Nichts geht: Sportwelt-Prokurist Sebastian Makowka vor der Ladesäule am Freibad Volkspark. © RN
E-Mobilität
Strom zu teuer: Dortmunder Badbetreiber schaltet Ladesäulen für E-Autos ab
Poker zwischen der Sportwelt und DEW: Der Dortmunder Badbetreiber hat seine E-Ladesäulen an den städtischen Hallenbädern wegen deutlich gestiegener Stromkosten abgeschaltet. DEW hält dagegen.
Förderung und Ausbau der Elektromobilität stehen in Dortmund eigentlich weit oben auf der Tagesordnung. Um so überraschter reagierte der Fahrer eines E-Autos, als er seinen Wagen an einer der beiden Ladestationen am Freibad Volkspark aufstromen wollte. Er musste sich eine andere Station suchen: Die am Volkspark waren abgeschaltet.
Die Begründung liefert die Sportwelt per Aushang an den Säulen – und macht deutlich, dass sie die Verantwortung beim Versorger DEW sieht.
Die Botschaft: DEW habe den Strompreis deutlich erhöht. Der Strom müsse billiger verkauft werden, als die Sportwelt selber für den Einkauf bezahlt habe. Dadurch entstünden „Verluste, die man als gemeinnütziges Unternehmen leider nicht tragen“ könne, heißt es in dem Aushang. Man sehe sich gezwungen, „die Ladestation mit sofortiger Wirkung bis zu einer Normalisierung der Strompreise abzuschalten.“
Alle zehn Säulen außer Betrieb
Die Säulen am Volkspark sind keine Ausnahme. Auch die Ladepunkte an den Hallenbädern Hombruch, Mengede, Lütgendortmund und Brackel sind auf unbestimmte Zeit vom Netz – insgesamt zehn.
Seit Spätsommer 2021 ringen der Badbetreiber und DEW um einen neuen Vertrag. Bislang ohne Ergebnis. „Die Konditionen hätten uns allesamt Verluste beschert“, sagt Sportwelt-Prokurist Sebastian Makowka.
In der Vergangenheit sei das anders gewesen. Eigener Darstellung zufolge hat die Sportwelt mit ihren Ladestationen bislang Gewinn gemacht. DEW habe den Strom im Schnitt für rund 25 Cent pro Kilowattstunde (kWh) geliefert. Der sei dann für 40 Cent pro kWh an E-Autofahrer weiterverkauft worden.
Weil die Ladesäulen von DEW betrieben werden, seien 9 Cent vom Verkaufspreis an DEW geflossen. Die weiteren 31 Cent pro kWh erhielt die Sportwelt. Ihr Gewinn im Verhältnis zum Einkaufspreis: rund 6 Cent pro kWh Strom.
DEW muss selber teuer einkaufen
Damit sei es nun vorbei, sagt Makowka. Der aktuell vorliegende Vertragsentwurf von DEW enthalte deutlich schlechtere Konditionen. „Statt Gewinn würden wir jetzt mit jeder Ladesäule Verluste schreiben“, sagt Makowka. Demnach solle der Preis für die Stromlieferung von rund 25 Cent auf netto 42 Cent steigen.
Mit Zetteln an den Ladesäulen macht die Sportwelt den Kunden deutlich, wen sie in der Verantwortung sieht. © RN
Problem: Die Kostensteigerung könne nicht an den Kunden weitergereicht werden, sagt Makowka. Wer Strom tankt, soll laut Vertrag weiterhin 40 Cent pro kWh zahlen – davon fließen unverändert 31 Cent an die Sportwelt.
Das würde dem Badetreiber plötzlich einen Verlust von rund 11 Cent pro kWh Strom bescheren. Aufs Jahr hochgerechnet, kommt Makowka auf einen Verlust „von grob 10.000 Euro.“ Das sei nicht zu verkraften.
Bei DEW sieht man das Problem. Man sei im September 2021 auf die Sportwelt zugegangen und habe diverse Angebote unterbreitet, sagt DEW-Sprecherin Jana-Larissa Marx. „Wir haben deutlich gemacht, dass wir die bisherigen Konditionen angesichts der allgemeinen Preisentwicklung an der Börse nicht mehr halten konnten“, sagt Marx.
Kein variabler Tarif möglich?
Daher habe man den Vertrag Ende 2021 kündigen müssen. Ein variabler Tarif, bei dem sich der Strompreis täglich mehrfach ändere, sei für die Schnellladesäulen nicht infrage gekommen.
Dafür seien intelligente Messsysteme notwendig, mit denen die Ladepunkte aber nicht ausgestattet seien, so die DEW-Sprecherin.
Und nun? Die Sportwelt ist bei allem Ärger bemüht, das Tischtuch mit Dortmunds Energieversorger nicht komplett zu zerreißen. „Wir hoffen weiter auf eine tragbare Lösung“, sagt Makowka.
DEW will sich laut Marx noch einmal mit der Sportwelt ins Benehmen setzen. Das hofft offenkundig auch der E-Autofahrer, der seinen Wagen nicht aufladen konnte. „Schließlich“, so schreibt in einer Beschwerde-mail an die Sportwelt, sei „es ja auch Ziel der Politik und Verwaltung, das Thema Elektromobilität in Dortmund voranzubringen“.
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