Leichenfund in Holzen Maden dringen durch Stromleitungen - Toter lag wohl länger in seiner Wohnung

Maden kommen durch Stromleitung: Toter lag wohl länger in Holzener Wohnung
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Anja Rauscher aus Holzen kann es immer noch nicht ganz fassen, als wir sie zum Gespräch treffen. Aufgeregt berichtet sie von den Vorkommnissen der vergangenen Tage. Alles begann am vergangenen Samstag (4. November) mit einer Entdeckung im Wohnungsflur.

Anja Rauscher lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Hund in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Dortmund-Holzen, an der Stadtgrenze zu Schwerte. Am Samstagvormittag, nach dem Wochenendeinkauf und einem ausgiebigen Hausputz, wie sie erklärt, sei kurze Zeit später ihr Mann nach Hause gekommen.

Dieser machte im Eingangsbereich der Wohnung eine seltsame Entdeckung: Eine dicke Made kroch dort über den Boden. „Wir haben uns dann gefragt: Wie kommt denn die Made hier hin?“, erinnert sich Anja Rauscher und ergänzt: „Dann dachten wir: Ok, ich war gerade an den Mülltonnen und habe den Abfall weggebracht, vielleicht war eine unterm Schlappen.“ Zu diesem Zeitpunkt ahnten beide noch nicht, woher die Made wirklich stammte.

Einsatzkräfte vor Ort

Kurze Zeit später, immer noch am Samstag, entdeckten die Rauschers mehrere weitere Maden, ebenfalls im Korridor der Wohnung. „Wir wussten einfach nicht, woher die kommen.“ Noch am selben Abend war dann klar: Die Maden bahnten sich den Weg von der obersten Wohnung bis ins Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses.

Als die Rauschers sich gerade bettfertig machten, rückten die Einsatzkräfte an und fanden in der Wohnung im dritten Obergeschoss eine Leiche, die dort offenbar schon länger gelegen haben muss. Den Einsatz der Polizei und den Fund der Leiche bestätigte Polizei-Pressesprecherin Nina Kupferschmidt auf Nachfrage.

Maden in einer Lampe
Selbst in den Lampen im Treppenhaus sammelten sich Hunderte Maden. © Staab

Ein Nachbar hatte laut Anja Rauscher offenbar die Polizei verständigt, nachdem bei ihm ebenfalls Maden durch die Stromleitungen in dessen Wohnung gedrungen waren. „Die Rettungskräfte stürmten dann hier das Haus und wir hörten, wie sie Wohnung oben aufbrachen. Wir dachten erst, es brennt“, berichtet Anja Rauscher von dem ereignisreichen Abend.

Auch am Dienstagmittag (7. November) waren in den Lampen im Hausflur noch Hunderte der Maden zu sehen, die auch durch die Stromleitungen gekrochen sein müssen. Bei dem Toten handelt es sich laut Anja Rauscher um einen älteren Mann, der schon länger in dem Haus lebte, zuletzt aber Hilfe beim Müll-Rausbringen und Einkaufen benötigte.

Kritik an Wohnungsunternehmen Vonovia

Als am Abend feststand, woher der Maden-Befall stammte, rief Anja Rauscher auf Anraten der Einsatzkräfte sofort den Notdienst ihrer Wohnungsgesellschaft Vonovia an und schilderte den Fall. „Die Einsatzkräfte empfahlen mir, sofort dort anzurufen, weil ‚akuter Handlungsbedarf zur Reinigung‘ bestand. Selbst ein Polizist hat am Hörer dem Vonovia-Mitarbeiter gesagt, dass sofort etwas passieren muss“, so die Anwohnerin, die das Verhalten der Vonovia auch Tage später noch scharf kritisiert. Sie sei immer wieder vertröstet worden, berichtet sie.

Der Vonovia-Mitarbeiter habe das Anliegen zunächst entgegengenommen, mit dem Hinweis, er kümmere sich. „Dann habe ich am Sonntag dreimal angerufen und es hieß: Ja, es wäre aufgenommen, das geht an einen Sachbearbeiter. Aber es kann nicht angehen, dass jetzt die Vonovia wieder ihren bürokratischen Dienst verrichtet. Wir brauchen dringend Reinigungsleute, wir haben hier Ungeziefer“, ärgert sich Anja Rauscher. Unterdessen seien bei ihr in der Wohnung ebenfalls weitere Maden durch die Steckdosen gekommen – daraufhin klebte sie alle Steckdosen ab. Eine Made habe sie sogar im Bett unter dem Kopfkissen gefunden.

Anwohnerin Anja Rauscher hat alle Steckdosen in der Wohnung zugeklebt, damit nicht weitere Maden in ihre Wohnung kommen.
Anwohnerin Anja Rauscher hat alle Steckdosen in der Wohnung zugeklebt, damit nicht noch weitere Maden in ihre Wohnung kommen. Sie sei von der Vonovia immer wieder „vertröstet“ worden. © Staab

Auch am Montag habe sie nicht den Eindruck gehabt, dass die Vonovia daran interessiert sei, schnell zu handeln. Deshalb rief sie selbst bei der Kriminalpolizei an, da die Wohnung des Toten zwischenzeitlich versiegelt wurde. „Die Schlüssel für die Wohnung lagen bereit und die Freigabe war ebenfalls da. Es ist eine Unverschämtheit, wie man hier vertröstet wird und wie Notfälle behandelt werden.“ Erst am Dienstagmittag, also drei Tage nach dem Auffinden der Leiche, waren zwei Vonovia-Mitarbeiter vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Wohnung zu machen.

„Reinigungsarbeiten haben begonnen“

Mittlerweile, das teilt Vonovia-Pressesprecherin Bettina Benner am Mittwoch (8. November) mit, hätten die Reinigungsarbeiten bereits begonnen. „Im direkten Anschluss findet eine Begutachtung durch einen Schädlingsbekämpfer statt. Unsere vor Ort zuständigen Mitarbeiter telefonieren zur Stunde die Mieterschaft ab, um zu erfragen, ob in den jeweiligen Wohnungen ein Schädlingsbefall vorliegt.“ Sollte dies der Fall sein, würde die Vonovia umgehend für Abhilfe sorgen und eine Schädlingsbekämpfung durchführen lassen.

Zu den Vorwürfen, dass man nicht sofort gehandelt habe, erklärt die Pressesprecherin: „Unser Mitarbeiter aus der Notfall-Hotline hat den Anruf der Mieterin am Samstag um circa 22.45 Uhr entgegengenommen und den Sachverhalt am nächsten Morgen umgehend an die regionale Rufbereitschaft weitergeleitet. Diese hat sodann eine entsprechende Reinigung beauftragt.“

Der zuständige Objektbetreuer sei am Montag vor Ort gewesen und habe dabei festgestellt, dass die betreffende Wohnung von der Polizei versiegelt wurde. Eine Freigabe der Wohnung durch die Polizei und den Sohn des verstorbenen Mieters sei dann erst am späten Montagabend erfolgt, sodass sich die Mitarbeiter erst am Dienstag einen Eindruck von der Wohnung verschaffen und die Schlüssel an eine Spezialreinigungsfirma aushändigen konnten.

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