Dortmund bekommt die nächsten „Fridays“-Demos - Um Klimaschutz geht es hier nicht mehr

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Dortmund bekommt die nächsten „Fridays“-Demos - Um Klimaschutz geht es hier nicht mehr

rnNach Fridays For Future

Eine neue Protestgruppe tritt im Internet auf – und bald auch auf Dortmunds Straßen: An zwei Orten in Dortmund hat die neue Bewegung mit „Fridays“ im Namen Mahnwachen angemeldet.

Dortmund

, 07.01.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach den Umweltaktivisten von „Fridays For Future“ steht nun die nächste „Fridays“-Bewegung in den Startlöchern - und hat in Dortmund erste Veranstaltungen angemeldet:

Im Oktober 2019 haben Menschen begonnen, sich bei Facebook unter dem Schlagwort „Fridays gegen Altersarmut“ zusammenzuschließen. Der Name lehnt sich an die „Fridays For Future“-Bewegung an, die seit rund einem Jahr für mehr Klimaschutz demonstriert. Es gibt keinen organisatorischen Zusammenhang.

Mittlerweile hat die zugehörige Facebook-Gruppe „Fridays gegen Altersarmut“ mehr als 255.000 Mitglieder. Die Gruppe sagt über sich selbst, sie sei politisch neutral und wolle vor allem erreichen, dass in der Politik mehr für jetzige und spätere Rentner getan werde.

Zwei Mahnwachen in Dortmund angekündigt

Am 24. Januar (Freitag) soll in rund 200 Städten in Deutschland der Protest auf die Straße getragen werden. Für diesen Tag sind „Mahnwachen“ angekündigt. Für Dortmund sind bei der Polizei zwei Versammlungen angemeldet.

Eine Mahnwache findet von 15 bis 19 Uhr an der Reinoldikirche/Ostenhellweg statt (erwartete Teilnehmer: 10). Die andere Veranstaltung ist von 15 bis 18 Uhr am Platz an der Schlanken Mathilde in Hörde (erwartete Teilnehmer: 20) angemeldet.

Ein Zeichen setzen

Andreas Esch (58) ist Organisator der Mahnwache in der Innenstadt. Er sagt: „Wir wollen ein erstes Zeichen setzen. Wir wären froh, wenn wir 50 Leute zusammenbekommen und mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen. Rente ist eine Sache, die jeden betrifft. “

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Deutschlands Rentensystem produziere Altersarmut. Die Zunahme von prekärer Beschäftigung und Mindestlohn-Jobs würde das noch verschärfen. „Wir fordern ein System, das niemanden zwingt, Flaschen zu sammeln“, sagt Andreas Esch.

Daraus leitet „Fridays gegen Altersarmut“ konkrete Schritte zu einer Art solidarischer Grundrente ab. Ziel sei ein „Ende der Zweckentfremdung“ von Geld aus der Rentenkasse. Und ein gerechteres System, wie es etwa in den Niederlanden oder Österreich funktioniere.

Zuletzt hatte die Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Zahlen veröffentlicht, dass im Jahr 2018 in Dortmund rund 13.000 Menschen im Alter Grundsicherung in Anspruch nahmen. Diese Zahl sei seit 2008 um rund 4000 gestiegen. Einrichtungen wie die Tafel berichten ebenfalls seit Jahren von steigendem Bedarf nach Hilfe bei älteren Menschen.

„Wir schließen niemanden aus“

Heinz Madsen, Gründer der Haupt-Facebook-Gruppe, schreibt über das Selbstverständnis der Gruppe: „Wir lassen uns von keiner einzigen Partei, Gruppierung oder Politikern instrumentalisieren. Wir schließen niemanden aus, egal, welcher Partei oder Bewegung er angehört, so lange er als Privatperson auftritt und mit uns gemeinsam gegen Altersarmut kämpfen möchte.“

Andreas Esch betont für die Dortmunder Gruppe: „Wir wollen nicht, dass sich jemand an uns dranhängt. Wir sind nicht rechts, nicht links, nicht Mitte. Wir sind ältere und jüngere Menschen, die sich Sorgen um die Rente machen.“

Kritik: Rechte könnten die Bewegung unterwandern

Diese politische Offenheit bringt der Bewegung auch Kritik ein. Dadurch, so kritisieren insbesondere Gruppen aus dem linken Spektrum, bestehe die Gefahr, dass Rechtsextreme die Bewegung unterwandern könnten.

Der „Fridays gegen Altersarmut“-Gründer Heinz Madsen hält dagegen: Die Kritik sei die erwartbare „Nazikeule“, weil „wir einigen mittlerweile ein Dorn im Auge zu sein scheinen“.

Explizit rechtes Gedankengut findet sich in einer Stichproben-Ansicht der Profile von 20 Mitgliedern nicht. Viele eint der Ärger über Altersarmut und die „etablierte“ Politik. Allerdings zeigt sich bei einigen Mitgliedern, dass von hier der Weg zu Parolen wie „Arbeitsplätze zuerst für Deutsche“ oder „Refugees not welcome“ nicht weit ist.

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