Seine Chemiestunde hielt Kai Riese diesmal digital ab. © Maximilian Konrad

Serie „Wie digital sind unsere Schulen?“

„Alle wieder was dazugelernt“ – Lehrer erlebt Premiere im digitalen Unterricht

Homeschooling und Distanzunterricht gehören noch immer zum Schulalltag - im Quarantänefall. Wir haben einen Lehrer bei einer Schulstunde begleitet - und haben ungewöhnliche Dialoge erlebt.

Dortmund

, 04.11.2020 / Lesedauer: 3 min

An den Wänden hängen Plakate zu Säuren und Basen, zu Charles Darwin und zum Thema Haut und Haare. Auf dem Tisch stehen einige Flaschen mit farbigen Inhalten. Jeder Arbeitsplatz hat eine Steckdose. Wir sind im Chemieraum des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) in Nette.

Lehrer Kai Riese steht vorne am Pult und beginnt seinen Unterricht in der 9. Klasse. Aber eine Sache ist anders an diesem Donnerstagmorgen: Die Schüler fehlen. Wegen eines positiven Corona-Falls sind zum Zeitpunkt unseres Besuches insgesamt 50 Schüler in Quarantäne. Also: Zoom-Meeting statt Unterricht vor Ort - für den Chemie- und Musiklehrer eine Premiere.

„Wie richtet man das nochmal ein?“

Das virtuelle Treffen beginnt: Der Lehrer lässt alle Schüler in den Raum eintreten und ein kollektives „Guten Morgen“ ist zu hören. Riese stellt seinen Plan für die Stunde vor. Und da fliegt der erste Schüler schon aus dem virtuellen Raum - Probleme mit dem WLAN. Wenig später ist er wieder dabei.

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Am Heinrich-Heine-Gymnasium hat jeder Schüler ab der siebten Klasse sein eigenes iPad. Das Gerät dürfen die Schüler auch mit nach Hause nehmen. Die Kosten dafür tragen die Familien selbst. Nach drei Jahren geht das iPad dann anhand eines Mietkaufmodells in den eigenen Besitz über.

Es ist Gruppenarbeit angesagt. „Aber wie richtet man nochmal diese Breakout-Räume (separate Sitzungen, Anm. d. Red.) ein, damit Schüler sich jeweils in den Gruppen etwas erarbeiten können“, fragt sich Kai Riese. Er sucht, klickt einige Optionen an und schaut unter verschiedenen Punkten - es ist einfach nichts zu finden.

„Da haben wir alle wieder was dazugelernt“

Dann springt ihm Axel Torka zu Seite. Der Deutsch- und Erdkunde-Lehrer nimmt auch am Online-Meeting teil und gehört zu den Hauptverantwortlichen in Sachen Digitalisierung an der Schule. Letztlich übernimmt Torka die Einteilung der Gruppen.

Für Chemielehrer Kai Riese war der Distanzunterricht in Form einer Zoom-Konferenz eine Premiere. © Maximilian Konrad

Wenig später rätseln Torka und Riese, wo das Problem lag. Letztlich stellt sich raus, dass der Chemielehrer mit seinem iPad gar nicht die Möglichkeit hatte, seine Schüler in Gruppen zu separieren. Der Grund: Das iPad bietet die Funktion nicht an - Laptops wie das von Torka hingegen schon. „Da haben wir alle wieder was dazugelernt“, meint Riese mit einem Schmunzeln.

Im Laufe des Unterrichts tauchen immer Fragen auf. Das Problem: Der Chemielehrer weiß nicht genau, in welcher Gruppe es Schwierigkeiten gibt. Diese sind nach den Schwerpunkten der Arbeitsblätter benannt. Riese kann aber nicht sehen, welche Schüler sich in den jeweiligen Teams befinden.

„So eine digitale Stunde ist effektiver“

Das Ende der Unterrichtseinheit naht. Es steht die Vorstellung der Ergebnisse an. Die Schüler teilen ihre Bildschirme, damit der Lehrer sie sehen kann. Hin und wieder probiert Riese auf seinem iPad nach oben bzw. unten zu scrollen. Doch das kann er nicht - schließlich teilt ein Schüler gerade seinen Bildschirm und hat damit die Kontrolle.

Auch, wenn es die eine oder andere technische Barriere gibt oder es manchmal zu Verzögerungen kommt, weil der Pädagoge noch nicht ganz genau weiß, wo sich alle Funktionen im Programm befinden: Sein Fazit fällt positiv aus.

„Für meine erste Sitzung dieser Art war das schon vielversprechend. Ich denke, so eine digitale Stunde ist effektiver, als wenn man den Schülern nur Aufgaben gibt. Die Schüler bekommen auf diese Weise ein direktes Feedback und können auch ihre Ergebnisse sofort präsentieren.“

Riese findet auch, dass ein Distanzunterricht das geringste Übel im Falle einer Quarantäne ist - und die beste Variante, wenn Schüler zu Hause bleiben müssen. „Vor allem der Austausch der Schüler untereinander, aber auch von Lehrer zu Schüler ist so direkt möglich - und das hat viele positive Effekte.“

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