Zahl der Tötungsdelikte laut Polizei stark angestiegen Die dramatischsten Vorfälle in Dortmund 2023

Diese Tötungsdelikte haben Dortmund 2023 besonders erschüttert
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Anfang April 2024 ist die neueste polizeiliche Kriminalstatistik für Dortmund veröffentlicht worden - und sie offenbart keinen guten Trend. Die Zahl der Gewaltdelikte in Dortmund ist so hoch wie seit 2014 nicht mehr. Und auch die Zahl der sogenannten „Straftaten gegen das Leben“ stieg von 25 auf 37 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. Über einige haben wir im vergangenen Jahr berichtet. Die dramatischsten haben wir für sie noch einmal zusammengestellt.

Das wohl spektakulärste Tötungsdelikt in Dortmund in 2023

Tatort Supermarkt-Eingang, Feierabendzeit, viele Zeugen – drei Besonderheiten machen diesen Fall zum wohl spektakulärsten Tötungsdelikt, das sich im Jahr 2023 in Dortmund ereignet hat. Am Lidl-Markt an der Schützenstraße in der Nordstadt wurde am 29. August gegen 17 Uhr ein Mann (48) von einem Vermummten niedergestochen. Tage später erlag er seinen Verletzungen.

Die Ermittlungsergebnisse im Fall des getöteten 48-Jährigen deuten auf Selbstjustiz hin. Ein 16-jähriger Dortmunder steht unter Mordverdacht. Er soll dem Mann, als dieser den Supermarkt verlassen hatte, ein Messer in den Hals gerammt haben.

Das mutmaßliche Motiv: Rache. Zwei weitere Jugendliche, die mit dem mutmaßlichen Täter vor Ort waren und gegen die auch ermittelt wurde, hatten sich zuerst der Polizei gestellt. Einer von ihnen gab an, der 16-Jährige habe den 48-Jährigen niedergestochen, da er der Überzeugung sei, der Mann habe seine Geschwister sexuell missbraucht.

Der Messerangriff vor dem Lidl-Markt in der Nordstadt ereignete sich direkt am Eingang.
Der Messerangriff vor dem Lidl-Markt in der Nordstadt ereignete sich direkt am Eingang. © Kevin Kindel

In der Tat wurde der 48-Jährige schon zwei Jahre vor dem Messerangriff wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagt. Doch zu der Verhandlung am Amtsgericht kam es nie. Ein Gutachten, das die Glaubwürdigkeit der Kinder überprüfen sollte, wurde nicht fertiggestellt. Mit dem Tod des 48-Jährigen wurde das Verfahren eingestellt.

Den mutmaßlichen Messerstecher erwartet ein Prozess in diesem Jahr. Gegen ihn wurde Anklage wegen Mordes erhoben.

Vorfall an der Kaiserstraße: Ersthelfer vor Ort

Eine Tat vom 5. Dezember an der Kaiserstraße ähnelte der vor dem Lidl-Markt insofern, als sie sich an einem sehr belebten Ort zur Feierabendzeit ereignete.

Ein 19-Jähriger wird beschuldigt, einen 34-Jährigen getötet zu haben. Zuvor sollen die Männer in Streit geraten sein. Dann soll der jüngere Mann zugestochen haben. Das Opfer schleppte sich schwer verletzt in Richtung Wall, wo der Mann zusammenbrach. Sofort waren Ersthelfer vor Ort, die um das Leben des 34-Jährigen kämpften. Im Krankenhaus erlag er jedoch seinen Verletzungen.

Die Polizei hatte den Tatort an der Ecke Ostwall/Kaiserstraße abgesperrt. Reste des Flatterbands waren noch tags darauf zu sehen.
Die Polizei hatte den Tatort an der Ecke Ostwall/Kaiserstraße abgesperrt. Reste des Flatterbands waren noch tags darauf zu sehen. © Tim Schulze

Zwei Femizide

Schockierend waren auch zwei Fälle, bei denen jeweils der Ehemann beschuldigt wird, seine Frau getötet zu haben. In beiden Fällen liegt ein sogenannter Femizid nahe.

Eine Tat geschah am Abend des 10. September in einer Wohnung an der Mallinckrodtstraße. Ein 43-Jähriger soll mit einem Messer auf seine Frau (39) eingestochen haben. Und nicht nur das: Als die Tochter (20) von dem Angriff mitbekam, soll der Mann auch sie mit dem Messer angegriffen haben. Die junge Frau konnte sich aus der Wohnung zu einer Nachbarin retten. Eine weitere Tochter (6) des Paares befand sich währenddessen in der Wohnung. Sie soll jedoch geschlafen und von der Tat nichts mitbekommen haben.

Auf die Tat folgte ein großer Einsatz von Polizei und Rettungskräften, der viele Menschen aus dem Wohnkomplex, in dem die Familie lebte, aufschreckte. Nachbarn berichteten, dass sich die 39-Jährige von dem 43-Jährigen habe trennen wollen. Über die bevorstehende Trennung soll es zum Streit gekommen sein.

Frappierende Ähnlichkeit mit dieser Tat hat ein Tötungsdelikt, das sich am 26. November in einem Mehrfamilienhaus an der Brunnenstraße in der Nordstadt ereignete. Auch hier soll der Ehemann (47) der Täter sein. Er soll seine Frau (40) im Streit getötet haben.

Die 21-jährige Tochter des Paars soll sich schützend vor ihre Mutter gestellt haben. Daraufhin soll der Mann auch sie angegriffen haben. Die Tochter erlitt potenziell lebensgefährliche Verletzungen. Drei weitere Kinder des Paares waren während der Tat in der Wohnung. Mehrere Menschen waren auf Hilfeschreie aus der Wohnung aufmerksam geworden und hatten die Polizei alarmiert.

Der mutmaßliche Täter hatte die Wohnung verlassen und sich später auf der Polizeiwache gestellt. Gegen ihn wurde – wie auch gegen den mutmaßlichen Täter in dem anderen Fall – Untersuchungshaft erlassen.

Weitere Tötungsdelikte im Jahr 2023

Dieser Artikel ist erstmals am 31.12.2023 erschienen. Nach Veröffentlichung der neuen Kriminalstatistik haben wir ihn aktualisiert und neu veröffentlicht. Aufgeführt sind hier lediglich herausragende Beispiele, hier sind nicht alle Taten aus der Statistik aufgeführt.

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