Die Ansage von Oberbürgermeister Thomas Westphal, dass es beim Meisterschaftsspiel des BVB gegen Mainz am Samstag (27. Mai) nichts Offizielles wie ein Public Viewing in der Stadt gibt, treibt den einen Zornesfalten auf die Stirn und den anderen Sorgenfalten.
Benny Pirih aus Dortmund spricht von einer „unfassbaren Planung, einem „Armutszeugnis, das die Menschen dieser Stadt nicht verdient haben“. Man werde trotzdem in der Innenstadt feiern, wie zum Beispiel am Alten Markt.
Pirih glaubt auch zu wissen, was das bedeutet: Die Stadt werde zugemüllt und „vollgepinkelt“ sein, weil Mülltonnen und Toiletten fehlten. Zumindest für den Samstag könnte das durchaus zutreffen; denn Toiletten und zusätzliche Müllcontainer stehen erst am Sonntag zur Verfügung – sofern der BVB den Meistertitel holt.
200 Toiletten am Korso
Auf Anfrage erklärte Stadtsprecher Maximilian Löchter am Mittwoch (24.5.), entlang des Korsos am Sonntag (28.5.) würden insgesamt 200 Toiletten und auch zusätzliche Müllcontainer aufgestellt. Zudem säuberten am Ende des Korsos Reinigungsfahrzeuge die Strecke.
Allerdings bleibt das „Pinkelproblem“ am Samstag; denn, so Löchter, die Flächen, auf denen die Toilettenhäuschen stehen, gehörten eigentlich zum fließenden Verkehr. Deshalb würden die Klokabinen erst am Sonntagmorgen aufgestellt.
Das lässt für das Wasserlassen an illegalen Stellen nichts Gutes erwarten. Allein am Alten Markt haben die Wirte für Samstag 40.000 Liter Bier gebunkert. Kommen trotz des Aufrufs von Thomas Westphal, das Spiel zu Hause zu gucken, am Samstag tatsächlich neben den Stadionbesuchern nochmals 200.000 durstige Menschen in die Stadt, bedeutet das rund 140.000 Liter Pipi, das sind 933 Badewannen voll, die sicherlich nicht alle ordnungsgemäß entsorgt werden.
„Als Bürger machtlos“
Diese Vorstellung bereitet Karin Engelhardt aus der Wittekindstraße Sorgen. Beim letzten Fanmarsch im vergangenen September reihten sich die Fans mit Druck auf der Blase entlang ihres Vorgartens auf und verschafften sich Erleichterung an ihrer Hecke und ihren Hortensien. „Das ist unerträglich, „sagt die 79-Jährige. „Die trampeln durch das Beet, pinkeln auch vor die Mülltonnen und in den Hauseingang. Da ist man als Bürger machtlos.“
Auch auf der anderen Straßenseite hätten Fans durch das Gitter in den Sandkasten des dortigen Kindergartens uriniert, sagt die Anwohnerin. Alle in ihrem Haus seien BVB-Fans und freuten sich, dass der BVB um den Meistetitel spiele. Karin Engelhardt: „Ich habe überhaupt nichts gegen den BVB, ich habe nur etwas gegen die sich nicht benehmen könnenden Fans.“
Für sich hat Katrin Engelhardt folgende Lösung gefunden: „Wahrscheinlich werde ich am Pfingstwochenende Dortmund verlassen oder ich stelle mir einen Eimer Wasser bereit.“ Letzteres, um Wildpinklern eine kalte Dusche von oben aus dem Fenster zu verpassen.
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