Laurence Barsties-Hertzog und Thomas Barsties wollten mit dem Stravinski ab November wieder richtig durchstarten. Doch die Pläne müssen zunächst einmal auf Eis gelegt werden. © Nils Foltynowicz (Archiv)
Corona-Lockdown
Gastro-Frust: „Alles, was wir unternommen haben, war letztlich für nichts“
Nach Monaten mit vielen Rückschlägen sollte es im Restaurant an der Brückstraße nun endlich wieder vorwärts gehen. Es wurden Hygienekonzepte erarbeitet und Investitionen getätigt - umsonst.
Sie hatten sich so viel vorgenommen im Restaurant Stravinski: Ab dem 3. November sollte nach der langen Corona-Pause endlich wieder ein Mittagstisch angeboten werden - und zum Neuanfang hatte Geschäftsführerin Laurence Barsties-Hertzog extra ein Gewinnspiel ins Leben gerufen. Da mutet es fast wie ein böses Omen an, dass ab dem 2. November ein Lockdown für die Gastronomie greift und all den großen Plänen einen Strich durch die Rechnung macht.
„Lassen uns nicht unterkriegen“
„Wir lassen uns nicht unterkriegen“, gibt sich Laurence Barsties-Hertzog kämpferisch, „dann starten wir eben im Dezember mit dem Mittagstisch und dem Gewinnspiel.“ Doch trotz ihres Optimismus weiß die Geschäftsführerin nur zu gut, dass sich das einfacher anhört, als es tatsächlich ist: „Denn wenn wir nicht genügend finanzielle Unterstützung bekommen und in absehbarer Zeit wieder öffnen dürfen, muss ich irgendwann Insolvenz anmelden.“
Die Stühle im Restaurant Stravinski bleiben zumindest im November unbesetzt. Dafür sorgt der neuerliche Lockdown in der Gastronomie. © Dieter Menne
Ihr Restaurant im Konzerthaus an der Brückstraße zählt ohnehin zu den Gastro-Betrieben, die von der Corona-Krise besonders betroffen waren. Mit Ausnahme des Monats Juni blieb das Stravinski von Mitte März bis Anfang September geschlossen, denn das Restaurant ist stark vom Besucherstrom im Konzerthaus abhängig.
Veranstaltungen fielen aus
Dort jedoch fielen coronabedingt zahlreiche Veranstaltungen aus oder konnten nur mit einem Bruchteil der Gäste stattfinden. Die Folge: Auch das Stravinski wurde deutlich weniger besucht. „Irgendwann lohnt es sich nicht mehr zu öffnen“, sagt Barsties-Hertzog, „zumal der Betrieb gerade in Corona-Zeiten aufgrund der vielen Hygienemaßnahmen sehr personalintensiv ist.“
Denn auf die erforderliche Hygiene wurde im Stravinski viel Wert gelegt: Es gab ein Einbahnstraßensystem, regelmäßige Lüftungen und labortechnische Untersuchungen der Lüftungsanlage sowie Spuckschutzwände. „Alles, was wir unternommen und eingekauft haben, war letztlich für nichts“, sagt die Geschäftsführerin angesichts der neuerlichen Schließung.
Fensterverkauf keine Option
Und auch der sogenannte Fensterverkauf, mit dem viele Gastronomen versuchten, das Minus in Grenzen zu halten, war für das Restaurant an der Brückstraße keine Option. „Das ist einfach nicht unser Publikum“, sagt Barsties-Hertzog, „wer zu uns kommt, der möchte sich auch hinsetzen.“
Das Restaurant Stravinski ist gerade für Besucher des Konzerthauses ein beliebter Anlaufpunkt. Auf kulinarische Genüsse müssen die Musikfreunde voraussichtlich zunächst aber ebenso verzichten wie auf Konzerte. © Dieter Menne
Personell habe sich die Schließung ebenfalls ausgewirkt, fährt die Gastronomin fort. So seien momentan nur noch fünf Mitarbeiter fest angestellt, von denen zwei halbtags im Einsatz sind. „Wir hatten mal zehn feste Mitarbeiter und in guten Jahren bis zu 20 Aushilfen, die im Wechsel arbeiteten.“
Fixkosten ein großes Problem
Ein großes Problem in Corona-Zeiten seien vor allem die Fixkosten, erläutert die Geschäftsführerin und nennt sogleich ein Beispiel: „Es ist egal, ob zwei Stücke Fleisch oder 50 im Ofen liegen. Die Energiekosten sind die gleichen.“
Kosten möglichst niedrig halten
Deshalb habe man seit März alles getan, um diese festen Kosten möglichst niedrig zu halten: „Wir haben zum Beispiel keine Reinigungskräfte mehr. Da haben unsere Mitarbeiter und ich gesagt: Das machen wir selbst.“
Nun gelte es erst einmal, die konkreten Maßnahmen zur Unterstützung der Gastronomie abzuwarten, die von der Politik beschlossen werden. Dabei könnten eventuell zwar die Fixkosten und die Löhne übernommen werden, die Geschäftsführer selbst aber außen vor bleiben, befürchtet Barsties-Hertzog: „Denn die befinden sich ja nicht in Kurzarbeit.“
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Und wenn die Überbrückungshilfen nicht ausreichten, werde es sehr schwer: „Denn seit März verdiene ich ja nichts mehr.“ Doch so weit ist es noch nicht. Trotz aller negativen Meldungen stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt: „Ich wünsche mir, dass bei der Unterstützung schnell etwas passiert.“
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