Dorstfelder Hobbyfotograf hält die Landmarken des Bergbaus für die Nachwelt fest

© Oliver Volmerich

Dorstfelder Hobbyfotograf hält die Landmarken des Bergbaus für die Nachwelt fest

rnAbschied vom Bergbau

Der Dorstfelder Reiner Blase fotografiert seit vielen Jahren Fördertürme und -gerüste in ganz Europa – und hat so ein ganz besonderes Bergbau-Archiv geschaffen.

Dortmund

, 15.11.2018, 04:04 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein Turm nach dem anderen erscheint auf dem Bildschirm. „Der steht noch. Der ist schon weg. Der steht noch.“ Reiner Blase klingt ein bisschen wie der Nachlassverwalter des Bergbaus, wenn er am heimischen PC durch seine Fotosammlung klickt. Der 71-Jährige sammelt Fördertürme und Fördergerüste, natürlich nicht im Original, sondern in Form von Fotos, die er selbst gemacht hat. Entstanden ist so ein eindrucksvolles Archiv einer zu Ende gehenden Epoche.

Entdeckungsreisen mit dem Heißluftballon

Die Leidenschaft für die Türme des Bergbaus hat sich gewissermaßen als Nebeneffekt eines anderen Hobbys von Reiner Blase und seiner Frau Christine entwickelt. Sie waren Ballonfahrer – und stießen beim Blick aus der Luft immer wieder auf die Landmarken, die der Bergbau gesetzt hatte. Und von denen viele nach und nach verschwanden. „Irgendwann haben wir damit begonnen, die Strecken für die Ballonfahrten nach den Bergbau-Orten zu organisieren“, erklärt der Dorstfelder, der als Konstrukteur beim Bagger-Hersteller O&K gearbeitet hat.

Nachdem er 2007 das Ballonfahren aufgegeben hatte, verlegte er sich ganz darauf, die Türme des Bergbaus zu fotografieren – nun ausschließlich vom Boden aus. Mit einem Wohnmobil sind Reiner und Christine Blase seitdem in ganz Europa unterwegs, „mehr als 20.000 Kilometer im Jahr“, schätzt der Rentner. Und immer entlang der Bergbau-Routen.

Für dieses Foto musste Reiner Blase nicht weit reisen. Es zeigt das Doppelbock-Fördergerüst der Zeche Gneisenau in Derne, das als Denkmal erhalten blieb.

Für dieses Foto musste Reiner Blase nicht weit reisen. Es zeigt das Doppelbock-Fördergerüst der Zeche Gneisenau in Derne, das als Denkmal erhalten blieb. © Reiner Blase

Die Fördertürme im Ruhrbergbau hat er natürlich fast komplett dokumentiert, genauso das Aachener Revier oder den Bergbau im Saarland. Aber auch in Thüringen der Heimat von Christine Blase, war das Ehepaar viel unterwegs. „Ich habe mittlerweile um die 500 Fördertürme und Fördergerüste fotografiert, in Deutschland etwa 300. Davon sind über 200 Türme und Gerüste aus dem Steinkohlenbergbau und etwa 70 aus dem Salzbergbau“, bilanziert Blase. Und zu fast allen Objekten kann er Infos oder teilweise kleine Geschichten liefern.

Vom Nordkap bis nach Rumänien

Es ging aber auch weit über Deutschland Grenzen hinaus. Im Ausland führten die Touren vom Nordkap bis nach Rumänien. „Man glaubt gar nicht, wo überall Kohle gefördert wurde“, stellt Reiner Blase fest. Aber auch andere Bergbau-Arten hat er mit den Fotos von Fördertürmen und -gerüsten dokumentiert – von Kali- und Erzbergbau bis zum Uran-Abbau.

Unterschiede zwischen den Ländern kann der Hobbyfotograf dabei nicht ausmachen. Prägend sind aber die Zeiten, in denen die Türme und Gerüste entstanden sind. Reich verziert sind sie in der Zeit der Jahrhundertwende und zu Beginn des 20. Jahrhundert, später wird es deutlich schlichter und funktionaler – bis hin zur Betonarchitektur der letzten Jahrzehnte. Eine besondere Rolle spielen die geschlossenen Malakowtürme. In Bottrop gibt es sogar eine Kombination aus Malakowturm und Fördergerüst.

Der Schacht Prosper 2 in Bottrop ist eine seltene Kombination aus Malakowturm und Fördergerüst.

Der Schacht Prosper 2 in Bottrop ist eine seltene Kombination aus Malakowturm und Fördergerüst. © Reiner Blase

Ablesbar ist auch, die wirtschaftliche Lage der Länder. Bei der letzten Tour durch Rumänien stieß Blase auf viele Türme in schlechtem baulichen Zustand. „Die sehen teilweise schrecklich aus“, stellt er fest. Auf hochmoderne Türme und Anlagen ist er dagegen im schlesischen Revier in Polen gestoßen.

Auf der Computer-Festplatte hat Blase alle fotografierten Bergbau-Zeugen nach Bergbau-Art und Ländern sortiert. Und damit ein Archiv geschaffen, das mit dem Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland von bleibender Bedeutung sein wird. „Es ist traurig, wenn die Türme und Gerüste irgendwann weg sind“, stellt Reiner Blase fest. „Aber man kann natürlich nicht alles erhalten.“

Spanien steht auf dem Wunschzettel

Einen Lieblingsturm hat Reiner Blase nicht. „Mir gefällt aber das ganz Filigrane“, stellt er fest. Und auch nach gut 18 Jahren auf den Spuren des Bergbaus ist die Neugierde ungebrochen. Spanien steht etwa noch auf dem Wunschzettel für eine der nächsten Reisen. Auch dort lassen sich Touren auf den Spuren des Bergbaus gut mit einem Urlaub verbinden.

Blases Ziel ist es, vielleicht irgendwann einmal ein Buch mit den Türmen und Gerüsten des Bergbaus in Europa zu veröffentlichen. „Am Besten, wenn ich 1000 zusammen habe.“ Das Faszinierende dabei ist: „Kein Turm ist wie der andere. Jeder ist ein bisschen anders“, sagt Reiner Blase.

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