Aus „Videotaxi“ wird „Black Plastic Records“ Valentin und Michael bauen Ex-Videothek an Rheinischer Straße um

Aus „Videotaxi“ wird „Black Plastic Records“: Valentin und Michael bauen Ex-Videothek um
Lesezeit

Der Dortmunder Schallplattenladen „Black Plastic Records“ zieht um. Der neue Standort findet sich direkt auf der anderen Straßenseite, in den ehemaligen Räumlichkeiten des „Videotaxi MediaStore“.

Fassade Black Plastic Records Rhenische Straße 32 Dortmund Videotaxi Media Store neuer Laden neu
Noch sieht man die Reklame des Vormieters „Videotaxi MediaStore“, der letzten großen Videothek im Umkreis. © Martin Teichert

„Willkommen auf der Baustelle“

„Willkommen auf der Baustelle“, ruft Valentin Gube lächelnd. Er trägt einen Wollzipper, eine Baustellenhose und einen blauen Schal. Valentin ist Mitte 30, groß und hat seine langen Haare zu einem Zopf zusammengebunden.

Auf die Begrüßung folgt ein kreischendes Geräusch. Mit schwerem Werkzeug sägt der Betreiber des Plattenladens zukünftige Warenauslagen selbst zurecht.

Renovieren Arbeiten Rheinische Straße Dortmund Inhaber Handwerk Valentin Gube Black Plastic Records Neueröffnung Umzug neuer Laden neues Ladengeschäft
Inhaber Valentin Gube renoviert die künftigen Räumlichkeiten seines Schallplattenladens "Black Plastic Records" an der Rheinischen Straße. © Martin Teichert

Die schiere Größe der Fläche im Erdgeschoss ist beeindruckend. Hier soll die Verkaufsfläche entstehen. Momentan liegen hier noch Werkzeuge, Holzplatten und eine Menge Teppich herum. Im Kellergeschoss soll das neue Lager des Ladens entstehen, welches das bisherige Lager aus dem Hafenviertel ersetzt.

Auschlaggebend für den Umzug sei gewesen, dass man das Lager, die Verkaufsflächen und das Büro nun zusammenlegen könne. Das erleichtere die Übersicht über die Unternehmensabläufe. Außerdem würden die Ausstellungsfläche und die Büroflächen verdoppelt. Die Kapazität des Onlinehandels vervierfache sich. Dadurch könne der Bestand im Laden auch online leichter vertrieben werden, wie Valentin erklärt.

Vinyl hatte bereits in Valentins frühen Jugend einen hohen Stellenwert. Er erinnert sich zurück: „Mit 14 oder 15 Jahren haben ein Klassenkamerad und ich angefangen, Flohmärkte zu besuchen, um Platten zu kaufen. Damals wurde Vinyl für mich zur Leidenschaft.“

Der „Mann im Hintergrund“

Valentin Gube betreibt Black Plastic nicht allein: Michael Kosslers alias Micha ist der zweite Mann hinter dem Geschäft. Micha ist fast einen Kopf kleiner als Valentin. Er trägt kurze Haare mit Koteletten, eine Jeansjacke und eine Chino-Hose. Valentin und er kennen sich seit über zehn Jahren. Zunächst war er Kunde des Geschäfts.

Michael Kosslers der Mann im Hintergrund Black Plastic Records Dortmund Bremen Online Versand Handel Discogs Geschäftspartner Inhaber Schallplatten Laden neuer neues neu
Michael Kosslers bezeichnet sich selbst als "Mann im Hintergrund" bei Black Plastic Records. © Nicolas Keßeboom

Sein Interesse für Vinyl war anfangs „eher kommerziell.“ Sein Vater übergab ihm eine Plattensammlung, die bereits Michas Großvater gehörte, mit den Worten: „Die kannst Du verkaufen.“

„Ich habe mich also schlau gemacht“, sagt Micha. Seitdem verdiente er sich mit dem An- und Verkauf von Platten etwas dazu. „Natürlich war ich aber vorher schon musikaffin, hatte davor aber eher mit Kassetten zu tun.“ Heute habe er „die 80 Platten zu Hause, die in etwa 75 Prozent aller deutschen Haushalte von Vinyl-Fans“ stünden.

2019 wurde Micha zum Geschäftspartner. Zu seinen Aufgaben bei Black Plastic Records gehört die Verwaltung des zweiten Stores in Bremen, der seit 2019 existiert. Dessen Aufbau habe er begleitet.

Er kümmere sich auch um die Verkaufsplattform „Discogs“, über die der Online-Versandhandel von Black Plastic Records abgewickelt werde. „Der Online-Handel mit Schallplatten ist für uns essenziell. Genauso wichtig ist es, dass wir bei den Genres besonders breit aufgestellt sind. Jährlich versenden wir zwischen 8.000 und 10.000 Sendungen weltweit“, erzählt Micha.

Erste Eröffnung in Dortmund

Bis zum neuen, großen Laden an der Rheinischen Straße und dem funktionierenden Online-Handel war es ein weiter Weg: Als 24-jähriger Student baute Valentin im Jahr 2012 mit einem Bekannten „Black Plastic Records“ auf.

Damaliger Standort: Ein etwa zehn Quadratmeter kleiner Laden in der Schützenstraße. Unter der Woche fuhren beide Gründer etwa zwei bis drei Mal Flohmärkte und Börsen an. So baute sich der Bestand auf.

Umzug in die Rheinische Straße

„Nach etwas über einem Jahr habe ich gemerkt, dass es so nicht weiter geht. Zehn Quadratmeter waren dann einfach zu klein“, erzählt Valentin. Der damals winzige „Black Plastic Records“ zog an die Rheinische Straße 31, gegenüber vom zukünftigen Standort. Dadurch wurde die Fläche des Ladens etwa versechsfacht: 60 Quadratmeter standen zur Verfügung. Nun, nach dem neuerlichen Umzug, sind es 600.

Leidenschaft als Antrieb

„Du musst in diesem Bereich schon für den Job brennen, denn reich werden geht auch einfacher. Trotzdem ist es sehr befriedigend, sich mit Musik zu beschäftigen“, sagt Valentin. „Wir sind nicht aufs schnelle Geld aus. Einzelhändler zu sein war nicht das Ziel, aber es ist die Konsequenz aus unserer Leidenschaft für Schallplatten.“

Für ihn ist die Beliebtheit von Schallplatten im Jahr 2024 ganz logisch: „Musik ist etwas, das jeden anspricht, egal in welcher Form. Vinyls sind ein emotionales Objekt. Du hast etwas in der Hand und kannst sehen, wann, wo und von wem die Platte produziert wurde. Dann hast du noch das Artwork. In einer Vinylplatte fließt unglaublich viel verschiedene Kunst ineinander.“

Noch sind es ein paar Tage hin, bis der neue Laden öffnet: Am 2. März soll es losgehen. Dann wird man im Geschäft Vinyls kaufen wie auch verkaufen können. „Ihr könnt uns Eure Platten vorbeibringen und erhaltet dafür einen vernünftigen Preis. Das gehört nach wie vor zum Konzept von Black Plastic“, sagt Micha.

Außerdem soll es - ganz im Stil der alten Zeiten des Ladens - Live-Musik bei der Eröffnungsfeier geben.

Nachfolge in altem Dortmunder „Videotaxi“-Ladenlokal : Black Plastic in der Rheinischen Straße zieht

Dortmunder Hip-Hop-Legende Der Wolf zurück: Neues Album ist ein Gegenentwurf zum Gangsta-Rap

DVDs bis LPs statt Neflix, Spotify und Co. : Warum kommen trotz Stream-Abos ihre Kunden, Herr Andrä?