Klaus Tillmann (65) kann sich noch gut erinnern. Bei einem Spaziergang durch Dortmund-Hörde zeigt er uns die Straßen und Orte im Stadtteil, die vor fast genau 40 Jahren wegen eines heftigen Unwetters unter Wasser standen.
Der stellvertretende Bezirksbürgermeister in Hörde und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtbezirk ist so etwas wie ein Ur-Hörder. Er war am 21. August 1983 dabei, als die Wassermassen durch die Straßen schossen. Zum 40. Mal hat sich das Hochwasser nun schon gejährt.
Gewitter in Hörde am 21. August 1983
„Meine Familie lebt seit über 100 Jahren schon in Hörde“, erzählt Klaus Tillmann. Er ist fest verwurzelt im Stadtteil, in dem sich in der Zwischenzeit nicht nur durch die Entstehung des Phoenix-Sees so einiges getan hat.
Vor 40 Jahren war Tillmann ein 25-jähriger Student. Die Erinnerungen an den Tag des Unglücks sind ihm jedoch immer noch präsent: „Es war ein Wochenende. Ich war mit einer Clique auf einem Fest im Westfalenpark, das war ein knacke heißer Tag. Das war richtig toll. Irgendwann trübte es sich ein wenig ein und es fing an zu tröpfeln.“
An jenem Tag im August 1983 habe es zwar gegen Nachmittag bereits nach Gewitter ausgesehen, so Tillmann. Niemand habe jedoch vermutet, dass es hinterher „solche Ausmaße“ annehmen würde. „Es fing dann auf einmal an. Als wenn einer Eimer auskippt, schüttete es. Wir haben uns dann alle erstmal unter das Sonnensegel gerettet.“
Party im Westfalenpark mit jähem Ende
Der Weg im Westfalenpark habe schnell 20 bis 30 Zentimeter unter Wasser gestanden, erinnert sich der heute 65-Jährige. An der Wasseroberfläche seien große Hagelkörner geschwommen, alle anwesenden Leute hätten nur noch versucht, sich möglichst schnell vom unter Wasser stehenden Weg zu flüchten. „Die große Party-Stimmung war dann natürlich erstmal weg.“

Tillmann und dessen Freunde wollten dann schnell zurück nach Hörde. Doch auf dem Weg wurden die Ausmaße der Regenmassen erst richtig deutlich. „Die Emscher war bis zum Weg randvoll. Aber das war kein Bach mehr, sondern ein reißender Fluss. Der schoss dadurch. Dass es solche Ausmaße hatte, war neu, das hätten wir uns nicht ausgemalt“, schildert der stellvertretende Bezirksbürgermeister.

Der damalige Tunnel unter dem Bahndamm in Richtung Hörde, auf dem früher die Eliasbahn rollte, die für den Roheisentransport zwischen Phoenix-West und Phoenix-Ost zuständig war, sei randvoll mit Wasser gewesen. Dort, wo damals die Trasse verlief, radeln heute genüsslich die Radfahrerinnen und Radfahrer über den Emscherweg.
„Die Gefahr hat man damals erstmal ausgeblendet, das war eher eine Faszination“, erinnert sich Tillmann, während er in Richtung des Viadukts an der Emscherpromenade blickt.
„Nur für Taucher geeignet“
Der Tunnel war also keine Option für die Clique rund um Klaus Tillmann. „Der war nur für Taucher geeignet“, sagt er und schmunzelt. Die Gruppe sei dann über die Seydlitzstraße ausgewichen. In der Zwischenzeit habe der Regen sogar schon nachgelassen. „Das war nur ungefähr eine Stunde so heftig“, berichtet der Dortmunder. In Richtung Hörde City ging jedoch trotzdem absolut nichts. Der Autoverkehr stand still. Die Straßen waren voller Wasser.
Während sich die Gruppe auf den Weg in Richtung Weingartenstraße aufmachte, gab es prompt die nächste „Sensation“, wie Klaus Tillmann es formuliert. „Unter der Brücke an der Faßstraße stand ein Lkw, der bis zur Mitte des Führerhauses vollgelaufen war. Da wollten wir dann auch nicht durch.“ Statt zu einem seiner Kumpels ging es also zu Tillmanns Eltern. „In der Weingartenstraße war es aber auch problematisch. Dieser Bereich ist gleichzeitig auch der tiefste Bereich, dort stand bis zum Oberschenkel und bei manchen auch bis zur Hüfte das Wasser.“

Aus allen Richtungen sei das Wasser an der Kreuzung Faßstraße zusammengekommen. „Das war insgesamt schon eine heftige Attacke“, resümiert Tillmann und ergänzt: „Vor zwei Jahren war es ja auch heftig, aber das war nur ein laues Lüftchen dagegen. Sowas habe ich seitdem zum Glück nicht mehr erlebt.“ Mithilfe von Eimern und einer Menschenkette habe man das Wasser aus dem Haus der Eltern transportiert. Die Feuerwehr sei unterdessen komplett überlastet gewesen. „Da brauchten wir gar nicht drüber nachzudenken.“
Klaus Tillmann: „Weiter entsiegeln“
Tillmann glaubt, dass auch der Phoenix-See heutzutage als sogenanntes Regenrückhaltebecken bei einem solch heftigen Schauer wenig bringen würde. „Wer das nicht erlebt hat, denkt auch: Was erzählt der da? Wenn das heute so passieren würde, würden wir wieder absaufen.“
Das Thema Regenschauer sei aktueller denn je, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Hörde. „Man muss deshalb weiter entsiegeln und Flächen schaffen, wo das Wasser überhaupt eine Chance hat, abzusickern.“
Heute kann Klaus Tillmann relativ entspannt über den 21. August 1983 sprechen. So etwas wie vor 40 Jahren möchte er aber definitiv nicht mehr erleben.

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