Standort des vierten Heizwerks machen noch zur Beschaffenheit der Anlage.
Denkbar wäre der Bau eines Holzheizwerkes, dessen Wärme ebenfalls ins Netz eingespeist wird. Ebenso denkbar wäre aber auch der Bau eines Holzheiz-Kraftwerks, das mittels Elektrolyse sogar grünen Wasserstoff liefern könnte – und über entsprechend komplexere Technik verfügt.
Eine Variante, die bei DEW im Zuge der Projektskizzen allerdings erstmal in den Hintergrund gerückt ist. „Unser Augenmerk gilt zunächst einem Holzheizwerk, das Wärme liefert“, sagt Unternehmenssprecherin Marx. Davon unabhängig plane DEW aber auch Wasserstoffprojekte. Welche genau, wollte die DEW-Sprecherin noch nicht mitteilen.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.