Wichtige Entscheidung zum Flughafen Dortmund steht an Flughafen-Gegner prüfen vorsorglich schon mal Klagen

Längere Landestrecke für Airlines? Flughafen-Gegner prüfen schon Klagen
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Aus Sicht von Airportchef Ludger van Bebber war es ein guter Tag: Am Freitag, 9.6., erteilte die Münsteraner Bezirksregierung dem Flughafen die neue Genehmigung für Spät- bzw. Nachtflüge. Sie können damit im gleichen Umfang stattfinden wie bislang.

Bei den Flughafen-Gegnern war die Enttäuschung naturgemäß groß. Sie waren gegen die nächtlichen Flugzeiten mehrfach vor Gericht gezogen. Am Ende jedoch ohne Erfolg. Am Donnerstag (29.6.) nun wollen sich die Mitglieder der Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF) ab 18 Uhr im Unnaer Rathaus sammeln, um die Aussichten einer weiteren Klage zu prüfen.

Gleichzeitig rückt bereits die nächste wichtige Entscheidung näher: Darf der Flughafen den aus Richtung Osten kommenden Maschinen wie etwa denen von Wizz Air künftig mehr Landestrecke einräumen?

Der Antrag liegt seit Mai 2020 bei der Münsteraner Bezirksregierung. Dabei geht es nicht um einen in Beton gegossenen Ausbau der Bahn: Stattdessen möchte der Flughafen den östlichen Aufsetzpunkt um 300 Meter in Richtung Unna verschieben. Vorteil für die Airlines: Sie könnten die ohnehin bereits 2000 Meter lange Piste über die volle Länge für die Landung nutzen. Bislang stehen ihnen lediglich 1700 Meter zur Verfügung.

„110 Meter über den Dächern“

Noch steht die Entscheidung der Münsteraner Genehmigungsbehörde aus. Doch Mario Krüger, Vorsitzender der SGF, schwant bereits Böses. „Bislang ist noch fast jeder Antrag der Flughafen GmbH genehmigt worden“, sagt Krüger. Vor dem Hintergrund sei davon auszugehen, dass auch diesem Begehren gefolgt werde, vermutet er.

Konsequenz: Krüger ruft bereits jetzt betroffene Bürger auf, sich bei der SGF zu melden, um Klagen auch gegen die mögliche Verlegung der Landeschwellen auszuloten.

Die vom Airport gewünschte Maßnahme habe zur Folge, dass anfliegende Airlines früher in den Sinkflug gingen. Betroffen seien vor allem Anwohner in Unna-Massen. Die Höhe, in der Airlines die Hausdächer überfliegen, verringere sich um 15 Meter; von zurzeit 125 auf dann 110 Meter. Das führe zu mehr Belastung durch Fluglärm und provoziere durch Wirbelschleppen ausgelöste Beschädigungen von Dächern, so Krüger.

Airport-Chef Ludger van Bebber widerspricht. Immer mehr Fluggesellschaften seien dabei, ihre Flotten auf modernere und geräuschärmere Maschinen umzurüsten. So auch Wizz Air, der Platzhirsch am Dortmunder Airport.

Anstelle des Airbus A320 mit 186 Plätzen setzt Wizz Air zunehmend auf den Airbus A321 mit einer Kapazität von 239 Plätzen. Problem dabei: Schlechte Wetterbedingungen erschweren einer solchen Maschine die Landung auf einer 1700 Meter-Bahn – erst recht, wenn das Flugzeug voll ausgelastet ist. Van Bebber verweist auf entsprechende Bestimmungen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA).

"Wir müssen unsere Infrastruktur den Marktbedingungen anpassen", sagt Flughafenchef Ludger van Bebber.
„Wir müssen unsere Infrastruktur den Marktbedingungen anpassen", sagt Flughafenchef Ludger van Bebber. © RN

„Der Luftverkehrsmarkt entwickelt sich weiter“, sagt der Flughafenchef. „Es ist wichtig, dass wir diese Entwicklung mit einer zeitgemäßen Infrastruktur begleiten“, so van Bebber. Er stellt aber gleichzeitig klar: Damit sei kein Ausbau der Start- und Landebahn gemeint. „Eine Bahnverlängerung ist nicht geplant“, betont van Bebber.

Behörde hält sich noch bedeckt

Und wie sieht’s nun aus mit der Entscheidung in Münster? Ende März 2021 hat die Bezirksregierung das vom Dortmund Airport beantragte Verfahren zur Schwellenverlegung gestartet. SGF-Vorsitzender Krüger geht davon aus, dass die Entscheidung „voraussichtlich in Kürze“ folgen werde. Ist dem so?

Die Akteure in Münster geben sich da eher zurückhaltend. „Es ist noch nicht abzusehen, wann eine Entscheidung getroffen werden kann“, heißt es auf Anfrage. Da es zu Versiegelungen von Flächen kommen werde, habe der Airport noch „ergänzende Unterlagen“ für die fälligen Ausgleichsmaßnahmen zu liefern.

Flughafenchef van Bebber bestätigt das. Im Falle einer Landeschwellen-Verlegung müssten die an der Bahn stationierten Flugsicherungssysteme versetzt werden. Dafür bedürfe es neuer Fundamente, mit denen rund 1300 Quadratmeter Boden versiegelt würden. Das alles auf einem Grundstück, das seinerseits bereits als Ausgleichsfläche für frühere Vorhaben diene.

„Wir haben dafür ein umfangreiches Gutachten erstellen lassen“, sagt van Bebber. „In den kommenden Wochen sind wir fertig“, so der Flughafenchef. Die Unterlagen gingen zunächst zur Prüfung an die Stadtverwaltung – erst danach bekommen die Akteure in Münster die Papiere in die Hände. Und wann rechnet der Airport-Chef mit einem Ergebnis? „Ich möchte dazu keine Prognose abgeben“, so van Bebber.

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