Maggie Leisner (40) und ihre sechsköpfige Familie sorgen sich um ihre Existenz und Gesundheit. Wegen der Krise hat sie ihre zwei Mini-Jobs in der Gastronomie verloren. © dpa/privat/KLose (Montage)
Coronavirus
Sechsköpfige Familie bangt wegen Corona-Krise um ihre Existenz: „Wir haben keinen Plan B!“
Vier Kinder, nur noch einen statt drei Jobs, dazu gesundheitliche Probleme: Die Leisners aus Dortmund trifft die Corona-Krise mit voller Wucht. Aus dem Innenleben einer Familie in Existenznot.
von Nick Kaspers
Dortmund
, 26.03.2020 / Lesedauer: 3 minVielen Unternehmen fehlen Aufträge und Einnahmen in Zeiten der Coronakrise. Andere Firmen wie Gastronomie-Betriebe müssen ganz schließen. Die Folgen: Kurzarbeit oder komplett fehlende Gelder für Arbeitnehmer. Hinzu kommt die Angst vor einer Ansteckung am Coronavirus.
Familie Leisner aus Dortmund wird das zum Verhängnis. „Ich habe beide Jobs durch das Virus verloren“, sagt Maggie Leisner. Die 40-Jährige ist Mutter von vier Kindern. Bei ihrem Mann sieht es nicht besser aus: Er ist als Handwerker tätig. Er sei vorher bereits nicht gut bezahlt worden, doch nun ist er von Kurzarbeit betroffen, erzählt Maggie.
Maggie Leisner hat ihr ganzes Leben lang in Gastronomie-Betrieben gearbeitet. Seit sieben Jahren bedient sie Gäste im Café Balou im Kulturzentrum Dortmund in einem Teilzeit-Job. Hinzu kommt ein Minijob bei der Awo. Da sie sich noch bis November dieses Jahres in Elternzeit befindet, arbeitet sie nur auf 450-Euro-Basis - zumindest hat sie das bis vor kurzem.
Denn das Coronavirus macht ihr aktuell beide Jobs und damit alle Einnahmen zunichte. Ihren letzten Dienst hatte sie am 6. März. „Am Wochenende darauf wurden bereits die meisten Veranstaltungen abgesagt. Vor eineinhalb Wochen habe ich dann gehört, dass beide Jobs komplett wegfallen“, erläutert sie.
Schlechte finanzielle Aussichten für die Zukunft
„Wegen der Kinder kann ich nur abends oder am Wochenende arbeiten“, sagt die 40-Jährige. Das Problem dabei: Durch das Coronavirus mussten alle Gastronomie-Betriebe schließen. Damit entfallen viele Jobs, die in ihr Raster passen.
Langsam ist Maggie ratlos: „Bei Supermärkten wird man mit meinen Voraussetzungen oft abgelehnt und für einen Job im Gesundheitswesen hätte ich etwas Spezielles lernen müssen“ - doch das hat sie nicht. Sie habe sich bereits nach einer Anstellung in einer Tankstelle erkundigt - ohne Erfolg.
„Ich war völlig geschockt, als ich gehört habe, dass beide Jobs wegfallen“, berichtet Maggie Leisner. Ihr Mann habe zunächst gelassen reagiert, da er zu diesem Zeitpunkt noch regulär angestellt gewesen sei. Als ihm die Kurzarbeit zugewiesen wurde, sei er auch unruhig geworden.
Denn die zu zahlenden Kosten werden nicht weniger. Sie ergänzt: „Wir müssen unsere Miete, Versicherungen und Verpflegung zahlen. Das Studium meiner ältesten Tochter kostet auch Geld.“ Vor der Corona-Krise sei die Familie damit gut klargekommen. Nun könne man die Kosten lediglich für noch etwa zwei Monate stemmen.
Was danach kommt, kann die viermalige Mutter nicht sagen: „Durch meine Elternzeit kann ich keine Hilfe vom Arbeitsamt beziehen. Und wir haben keinen Plan B.“ Die Existenz der Familie sei gefährdet.
Corona-Angst zusätzlich zur Existenznot
Und zu den finanziellen Sorgen kommt die Angst vor dem Coronavirus: „Ich selbst habe Asthma und zähle damit zur Risikogruppe“, sagt Maggie. Ihrer zweijährigen Tochter ginge es ähnlich. Atemschutzmasken für die Familie hat Maggie bereits selbst genäht.
Trotz ihrer Sorgen helfen die Leisners ihren etwas älteren Nachbarn. Ihr Mann und ihre älteste Tochter (23) würden die Einkäufe erledigen. Die Strategie: „Wir gehen immer so viel einkaufen, dass wir für eine Woche genug haben“.
Familie Leisner ist froh, dass es noch nicht zu einer Ausgangssperre gekommen ist. „Mit sechs Personen in einer 80-Quadratmeter-Wohnung könnten wir den nötigen Abstand niemals einhalten“, sagt Maggie. Aktuell würden sie sehr auf die Hygienehinweise und eine gesunde Ernährung achten, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Die Situation der Leisners bleibt kritisch. Die Ängste um die Existenz und das Virus wechseln sich ab. „Ich grüble viel und schlafe wenig“, sagt Maggie.
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