Diese Kuriositäten landen auf dem Recyclinghof Ein Gegenstand ist viele Hundert Euro wert

Diese Kuriositäten finden EDG-Mitarbeiter auf dem Recyclinghof Wambel
Lesezeit

Wenn jemand überblicken kann, was auf Dortmunds größtem Recyclinghof abgegeben wird, dann ist das Andrea Mathews. Die 52-Jährige ist ein EDG-Urgestein, schon seit 25 Jahren ist sie im Unternehmen. Nach der Schule hatte sie Tischlerin gelernt, später schwenkte sie um zur Ver- und Entsorgerin. Und dabei blieb sie. Heute ist die Frau mit dem amerikanischen Nachnamen, den man Deutsch ausspricht, die Leiterin des EDG-Recyclinghofs Wambel.

Andrea Mathews weiß, was an diesem Mittwochvormittag in den Sommerferien auf sie zukommt. Sie empfängt unseren Reporter mit einem Grinsen im Gesicht und einem Gegenstand in der Hand, von dem sie selbst nicht weiß, worum es sich handelt. Vielleicht das Horn einer Kuh, rätselt Mathews. Aber möglicherweise auch der Stoßzahn eines Walrosses. Letzteres lässt die maritime Zeichnung auf dem Gegenstand vermuten.

Es handelt sich um eine erstaunlich detaillierte Darstellung einer arktischen Meereslandschaft mit einem großen Schiff, Eisblöcken und Pinguinen. Tierisch verrückt!

Horn oder Zahn?

Das Horn oder der Zahn, oder was auch immer es ist, gehört zu den besonderen Fundstücken auf dem Recyclinghof Wambel. Leiterin Andrea Mathews schildert unserem Reporter, welche Kuriositäten die Dortmunder dort abgeben.

Eines der besonderen Fundstücke auf dem Recyclinghof Wambel: vielleicht das Horn einer Kuh oder der Stoßzahn eines Walrosses?
Eines der besonderen Fundstücke auf dem Recyclinghof Wambel: vielleicht das Horn einer Kuh oder der Stoßzahn eines Walrosses? © Tim Schulze

In der Regel seien das keine zufälligen Fundstücke, die plötzlich in einem Müllberg zum Vorschein kommen, betont sie. Die EDG-Beschäftigen fragen die Kunden, was sie mitbringen, und sehen auch, was sich in den Autos befindet. Stellt sich heraus, dass sich darunter Dinge sind, die noch gut erhalten sind und eher nicht in den Müll gehören, fragen sie nach. Zum Beispiel: „Dürfen wir das in unsere Möbelbörse geben?“ Oder: „Darf das in unsere Spielzeug-Spendensammlung?“

Zwar stimme nicht jeder Anlieferer zu, sagt Mathews. Aber die EDG-Mitarbeiter versuchten ihr Bestes, dass möglichst nichts im Müll landet, das anderswo noch gebraucht werden könnte.

Wertvolles Klavier

Das war bei einem der sicherlich wertvollsten Gegenstände, die je auf dem Hof landeten, offensichtlich. Diesen hatte die frühere Besitzerin vorher angekündigt. Die Rede ist von einem schwarzen Klavier, das vor einiger Zeit angeliefert wurde. „Die Besitzerin hat uns gefragt, ob wir das annehmen“, erzählt Andrea Mathews. Die Frau habe gleich darauf hingewiesen, dass das Instrument noch funktionstüchtig ist und den Wert auf mehrere Tausend Euro taxiert.

Ein musikalischer Mitarbeiter der EDG spielt das Klavier, das auf dem Recyclinghof Wambel abgegeben wurde. Der Mann möchte anonym bleiben - oder Richard Clayderman genannt werden.
Ein musikalischer Mitarbeiter der EDG spielt das Klavier, das auf dem Recyclinghof Wambel abgegeben wurde. Der Mann möchte anonym bleiben - oder Richard Clayderman genannt werden. © EDG

Das Klavier kam mit einem Kastenwagen. EDG-Mitarbeiter hatten es ganz vorsichtig mit dem Gabelstapler angehoben. „Der Zustand war perfekt“, erinnert sich Mathews. „Die Kundin hat sofort darauf gespielt.“ Das Klavier sei nur leicht verstimmt gewesen.

Recyclinghof-Leiterin Andrea Mathews arbeitet schon seit 25 Jahren bei der EDG.
Recyclinghof-Leiterin Andrea Mathews arbeitet schon seit 25 Jahren bei der EDG. © Tim Schulze

Für den Container, in dem die Gegenstände für die Möbelbörse landen, war es zu empfindlich. „Es musste vor Feuchtigkeit geschützt werden“, sagt Mathews. Also fand das Instrument vorübergehend seinen Platz in einem Lagerraum auf dem Gelände - allerdings erst, nachdem sich auch einige EDG-Mitarbeiter musikalisch ausprobiert hatten.

Inzwischen wird das Klavier bei der EDG-Möbelbörse in Hacheney angeboten - für 444 Euro.

Hof wurde zum Golfplatz

Es kommt vor, dass die EDG-Beschäftigten ihren Spaß mit den Kuriositäten haben. Andrea Mathews erzählt von einem Golfschläger-Set inklusive Handschuhen und Bällen, das ein Kollege abgegeben habe. „Seine Frau und er hatten mit dem Golfspielen aufgehört“, erinnert sie sich.

Auf dem Hof warteten die EDG-Leute bis nach Feierabend und schlugen dann ein paar Bälle. Eingelocht hatte, wer in den auserkorenen Container traf. „Das haben nicht viele geschafft“, verrät Mathews und lacht.

Es gibt auch Beispiele für weniger gut gebräuchliche Kuriositäten: Hirschgeweihe, die Erste-Hilfe-Tasche eines Notarztes oder ein Stoff-Spielzeug im Look eines Kothaufens.

Der Recyclinghof Wambel ist in Dortmund der größte seiner Art.
Der Recyclinghof Wambel ist in Dortmund der größte seiner Art. © Tim Schulze

Letzteres hat es noch so eben in die Spielzeug-Spendensammlung geschafft. Die befindet sich gleich an der Einfahrt zum Hofgelände. Dort stehen mehrere, orangefarbene Tonnen, in denen sich beispielsweise gut erhaltene Gesellschaftsspiele türmen. Seit rund drei Jahren gibt es die Spielzeug-Sammlung auf den sechs EDG-Recyclinghöfen. Die gespendeten Spielwaren werden aufgearbeitet und kommen bedürftigen Familien und gemeinnützigen Einrichtungen zugute.

Kunden spenden gezielt

Wie die Möbelbörse und die Altkleidersammlung ist die Spielzeug-Sammlung ein Instrument, um zu verhindern, dass Gegenstände, die eigentlich kein Müll sind, in eben diesem landen. „Die EDG macht da schon vieles richtig“, findet Andrea Mathews.

Inzwischen kommen Kunden ganz gezielt, um gut erhaltene Gegenstände zu spenden. „Die Leute kennen es und sagen direkt: ,Ich habe da was für euch‘“, erzählt Mathews. Sie erinnert sich an einen Tisch, der abgegeben wurde. Sie, die gelernte Tischlerin, habe das Stück für die Möbelbörse aufgearbeitet. Der Tisch habe schließlich 300 Euro eingebracht.

Und was macht die EDG mit den Einnahmen? Das Geld werde für den Betrieb und die Organisation der genannten Stellen verwendet. Außerdem, sagt Mathews, helfen sie dabei, Erhöhungen bei den Müllgebühren zu vermeiden.

Müll-Chaos nach Sperrmüll-Abholtag in Dortmund: Manches, das rausgestellt wurde, war gefährlich

Nach 2,5 Jahren zurück: EDG-Mitarbeiter findet Erika Neumanns verschwundenes Portemonnaie

Daniel Kozik will Dortmund sauberer machen: Skurrile Idee soll zu Müllsammeln animieren