Die Szenerie beim Ortstermin der CDU am Dienstagmittag (27.8.) war passend. Rechts vor einem Garagentor wurde eine Crack-Pfeife geraucht, dahinter an der Rückseite des Gesundheitsamtes am Grafenhof stellte die Polizei einen Mann an die Hauswand, um ihn zu durchsuchen. Bilder, die für Anwohner und Geschäftsleute am oberen Westenhellweg und am Grafenhof zum Alltag gehören – abgesehen davon, dass sie die am Dienstag vorhandene Polizeipräsenz oft vermissen.
Von erfolgreichem Kontrolldruck und einer Beruhigung der Drogenszene hatte Ordnungsdezernent Norbert Dahmen im Oktober vergangenen Jahres gesprochen, nachdem man im August Schwerpunkteinsätze der Ordnungskräfte im Umfeld des Drogenkonsumraums gestartet hatte. Von einer Beruhigung kann nach den Schilderungen der Nachbarschaft inzwischen aber keine Rede mehr sein.

Ein Anwohner und Mitarbeiterinnen in einer Arztpraxis am oberen Westenhellweg berichteten von Drogengeschäften und Drogenkonsum auf offener Straße, von Beschimpfungen und Bedrohungen auf dem Weg zur Arbeit. Sie sei verfolgt, bespuckt und beleidigt worden, berichtete eine Arzthelferin. „Es wird immer schlimmer und es wird nichts dagegen getan.“
Ihr Chef berichtete, dass viele Patienten die Dortmunder Innenstadt außer zu dringenden Arztbesuchen inzwischen mieden. „Wir haben hier einen großen Freiluft-Drogenkonsumraum“, sagte der Mediziner. „Ich verstehe die Stadt Dortmund nicht, dass sie das zulässt.“
Und das Problem mit Pöbeleien und aggressiver Bettelei strahlt weit über das unmittelbare Umfeld des Drogenkonsumraums hinaus. „Die Wißstraße entwickelt sich zeitweise zur Zombie-Meile“, berichtete ein Gastwirt. Gästen werde teilweise ins Essen gespuckt. „Es ist unerträglich.“
Den Drogenkranken müsse geholfen werden, aber es müsse auch weiterhin ein Stadtleben möglich sein, war sich die Runde von Geschäftsleuten und Anwohnern beim Ortstermin der CDU einig. Das Umfeldmanagement des Drogenkonsumraums mit Sozialarbeitern funktioniere offensichtlich nicht. In der Kritik stand aber auch die Polizei, die auf Beschwerden nicht reagiere. Ein hartes Durchgreifen sei nicht erwünscht, habe man ihr gesagt, berichtete eine Arzthelferin.
Angstraum für viele Menschen
Auf die CDU-Vertreter machten die Schilderungen Eindruck. „Die Verhältnisse im Umfeld des Drogenkonsumraums sind schlimmer als je zuvor“, bilanzierte Thomas Bahr als sozialpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. „Immer mehr Menschen erleben das Umfeld als Angstraum.“
Ein Problem ist, dass der Andrang im Drogenkonsumraum und in seinem Umfeld durch die Aufgabe der Wohnsitz-Auflage nach der Beobachtung der Anlieger noch zugenommen hat. Der Drogenkonsumraum hat so eine Sogwirkung für das ganze Umland, stellte der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann fest. Darauf müsse die Politik reagieren.
Verlagerung beschlossen
Der Rat der Stadt hat im Februar zwar im Grundsatz eine Verlagerung des Drogenkonsumraums aus der City an mehrere dezentrale Standorte in der Innenstadt beschlossen. Noch wartet man aber auf konkrete Standortvorschläge der Verwaltung. Es müsse aber schnell gehandelt werden, war sich die Runde beim Ortstermin am Grafenhof einig.
Nötig sei ein konsequentes Eingreifen des kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei. Die Menschen im Umfeld des Drogenkonsumraums müssten zu einem sozial kompatiblen Verhalten angehalten werden, formulierte es Thomas Bahr. „Wir wollen eine andere Gangart, weil die bisherige nicht funktioniert“, sagte der ordnungspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion Uwe Wallrabe. Das Thema wird die Politik im Rat also in den nächsten Wochen und Monaten intensiv beschäftigen.
„Es wird ein mühseliger Weg“: Wie die Crack-Krise 2023 in Dortmund die Debatte um die Innenstadt prä