Bahnhöfe

Deutsche Bahn: Was wird aus dem historischen Dortmunder Bahnsteigdach?

Seit Jahren möchte die Deutsche Bahn ein denkmalgeschütztes Bahnsteigdach im Dortmunder Westen sanieren und wieder aufbauen. Eine Seifenoper mit immer neuen Episoden. Das Ende bleibt offen.

Mengede

, 21.10.2022 / Lesedauer: 3 min

Es ist ein melancholisch-trauriger Post mit Bild in einer Facebook-Gruppe: „Das schöne Bahnsteigdach ist Geschichte“. Der Post bezieht sich auf den Verbleib eines Bahnsteig-Dachs im Jugendstil im Dortmunder Westen. Die Geschichte um dessen Wiederaufbau entwickelt sich immer mehr zu einer Seifen-Oper.

Hauptdarstellerin in dieser fast schon sechs Jahre dauernden „Station Soap“ am Bahnhof Dortmund-Mengede ist die Deutsche Bahn.

Die Geschichte beginnt im November 2016. Da stellt die Deutsche Bahn der Bezirksvertretung Mengede die Modernisierungspläne für den Bahnhof vor. Anlass ist die Verlängerung des Bahnsteigs für die Züge des Rhein-Ruhr-Express. Der Bahn-Vertreter sichert den Politikern die Sanierung und den Wiederaufbau des historischen Dachs zu.

Seit 2018 ersetzt das Provisorium aus Holz das denkmalgeschützte Dach am Treppenaufgang. © Uwe von Schirp (Archiv)

Anfang 2018 beginnen die Bauarbeiten mit der Demontage des Dachs und seiner 22 charakteristischen Säulen. Ende Februar lassen Bahnvertreter offen, wann das Dach wieder aufgebaut wird. Über dem neuen Treppenaufgang schützt ein Holzverschlag vor Regen.

Dramatische Zuspitzung

2019 fragt die Bezirksvertretung nach dem Verbleib des Dachs. Elf Monate lang schweigt die Bahn. Im Februar 2020 wird die Anfrage erneuert. Hintergrund: Ein Dortmunder Bahnhofsmanager hatte im Gespräch mit Grünen-Bezirksvertreter Jürgen Utecht eine Verschrottung des historischen Dachs wegen problematischer Risse erwähnt. Mehr noch: Der mutmaßliche Höhepunkt der Tragödie sei mit der Dortmunder Denkmalbehörde abgesprochen.

Bei einem Ortstermin im Januar 2020 monierte Bezirksvertreter Jürgen Utecht eine seit Monaten ausstehende Antwort der Deutschen Bahn. © Uwe von Schirp (Archiv)

Die Stadt widersprach damals: Eine Verschrottung der in Köln eingelagerten Überdachung sei der Denkmalbehörde nicht bekannt. Allerdings seien die Säulen stärker beschädigt als zunächst angenommen. Sieben Wochen und drei Anfragen später wiederholt auch die Deutsche Bahn: „Teile des denkmalgeschützten Daches müssen restauriert, andere Teile nachgefertigt werden.“ Der Wiederaufbau des Daches sei für Frühjahr 2021 geplant.

Ein Plan – aber kein Termin

Doch dann kommt Corona. Im Juli 2020 schreibt die Bahn, die Ausschreibung zur Wiedererrichtung des Dachs sei nicht erfolgreich verlaufen. Der ursprünglich genannte Zeithorizont könne nicht eingehalten werden.

Im Jahr 1904 erhielt der Bahnhof Mengede ein Bahnsteigdach, das diese alte Postkarte zeigt. © Privatarchiv

Oktober 2022. „Die Ausschreibung für die Dachsanierung in Mengede verlief leider erfolglos“, wiederholt ein Bahnsprecher.

Wegen der Koordination von Baumaßnahmen könne die Bahn „voraussichtlich im Frühjahr 2023“ mitteilen, wann der geplante Bau stattfinden kann. „Erst im Anschluss kann die neuerliche Ausschreibung erfolgen.“ Aber: „Der Plan sieht vor, dass das historische Dach größtenteils erhalten bleibt. Nur einzelne Stützen werden erneuert.“ Die Mengeder dürfen also noch hoffen, dass das schöne Bahnsteigdach doch noch nicht Geschichte ist.

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