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„Prüde Olle“ und Drohungen: Dortmunderin von wildpinkelnden BVB-Fans genervt
BVB-Fans
„Schämt ihr euch nicht, ihr Ferkel! Habt ihr kein Benehmen?!, motzte schon Rudi Assauer über wildpinkelnde Fußball-Fans. Ähnlich sieht es eine Dortmunderin (72). Sie fordert vor allem eins: Respekt.
Wer viel trinkt, muss öfter und schneller mal zur Toilette. Und vor Spielen von Borussia Dortmund wird oftmals sehr viel getrunken. Die Konsequenzen daraus bemerken manche Anwohner. Denn die haben mit „Wildpinklern“ zu kämpfen - so wie Christel I.
Die 72-Jährige wohnt nämlich seit knapp 40 Jahren in der Joseph-Scherer-Straße unterhalb der B1. In der und um die Straße herum parken auch Besucher des unweit liegenden Signal-Iduna-Parks. Die vielen fremden Parker kritisiert sie nicht. Was die Rentnerin aufregt, sind die vielen - gerade männlichen - Wildpinkler, die sich im und um das Wohngebiet erleichtern.
Jedes Heimspiel sehe sie, was I. lieber nicht sehen wolle: Männer mit heruntergelassener Hose, die dabei sind, sich zu erleichtern. „Manche sind sie so dreist, dass sie sich nicht mal umdrehen“, so die 72-Jährige. Entsprechend habe sie dann freien Blick auf das männliche Geschlechtsteil.
So auch beim ersten BVB-Heimspiel am Samstag, welches nach Monaten wieder mit Zuschauern stattfand. „Teilweise stehen die dann im Abstand von fünf bis zehn Metern und pinkeln gegen Steine, Büsche und Hauswände“, so die Dortmunderin.
Ein Erlebnis von Samstag war für sie dabei besonders prägnant: „Ein junger Mann kam mir entgegen und guckte mich sogar direkt an. Er verschwand dann hinter einem lichten Busch und ich konnte voll sehen, wie er seinen Penis auspackte. Ich finde das so dreist.“
In der ersten Zeit habe die ehemalige Biologie-Lehrerin die wildpinkelnden BVB-Fans noch auf ihr Vergehen angesprochen. Statt Einsicht kassierte die Rentnerin allerdings eher Sprüche wie „Prüde Olle“ oder „Verpiss dich“. Auch Schläge seien ihr bereits angedroht worden, weswegen sie inzwischen lieber schweige.
Rentnerin fordert Respekt - vor allem gegenüber Frauen
Ordnungsamt oder Polizei hat Christel I. über ihr Ärgernis noch nicht informiert. Die 72-Jährige versucht stattdessen, während der Stoßzeiten vor und nach den Spielen nicht mehr mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Doch viel helfe es nicht.
Dabei hat es für die 72-Jährige nicht nur hygienische Gründe, dass sie nicht möchte, dass in der Nähe ihres Hauses im Freien gepinkelt wird. „Das hat was mit Respekt zu tun. Ich frage mich, was in den Köpfen dieser Männer vorgeht, denn scheinbar lassen manche von ihnen besoffen alles raus, was ihnen anerzogen wurde“, kritisiert I.
Schließlich habe sie es auch schon erlebt, dass Männer durch ihren Vorgarten gegangen seien, um an ihrer Hauswand ihr Geschäft zu verrichten. Damals habe ihr Sohn dann irgendwann eingegriffen. Beim Spiel am Dienstag gegen den FC Bayern München regte sich auch ein Nachbar auf: „Der war auf 180, weil ein Mann in einen Hauseingang uriniert hat“, erklärt I.
Nun sieht Christel I. auch den BVB in der Pflicht, seine Fans auf das Problem hinzuweisen: „Ich würde mir wünschen, dass vielleicht im Stadion auch mal durchgesagt wird, dass es öffentliche Toiletten im Stadion und an den Westfalenhallen gibt.“
Dass das eingehalten wird, dafür ist unter anderem das Dortmunder Ordnungsamt zuständig. Auf Anfrage erklärt die Pressestelle, dass die Ordnungshüter täglich wegen Wildpinklern beschäftigt seien. Schwerpunkteinsätze rund um das Stadion gebe es allerdings nicht.
Erwischt das Ordnungsamt aber solche Wildpinkler dann mal, kann es teuer werden: 50 Euro kostet die Notdurft, da es sich hierbei um eine Ordnungswidrigkeit handelt. Damit haben sich die Strafen in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt.
Als „prüde Olle“ möchte die 72-jährige Christel I. aufgrund ihres Alters übrigens nicht gesehen werden: „Ich habe als Biologie-Lehrerin gearbeitet. Glauben Sie mir, ich bin alles andere als prüde.“