Dass Katalysatoren bei Dieben derzeit besonders beliebt sind, ist kein Geheimnis. Aufgrund der hohen Rohstoffpreise lassen sich beim Verkauf hohe Gewinne erzielen. Doch nun scheinen es Kriminelle in Dortmund auch auf andere Autobauteile abgesehen zu haben: Lenkräder.
Berichte über entsprechende Taten fanden sich zuletzt häufiger in einer Facebook-Gruppe für den Stadtteil Wambel. Autos seien aufgebrochen und die komplette Lenkeinheit ausgebaut worden.
BMWs sind bei Dieben beliebt
Marco Kowalski weiß genau, warum es die Kriminellen auf die Lenkräder abgesehen haben. Der 36-Jährige Kfz-Meister betreibt Am Rabensmorgen 11 eine Autowerkstatt. Zuletzt hätten Diebe unter anderem an der Arnold-Böcklin-Straße zugeschlagen. Vor allem Fahrzeuge des deutschen Herstellers BMW seien betroffen gewesen.

„Denen geht es vorwiegend um die Airbag-Einheit, die in den Lenkrädern verbaut ist“, sagt Kowalski. Derzeit sei es schwierig, solche Ersatzteile bei BMW zu bekommen, führt er weiter aus. „Und wenn die Dinger nicht lieferbar sind, bekommt man einen Unfallwagen nicht instand gesetzt.“
Zumal der Einbau eines neuen Lenkrades nicht grade günstig ist. Kowalski nennt eine ungefähre Größenordnung: „Normalerweise kosten Lenkräder mit Airbag-Einheit zwischen 1500 und 1800 Euro. Mit professionellem Einbau kann ein neues Lenkrad dann schonmal rund 2000 Euro kosten.“
Mehr als 1000 Angebote bei Ebay
Mit gebrauchten Lenkrädern geht das scheinbar günstiger. Bis zu 400 Euro verlangen Händler für ein gebrauchtes BMW-Lenkrad samt Airbag beispielsweise bei der Online-Verkaufsplattform Ebay. Mehr als 1000 Angebote werden angezeigt.
Eine andere Möglichkeit, mit der die Diebe Geld verdienen könnten: Kriminelle Banden beschaffen Lenkräder in großem Stil und reparieren damit im Ausland Autos, die sie dann wieder verkaufen.

Die Polizei Dortmund geht jedenfalls davon aus, dass es sich bei den Lenkrad-Dieben um Profis handele, „die wissen, wie sie in ein Auto reinkommen und wie sie die Lenkräder ausbauen.“ Das sagt Polizeisprecher Gunnar Wortmann auf Anfrage dieser Redaktion.
Neu ist dieses Phänomen für Marco Kowalski übrigens nicht. Das Aufbrechen von Autos und Klauen von Lenkrädern sei in den „letzten zwei bis drei Jahren sehr extrem“ gewesen, sagt er. Bei der Polizei äußert man sich verhaltener. Man müsse noch abwarten und beobachten, ob das Klauen von Lenkrädern nur eine kurzfristige Phase oder eine langfristige Entwicklung sei.
Fallzahlen lassen Tendenz erkennen
Die Fallzahlen lassen jedoch eine Tendenz erkennen: Für 2022 registrierte die Polizei Dortmund 150 solcher Fälle. 2021 waren es noch 117 und 2020 noch 115 geklaute Lenkräder (Stand 21.12.). Diese Angaben seien jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da sie nicht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik stammen, so Wortmann. Eine stadtteilspezifische Auswertung für Wambel sei nicht möglich.
Erkennbar ist anhand der Zahlen aber auch, dass wesentlich mehr Katalysatoren entwendet werden als Lenkräder. Die steigende Tendenz fällt dort noch deutlicher aus. In diesem Jahr sind bislang 348 Fälle gemeldet worden, 2021 267 Fälle und 2020 80 Fälle (Stand 21.12.).
Kfz-Meister Marco Kowalski ist froh, dass er der Polizei noch kein gestohlenes Lenkrad oder einen abgesägten Katalysator melden musste. „Diesen Stress und den Ärger mit den Kunden brauche ich nicht“, sagt er.
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