Die Fachhochschule (FH) Dortmund soll einen zentralen Standort auf dem Campus Nord an der Emil-Figge-Straße bekommen - ergänzend zu den FH-Fachbereichen, die dort bereits angesiedelt sind. Das hat NRW Wissenschaftsminister Ina Brandes am Dienstag angekündigt. Und das Land will dabei auch Tempo machen. Die Fachhochschule wurde in das „Neue Masterprogramm Hochschulbau“ aufgenommen, mit dem vor allem Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden sollen. Die FH Dortmund gehört damit zu fünf Hochschulen in NRW, die gewissermaßen Vorzugsbehandlung genießen.
Obenan bei den Bauplänen der FH steht der Wunsch, die bisher auf mehrere Standorte in Dortmund verteilten Fachbereiche auf einem zentralen Campus zusammenzufassen. Denn die Altgebäude der FH an der Sonnenstraße und am Max-Ophüls-Platz sind sanierungsbedürftig. Teilweise bestehen erhebliche Brandschutzprobleme.
Deshalb gibt es schon seit vielen Jahren den Wunsch, nach einem neuen, zentralen Standort. Zweimal waren Pläne dazu gescheitert - sowohl die Ansiedlung auf dem früheren HSP-Gelände an der Rheinischen Straße, wo die FH unter dem Titel „Smart Rhino“ Teil einer Neuentwicklung mit Wohnen und Gewerbe werden sollte, als auch ein Campus-Neubau an der nördlichen Speicherstraße am Hafen. Vor allem Oberbürgermeister Thomas Westphal hatte die Hafen-Idee forciert. Wie sich herausstellte, ist der dort zur Verfügung stehende Platz für die Ansprüche der FH allerdings deutlich zu beengt.
Am Campus Nord in unmittelbarer Nachbarschaft zur Technischen Universität (TU) wäre das anders. Dort besteht auf landeseigenem Gelände direkt neben den schon bestehenden Fachbereichen der FH die Möglichkeit für mehrere Neubauten. Nicht zuletzt betonen die Vertreter des Landes, wie auch von FH und TU, die möglichen Synergieeffekte etwa durch die gemeinsame Nutzung von Bibliotheken und Mensen.

Und wie bewertet Dortmunds Stadtspitze die Initiative aus Düsseldorf? Die erste Reaktion fällt auffallend zurückhaltend aus - wohl angesichts der Tatsache, dass man bislang offensichtlich nicht in die Planungen einbezogen ist. „Jetzt wissen wir, dass die Reise an den Campus auf dem Hochschulgelände geht, weitere Details kennen wir aber noch nicht“, erklärt Stadtsprecher Michael Meinders auf Anfrage.
Man habe „die Entscheidung des Landes zur Kenntnis genommen, dass das Land eine zentrale Lösung am Campus für die FH bevorzugt“, so Meinders weiter. Nun gelte es, „die weitere Konkretisierung der Hochschulentwicklungsplanung der FH Dortmund abzuwarten“. Man arbeite am eigenen Campus-Masterplan „ruhig weiter“ und sei mit der Hochschulleitung „im regelmäßigen Austausch“.
Freude über Fortschritte
In der Dortmunder Politik stößt die neue Entwicklung auf ein deutlich positiveres Echo. Unabhängig vom Standort freue man sich über die Fortschritte bei den Campus-Plänen für die FH, erklärte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Jan-Joschka Pogadl. „Gut, dass es endlich vorangeht.“ Den Standort am Campus Nord halte man für grundsätzlich geeignet - auch mit Blick auf Synergieeffekte mit der TU.
„Wir hoffen, dass es mit der Aufnahme in das Masterplan-Programm jetzt gut vorangeht“, erklärt auch der planungspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion Uwe Wassmann. Mit einem gemeinsamen Standort für FH und TU könnten viele Synergien gehoben werden. „Der Standort ist gut“, sagt Wassmann.
Grüne sehen Standort kritisch
Bei den Grünen ist die Meinung zwiespältig. Grundsätzlich sei die Aufnahme der FH in die Masterplanung Hochschulbau „ein wichtiger Schritt für die Stärkung unserer Dortmunder Hochschullandschaft“ und „ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung des Landes“, erklärten die Fraktionssprecher Katrin Lögering und Christoph Neumann. „Damit kommen wir der Lösung der Probleme der Fachhochschule mit ihren aktuell über die Stadt verteilten sanierungsbedürftigen Standorten sowie dem zusätzlich benötigten Raumbedarf einen großen Schritt näher.“
Die Standort-Entscheidung für die bisherige Freifläche am Campus Nord sehen die Grünen, die zuvor die Pläne für das HSP-Gelände und die Speicherstraße unterstützt hatten, allerdings kritisch. „Eine Bebauung dort wäre nicht unproblematisch, weil diese Fläche eine herausragende Bedeutung für den Biotopverbund als vernetzte Frischluftschneide für die gesamte Innenstadt hat. Jegliche Art und Form einer möglichen Bebauung muss hier vorrangig Alternativen, zum Beispiel durch Nachverdichtungen und Aufstockungen am Campus-Standort, berücksichtigen“, meint die Grünen-Fraktionsspitze.
Wohnen als neue Nutzung
Erste Ideen gibt es auch schon für eine Nachnutzung der mittelfristig frei werdenden alten FH-Gebäude im Kreuzviertel. Wohnen steht dabei obenan. In welcher Form sei dann noch zu klären, erklärt Jan-Joschka Pogadl. Uwe Wassmann hält vor allem den Gebäudekomplex an der Sonnenstraße für einen optimalen Wohnstandort. Idealerweise ergänzt um eine Quartiersgarage, um die Parkplatz-Probleme im Kreuzviertel zu lindern, wünscht sich der CDU-Planungsexperte.