Die frohe Botschaft kam kurz vor Weihnachten: Seit dem 23. Dezember 2022 ist kein offizieller Nachweis über einen negativen Corona-Test einer anerkannten Teststelle mehr nötig, wenn man ein Krankenhaus oder Pflegeheim besuchen will. Es reicht ein Corona-Selbsttest aus.
Einen Tag vor Heiligabend hat das NRW-Gesundheitsministerium die überarbeitete Coronaschutz-Verordnung veröffentlicht. Danach reicht für Besucherinnen und Besuchern von Krankenhäusern und Pflegeheimen die mündliche Versicherung, dass ein Corona-Selbsttest am Tag des Besuchs negativ ausgefallen ist. „Bei begründeten Zweifeln oder Personen mit Symptomen kann die Durchführung eines von der Einrichtung zu stellenden Corona-Selbsttests unter Aufsicht in der entsprechenden Einrichtung verlangt werden“, heißt es in der Verordnung.

Doch ist das für die Pflegeheime wirklich eine frohe Botschaft? „Die Neuregelung kam für uns sehr überraschend“, sagt Anja Sprenger-Lux, Prokuristin der Städtischen Seniorenheime Dortmund gGmbH, die sieben Pflegeheime und ein Wohn- und Begegnungszentrum in Dortmund betreibt. Aber sie sieht die Lockerung durchaus positiv.
„Wir haben mit den Besucherinnen und Besuchern unserer Einrichtungen ganz gut zusammengearbeitet“, stellt Anja Sprenger-Lux fest. Man vertraue auch darauf, dass Gäste ihre älteren Angehörigen selbst vor einer möglichen Ansteckung schützen wollen und deshalb einen Selbsttest machen.
Vertrauensvolles Verhältnis
So sieht es auch Regina Misiok-Fisch als Leiterin des Christinenstift in der Dortmunder City, das zur katholischen St. Paulus-Gesellschaft gehört. Noch im September hatte sie die bürokratische und finanzielle Belastung der Heime durch die damaligen Corona-Vorschriften und die Kontroll- und Nachweispflichten beklagt. In einem offenen Brief forderte das Christinenstift vom Bund eine Verringerung der Bürokratie und eine dauerhafte und sichere Refinanzierung der coronabedingten Mehrkosten.
In diesem Sinne bewertet Regina Misiok-Fisch jetzt auch die Aufhebung der Nachweispflicht für Corona-Tests. „Das erspart uns den großen Kontrollaufwand“, sagt die Heimleiterin. Man frage jetzt nur noch nach „Treu und Glauben“ nach.
Und das hält die erfahrene Heim- und Pflegedienstleiterin für durchaus angemessen. „99 Prozent der Angehörigen gehen sehr gewissenhaft mit dem Thema Corona um“, sagt Regina Misiok-Fisch. Man habe da ein großes Vertrauen und ein gutes Miteinander entwickelt.
Auch rein pragmatische Gründe sprächen für die Lockerung, betont die Expertin. „Viele unserer Seniorinnen und Senioren waren über Weihnachten ohnehin bei ihren Familien. Und sie gehen in Geschäfte und Cafés. Da können wir auch nicht kontrollieren“, erklärt Regina Misiok-Fisch.
Zuletzt harmlose Verläufe
Mitarbeiterin und Mitarbeiter würden weiterhin täglich auf Corona getestet, die Patientinnen und Patienten bei Symptomen und nach möglichen Kontakten mit Corona-Infizierten. Die letzte Infektionswelle sei außerdem sehr harmlos verlaufen. „Das waren leichte Erkältungssymptome“, sagt Regina Misiok-Fisch. „Da merkt man wohl, dass die Impfungen greifen.“
Nicht zuletzt bedeute die Lockerung bei den Testnachweisen auch ein Stück mehr Alltag in den Pflegeheimen, hebt Regina Misiok-Fisch hervor. „Es muss jetzt in den Altenheimen das normale Leben wieder losgehen. Das wünschen sich auch die Bewohnerinnen und Bewohner.“
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