Deutlich mehr Patienten in der Notfallpraxis
Längere Wartezeiten drohen
Ob aus Ungewissheit oder Bequemlichkeit: Der Trend, sich selbst mit leichten Erkrankungen in die Ambulanzen von Krankenhäusern zu setzen, ist ungebrochen. Darüber klagen seit Jahren auch die Kliniken in Dortmund. Die Patientenzahlen haben sich verdreifacht.

Jeweils ein Arzt versieht den Bereitschaftsdienst in der Notfallpraxis. © dpa
Um Abhilfe gegen verstopfte Krankenhaus-Ambulanzen zu schaffen, wo kaum Luft bleibt, sich um tatsächliche Notfälle zu kümmern, wurde die Notfalldienstpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) direkt ans Klinikum Dortmund verlegt, Standort-Mitte, Beurhaustraße 40. 2013, im ersten Jahr an diesemr Stelle, kamen 5000 Patienten, im vergangenen Jahr waren es bereits 15000.
Ein Drittel der Ärzte ist alt
Auf Anfrage der Redaktion sagte KV-Sprecherin Vanessa Pudlo, es gebe keine Möglichkeit, aufgrund des deutlich gestiegenen Patientenaufkommens zwei Kollegen statt einen Arzt im Bereitschaftsdienst einzusetzen. Dem System fehle es an Ärzten. 882 niedergelassene Kollegen kämen für den allgemeinen Bereitschaftsdienst in Frage. Sie absolvierten jeweils rund vier Dienste im Jahr. Ein Drittel der Ärzte sei über 65 Jahre alt. Und ab dem 65. Lebensjahr könnten sich die Ärzte vom Notfalldienst befreien lassen, sagt Vanessa Pudlo.
Zu den Zeiten, in denen Arztpraxen geschlossen sind, also ab 18 Uhr bis zum nächsten Morgen, an Wochenenden und Feiertagen sowie mittwochs und freitags ab mittags, sind jeweils ein Arzt und eine medizinische Fachangestellte in der Notfalldienstpraxis gleich neben der zentralen Notaufname des Klinikums anzutreffen.
Antibiotika helfen nicht
„Dadurch, dass im Klinikum das Patientenaufkommen steigt, sind auch in unserer Praxis mehr Patienten“, sagt Vanessa Pudlo. Miriam Moser, Sprecherin des Klinikums, erklärt, Patienten, die in die Zentrale Notaufname am Klinikum Mitte kämen, würden nicht automatisch in die Praxis überwiesen. Bei weniger dringlichen Anliegen sei die Praxis nur ein Angebot.
Übrigens: Wenn jetzt im Herbst die Erkältungswellen wieder über die Praxen schwappen, müssen sich Erkrankte darauf einstellen, dass sie nicht so oft Antibiotika verschrieben bekommen wie bisher. Gegen Erkältungs-Viren helfen Antibiotika ohnehin nicht. In der Region Westfalen-Lippe haben sich bisher 311 niedergelassene Ärzte von der KV schulen lassen. Sie werden ihre Patienten gründlich aufklären rund um Antibiotika.