Straße nach Nazi benannt? Wer der Namensgeber der Singerhoffstraße in Dortmund war

Straße nach Nazi benannt? Aufregung um Singerhoffstraße in Hombruch
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Die Bürgerin hatte sich an die Hombrucher Bezirksvertretung gewandt: Sie regte eine Umbenennung der Singerhoffstraße in Hombruch an. Der Grund: Die zweifelhafte Vergangenheit von Namensgeber Gustav Singerhoff.

Die Hinweise über die Gesinnung Gustav Singerhoffs sind eindeutig: Es geht um mehr als nur Sympathien für eine nationalsozialistische Gesinnung. Kann im 21. Jahrhundert eine Straße in Hombruch einen solchen Namen tragen? Die Hombrucher Bezirksvertreter recherchierten und sagten nein, und beschlossen: Sollten sich die eigenen Recherchen über Gustav Singerhoff durch Profis bestätigen, brauche die Straße einen anderen Namen.

Fritz Heckendorf, Vorsitzender des Hombrucher Geschichtsvereins, hat Gustav Singerhoff nach unserer Berichterstattung von der Vereins-Seite der prominenten Hombrucher gestrichen, wie er sagt. Unter keinen Umständen will man in falsches Licht geraten, sollte so jemand auf der Liste der großen Namen aus dem Stadtteil stehen. Aber ist der umstrittene Hombrucher tatsächlich Namensgeber und muss die Straße deshalb umbenannt werden?

Bezirksvertretung
Anfang März diskutierten die Hombruch Bezirksvertretung die Anregung einer Bürgerin, die Singerhoffstraße umzubenennen. © Britta Linnhoff

Der Dortmunder Wolfgang Grohmann, selbst gar nicht in Hombruch, sondern in Brackel zu Hause, sagt: „Nein“. Denn es gehe hier gar nicht um Gustav, sondern um Clemens Singerhoff: Die Singerhoffstraße sei nach dem plattdeutschen Schriftsteller Clemens Singerhoff benannt, der in Hombruch gewohnt habe.

Grohmann ist nach eigenem Bekunden „geographisch und historisch interessiert“ und hat ganz privat nach dem Bericht aus der März-Sitzung der Hombrucher Bezirksvertreter in seinen Unterlagen nachgeschlagen: Im Dortmunder Adressbuch von 1973 und in dem von Reinhard Wolters herausgegebenen Werk „Die Dortmunder Straßennamen und ihre Bedeutung“. Danach legt er sich fest: Es geht um Clemens, nicht um Gustav. Folglich sei die Straße auch nicht nach einem Nazi benannt.

Stadt bestätigt Einschätzung

Grohmanns Einschätzung bestätigt die Stadt auf Anfrage: „Namensgeber für die Singerhoffstraße in Hombruch war der in Hombruch ansässig gewesene plattdeutsche Schriftstelle Clemens Singerhoff.“ Informationen über den Mann finden sich nur schwerlich. Er ist wohl 1840 geboren, hat in Hombruch gelebt und ist „vor 1896“ gestorben. Bis Ende der 1920er-Jahre hieß die Singerhoffstraße übrigens Ebertstraße. Die Änderung wurde im Zuge der Eingemeindung nötig.

Vorschlag: Zusatz unter dem Namensschild

Clemens Singerhoff ist offenbar unter dem Radar aller geblieben. Dabei waren die Singerhoffs „sehr ehrenwerte Bürger“, weiß Heinz-Ludwig Bücking vom Hombrucher Geschichtsverein. Die Familie sei eine der ersten Siedler in Hombruch gewesen. Ihr Haus habe an der Ecke Singerhoff-/Grotenbachstraße gestanden. Von der Gesinnung Gustav Singerhoffs distanziert sich Heckendorf ausdrücklich. Auch die Familiengeschichte habe dadurch sicher gelitten.

Sowohl er als auch Wolfang Grohmann haben einen Vorschlag, damit es nicht weiter zu Irritationen kommt: ein Zusatz unter dem Namensschild als Hinweis. Entweder auf den Namensgeber Clemens, seines Zeichens Hombrucher Schriftsteller, so schlägt es Grohmann vor, oder mit einem Hinweisschild auf die Familie Singerhoff als eine der ersten Siedler (Vorschlag Bücking).

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