Die "Dortmund-Guides" an der Möllerbrücke und am Dortmunder U sind eine gute Idee, findet unser Autor Thomas Thiel.

Die "Dortmund-Guides" an der Möllerbrücke und am Dortmunder U sind eine gute Idee, findet unser Autor Thomas Thiel. © Pietsch/Schaper

„Dortmund-Guides“: Endlich gibt es Kümmerer für Dortmunds Party-Hotspots

rnMeinung

Die beliebten Ausgeh-Orte Möllerbrücke und U-Turm haben mit den „Dortmund-Guides“ nun Ansprechpartner vor Ort. Endlich, findet unser Autor. Denn Gespräche funktionieren besser als Polizei-Durchsagen.

Dortmund

, 21.05.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das „Möllern“ auf der Möllerbrücke und das Abhängen auf den Treppen am U-Turm sind mittlerweile feste Bestandteile der Dortmunder Party-Kultur. Sie ziehen an Sommerabenden teils Hunderte Menschen an. Sie verströmen einen Hauch von Metropolen-Flair im ansonsten nicht immer berauschenden Dortmunder Nachtleben.

Die Epizentren der Dortmunder Open-Air-Partyszene machten jedoch in den vergangenen Sommern immer öfter negative Schlagzeilen. Es gab Beschwerden wegen Lärm und Müll. Wiederholt kam es an der Möllerbrücke zu eskalierenden Streits, Gewalttaten und Ausschreitungen, die Polizei musste den Party-Ort mehrfach räumen.

Öffentlicher Raum funktioniert ein bisschen wie eine Büro-Küche

Daher sind die „Dortmund-Guides“, die der neue städtische Nachtbeauftragte jetzt abends und nachts zu den Party-Hotspots schickt, eine vorzügliche Idee. Sie sollen Ansprechpartner für Nachtleben-Fragen sein („Wo ist der nächste Club?“), aber eben auch Menschen gezielt ansprechen, die über die Strenge schlagen - eine Art Nachtszene-Streetworker.

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Ein bisschen funktioniert ein öffentlicher Feier-Raum wie eine Gemeinschafts-Küche in einem Büro oder einer WG: Alle nutzen sie, doch wenn sich keiner zuständig fühlt, verkommt sie. Dann verschimmelt der Käse im Kühlschrank, verkalkt die Kaffeemaschine, steht alles voll mit dreckigem Geschirr.

Die „Dortmund-Guides“ haben das Zeug dazu, in diesem Vergleich der personifizierte Küchen-Putzplan zu werden: Durch ihre Anwesenheit geben sie dem Party-Treiben einen Rahmen. Sie signalisieren, dass das hier kein rechtsfreier Raum ist, in dem jeder machen kann, was er will.

„Dortmund-Guides“ sind niederschwelliger als Polizei

Das machen sie aber gleichzeitig niederschwelliger, als dass die Polizei vermag: Wenn es offizielle Durchsagen über Lautsprecher gibt und mit Helmen und Schlagstöcken ausgerüstete Polizeibeamten auftauchen, ist die Party vorbei - und steigt das Risiko, dass einige betrunkene Störenfriede die Konfrontation suchen.

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Deshalb werden die „Dortmund-Guides“ der Nachszene der Stadt gut tun - denn während die Polizei nach Beschwerden naturgemäß ein Interesse daran hat, dass „endlich Ruhe ist“, wollen die neuen Nachtleben-Stadtführer ja eigentlich, dass weitergefeiert werden kann.

Der Dortmunder Nachtbeauftragte, der als „DJ Firestarter“ bekannte Chris Stemann, will seine „Dortmund-Guides“ nicht als „Party-Aufpasser“ verstanden wissen. Das ist verständlich, schließlich ist ein Aufpasser das Letzte, was man bei einer ausgelassenen Partynacht dabei haben will.

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Doch im Idealfall haben sie die Wirkung des wohlmeinenden Barkeepers in der eigenen Lieblingsbar, der einem über den Tresen hinweg freundlich, aber bestimmt sagt, dass du mal einen Gang runterschalten solltest.

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