130-Millionen-Baustelle am Hauptbahnhof Dortmund: Das ist der Stand

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130-Millionen-Baustelle am Hauptbahnhof Dortmund: Das ist der Stand

rnBahnhofsumbau

Noch bis 2024 ist der Dortmunder Hauptbahnhof eine Großbaustelle. Der Neubau von Bahnsteigen ist dabei nur eine aktuell laufende Maßnahme. Auch ein anderes Projekt sorgt für Engpässe.

Dortmund

, 27.07.2020, 17:15 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Großbaustelle Dortmunder Hauptbahnhof ist inzwischen für alle Reisenden nicht nur deutlich sichtbar, sondern auch mit anderen Sinnen spürbar. Der Bagger, der eine Schutzbohle nördlich von Gleis 16 in die Erde treibt, lässt den Boden vibrieren. Der Lärm ist so groß, dass sich einige Wartende auf dem benachbarten Bahnsteig die Ohren zuhalten.

Auf Hochtouren laufen die Abrissarbeiten am dritten Bahnsteig im Dortmunder Hauptbahnhof.

Auf Hochtouren laufen die Abrissarbeiten am dritten Bahnsteig im Dortmunder Hauptbahnhof. © Oliver Volmerich

Auf solche Zustände müssen sich Reisende am Dortmunder Hauptbahnhof noch für längere Zeit einrichten. Im Sommer 2018 wurde offiziell der erste Spatenstich für den lang ersehnten Umbau der Bahnstation gesetzt. Bis 2024 soll der Hauptbahnhof runderneuert sein. Das erste Drittel ist zeitlich also geschafft.

Und das bedeutet, dass zwei Bahnsteige inzwischen fertig sind - „zu 95 Prozent“, sagt Bahnhofsmanager Jörg Seelmeyer. Ein paar Restarbeiten sind immer noch zu erledigen. Auch die Rolltreppen stehen an den beiden Bahnsteigen zurzeit noch still. Die Endabnahme steht kurz bevor, erklärt Seelmeyer.

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Der Bahnsteig mit den Gleisen 26 und 31 ist schon seit August 2019 fertig, seit Anfang Juli dieses Jahres auch der Nachbar-Bahnsteig mit den Gleisen 21 und 23. Sie zeigen schon den neuen Standard, den der runderneuerte Bahnhof in vier Jahren überall bieten soll. Alles wirkt heller, freundlicher und transparenter.

Seit Anfang Juli kann der neugestaltete Bahnsteig mit den Gleisen 21 und 23 genutzt werden.

Seit Anfang Juli kann der neugestaltete Bahnsteig mit den Gleisen 21 und 23 genutzt werden. © Oliver Volmerich

Was auffällt: Statt des Mini-Dachs an Gleis 26 und 31 bietet das Bahnsteigdach nebenan mit 140 Metern Länge deutlich mehr Schutz und Komfort. An den folgenden Fernverkehrs-Bahnsteigen sollen die Dächer bis zu 280 Meter lang werden. Die Bahnsteige selbst sind gut 400 Meter lang.

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Wichtigste Errungenschaft sind die Rolltreppen und Aufzüge zu den Bahnsteigen. „Das große Ziel ist die Barrierefreiheit“, erklärt der Bahnhofsmanager. „Uns ist es wichtig, dass der Bahnhof in Zukunft von allen Menschen genutzt werden kann.“

Leitsysteme für Menschen mit Behinderung

Über die App „Bahnhof live“ sollen Reisende mit Beeinträchtigungen schon vorab erfahren, ob die Aufzüge und Rolltreppen auch funktionieren. Zur Barrierefreiheit beitragen sollen zudem Leitsysteme für Blinde und Sehbehinderte - sowohl am Boden als auch an den Handläufen der Treppenaufgänge, an denen sich Inschriften ertasten lassen.

Auch ein Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte auf dem Boden und an den Handläufen soll zur Barrierefreiheit der neuen Bahnsteige beitragen.

Auch ein Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte auf dem Boden und an den Handläufen soll zur Barrierefreiheit der neuen Bahnsteige beitragen. © Oliver Volmerich

Neuen Glanz zeigt ebenfalls der Fußgängertunnel unter den Gleisen. „Höher, breiter, heller und nachhaltig“ soll es werden, verkündet Seelmeyer. Tatsächlich wird der Tunnel mit den Bauarbeiten, die sich Stück für Stück, Jahr für Jahr von Norden nach Süden vorarbeiten, von etwa 9 auf gut 13 Meter verbreitert - auch, um Platz für die Aufzüge zu schaffen, die in der Mitte des Tunnels angelegt sind.

Deutlich breiter und freundlicher gestaltet ist der neue Fußgängertunnel unter den Gleisen. In der Mitte sind die Aufzüge zu den Bahnsteigen eingebaut.

Deutlich breiter und freundlicher gestaltet ist der neue Fußgängertunnel unter den Gleisen. In der Mitte sind die Aufzüge zu den Bahnsteigen eingebaut. © Oliver Volmerich

Wie groß der Aufwand ist, der dafür getrieben werden muss, zeigt ein Blick auf die laufenden Arbeiten am dritten Bahnsteig mit den Gleisen 18 und 20. Hier werden zurzeit alle Aufbauten und die Widerlager der alten Gleisbrücken abgerissen.

Die alten Bahnsteig-Brücken werden in den Nächten vom 2. August bis zum 7. August jeweils zwischen 21 Uhr und 5.30 Uhr komplett abgetragen. Alles wird komplett neu gebaut, sagt Seelmeyer. Im Sommer 2021 soll dann auch dieser neue Bahnsteig nutzbar sein.

Das Bauloch zeigt, wie der Tunnel unter den Gleisen verbreitert wird. Die Gleise bekommen neue Brücken.

Das Bauloch zeigt, wie der Tunnel unter den Gleisen verbreitert wird. Die Gleise bekommen neue Brücken. © Oliver Volmerich

Die gute Botschaft der Bahn: Die Bauarbeiten liegen insgesamt im Zeit- und Kostenplan. 130 Millionen kostet der Umbau. Der Bund übernimmt mit 73,2 Millionen Euro an Fördermitteln den größten Teil, das Land NRW steuert 51,3 Millionen Euro bei, die Bahn selbst 6 Millionen Euro.

Sieben Jahre Umbau-Zeit

Dass der Umbau insgesamt knapp sieben Jahre dauert, hat mit dem hohen Aufwand und dem laufenden Bahnbetrieb zu tun. „Wir bauen immer unter rollendem Rad“, sagt der Bahnhofsmanager. „Bei über 1000 Zugfahrten am Tag ist das eine logistische Herausforderung.“ Aktuell sind natürlich die Gleise 18, 20 und auch 21 am Nachbar-Bahnsteig nicht nutzbar. Die Züge werden entsprechend umgeleitet.

Neue Weichen

Zu Umleitungen und Ausfällen kommt es aber auch aus einem anderen Grund. Denn der Bahnsteig-Umbau ist nicht die einzige Baustelle am Dortmunder Hauptbahnhof. Ganz im Norden entstehen neue Gleisbrücken für eine Umfahrung der Bahnsteige.

Und an der westlichen Einfahrt laufen vor den nördlichen Bahnsteigen Gleisbauarbeiten. Innerhalb einer Woche werden hier insgesamt elf neue Weichen eingebaut, erklärt Projektleiter Fabian Groger. Die alten Holzschwellen werden gegen Betonschwellen ausgetauscht und gut 3800 Tonnen Schotter werden ausgewechselt.

An der Westseite des Bahnhofs werden neue Weichen eingebaut.

An der Westseite des Bahnhofs werden neue Weichen eingebaut. © Oliver Volmerich

Man nutzt dabei die Gelegenheit, dass der Bahnbetrieb in diesem Bereich ohnehin eingeschränkt ist. Die Züge der Linien RE3 und RB32 können bis zum frühen Morgen des 3. August den Dortmunder Hauptbahnhof gar nicht anfahren.

2,6 Millionen Euro investiert die Bahn zusätzlich zum Bahnhofsumbau in die Weichenerneuerung. Am Ende kann man dann in jeder Hinsicht von einer Runderneuerung des Dortmunder Hauptbahnhofs sprechen.

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