
© Michael Nickel
Diese Brücke über der B54 spart 2 Kilometer Umweg – und wird unerlaubt genutzt
B54 Dortmund
Eine kurze Brücke über der B54 verbindet Hombruch mit Hörde. Für Autofahrer ist das eine Abkürzung um mehrere Kilometer – die aber eigentlich gar keine sein sollte.
Diese Geschichte beginnt mit dem Waldhausweg in Lücklemberg, einer gut 500 Meter langen Straße, von der aus man direkten Zugang in die Bittermark hat. Ruhig ist es, nur ein paar Häuser stehen entlang der Straße. Also alles ganz schön. Wäre da nicht die Brücke.
Um in den Waldhausweg zu kommen, gibt es offiziell nur einen Weg. Von der Kirchhörder Straße biegt man in die als Sackgasse ausgezeichnete Straße ein. Hier gilt Tempo 30. Nach etwa 150 Metern folgt eine scharfe Linkskurve, die schmal und schwer einzusehen ist.

Keiner darf hier durch, außer Fußgänger, Radfahrer und land- wie forstwirtschaftlicher Verkehr. © Michael Nickel
Am Ende des Waldhausweges stehen ein paar Schilder, die darauf hinweisen, dass nur noch Fahrradfahrer und Fahrzeuge für den Forst- und Landwirtschaftsbetrieb weiterfahren dürfen. Wieder ein paar Meter weiter führt eine kurze Brücke über die B54 auf die Brandisstraße und damit direkt von Lücklemberg nach Wichlinghofen und Wellinghofen. Auch hier, an der anderen Seite der Brücke, stehen diese Schilder.
Freie Fahrt für Autofahrer, weil Poller im Boden fehlen
Es dürfen also keine normalen Pkw oder Mofas langfahren – sie tun es aber trotzdem und sparen sich dadurch einen Umweg von gut 2 Kilometern. Eigentlich sind hier Löcher im Boden, damit dort Poller eingesetzt werden können. Zwei am Ende des Waldhausweges und jeweils zwei weitere direkt an den Brückenenden.
Am Dienstagnachmittag (30. Juli) steckte aber nur einer von sechs möglichen Pollern im Boden. Ein Roller und ein Auto nutzten die Lücke und fuhren innerhalb von fünf Minuten nacheinander von der Brandisstraße in den Waldhausweg. Unerlaubt.

Kein Poller weit und breit – und im Hintergrund sind die Scheinwerfer eines Autos zu sehen, das gerade unerlaubt über die Brücke fährt. © Michael Nickel
Im vergangenen Jahr war diese Brücke für mehere Wochen gesperrt, nachdem ein Lkw das Geländer eingerissen hatte. Autos passten damals nicht mehr hierüber, Fußgänger ignorierten die Absperrungen jedoch. Die Brücke ist schon lange repariert. Das ist gut für die Forst- und Landwirte sowie einige Autofahrer. Aber schlecht für eine Anwohnerin, die anonym bleiben will.
Der Waldhausweg sei wegen der nicht aufgestellten Poller zur Durchgangsstraße geworden, schreibt sie in einem Brief an Oberbürgermeister Ullrich Sierau.
Zwar hat der nicht persönlich geantwortet, doch die Anwohnerin hat auf jeden ihrer zwei Briefe eine Antwort aus dem Rathaus erhalten.
Darin heißt es unter anderem: „Der Waldweg wird täglich mehrmals als Hauptzufahrtsweg in die Waldflächen von den Mitarbeitern des Forstbetriebs Süd genutzt.“ Die dort installierten Poller würden aber wochentags entfernt und am Wochenende wieder eingesetzt. „Die Pfosten sind aus bautechnischen Gründen sehr nahe an die Brandisstraße gesetzt worden, dadurch ist keine Aufstellfläche für das sichere Anhalten und Öffnen der Absperrpfosten mehr gegeben.“
Pfosten werden „teilweise verschleppt“
Die Mitarbeiter des Forstbetriebes wären bei eingesetzten Pfosten dazu gezwungen, im fließenden Verkehr auf der Brandisstraße anzuhalten und die Straße zu Fuß zu überqueren, um dann wieder die Pfosten herauszuholen. „Dieser Vorgang stellt ein nicht unerhebliches Unfallrisiko dar“, heißt es in dem Antwortbrief.

Die Brücke von der Brandisstraße aus gesehen. Achtet man auf die Schilder, wenn hier keine Poller im Boden stehen? Die lehnen links neben der Brücke. © Michael Nickel
Um dieses Risiko zu minimieren, würden die Poller unter der Woche dauerhaft draußen bleiben. „Leider musste jedoch festgestellt werden, dass am Wochenende die Pfosten von unbefugten Personen entfernt und teilweise verschleppt wurden.“ Dass einige Poller tatsächlich gestohlen worden sind, scheint offensichtlich.
So war von zwei Pollern, die am Ende des Waldhausweges eigentlich im Boden eingelassen sein müssten, auch am Wegesrand nichts zu sehen. Zwei andere standen am Ende der Brücke an eine Leitplanke an der Brandisstraße gelehnt. Am anderen Ende steckte ein Poller, der andere fehlte. So war genug Platz für ein Auto, um von der Brandisstraße über die Brücke in Richtung Kirchhörder Straße zu fahren. Unerlaubterweise.
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels war an zwei Stellen Löttringhausen als Ort angegeben. Das haben wir korrigiert. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.