Das Restaurant Lennhof ist in einem stattlichen Fachwerkgebäude untergebracht - laut Torbalkeninschrift wurde es 1829 erbaut. Die hohen Decken und die geschmackvolle Dekoration sorgen zu jeder Jahreszeit für ein stimmungsvolles Genusserlebnis. © Oliver Schaper

Restaurant-Check

Der Lennhof: In der alten Fachwerk-Scheune schmeckt beste Qualität zu einem fairen Preis

Ein Fest für alle Sinne: Im Lennhof isst das Auge mit. Küchenchef Attila Karpati serviert sorgfältig zubereitete Gerichte mit Pfiff. Und hat sich so die Auszeichnung Bib Gourmand erkocht.

Dortmund

, 12.12.2018 / Lesedauer: 7 min

Für den Restaurant-Check im Lennhof habe ich mir als Begleitung meinen Vater ausgesucht. Und das hat gleich zwei Gründe. Zum einen ist er passionierter Hobbykoch und hat uns schon den ein oder anderen Abend mit seinen Kreationen versüßt. Gleichzeitig ist er in Restaurants zuweilen ein kritischer Gast, dem es manchmal einfach deshalb nicht so gut schmeckt, weil er das zu Hause auch hingekriegt hätte. Manchmal besser, oft günstiger.

Zum anderen haben mein Mann und ich vor zehn Jahren im Lennhof unsere Hochzeit gefeiert. Gut, das wäre natürlich ein Grund, meinen Mann mitzunehmen. Aber der Hochzeitstag ist ein paar Monate her, und so ein Vater-Tochter-Abend kommt nicht allzu oft vor. Und immerhin war mein Vater an diesem Tag vor zehn Jahren zumindest der zweitwichtigste Mann vor Ort.

Es liegen also ein paar Emotionen in der Luft, als wir uns vom Parkplatz dem Fachwerkhaus nähern, in dem sich das Restaurant des gleichnamigen Hotels befindet. Sanftes Licht leuchtet durch die große Glasfront in die dunkle Winternacht - und gibt den Blick frei auf den Gastraum. Ich gestehe, dass mir bei diesem Anblick und den daran geknüpften Erinnerungen ein wenig warm ums Herz wird.

Atmosphäre:

Die roten Automatik-Türen im Eingang öffnen sich lautlos, weihnachtliche Deko empfängt uns, und da wir uns bekanntlich auskennen, biegen wir nach links ab - rechts geht es zur Bar und zu den Hotelzimmern. Ich habe reserviert, was sich an einem Dienstagabend nicht unbedingt als nötig erweist. Aber in der Vorweihnachtszeit weiß man ja nie. Unsere Jacken wandern an die Garderobe, und dann dürfen wir uns selbst einen Platz in dem scheunenartigen Raum aussuchen. Allerdings eine sehr edle Scheune.

Sehen Sie sich im Restaurant Lennhof um:

Dieser Inhalt kann hier nicht dargestellt werden. Bitte besuchen Sie unsere Website um den vollständigen Artikel zu lesen.

Wir nehmen einen Tisch unter der Empore, die sich einmal um den gesamten Raum zieht und so Sitzplätze auf anderthalb Etagen bietet. Bei unserer Hochzeit saßen oben ebenfalls Gäste. Als es sich leerte, fühlte sich der Raum trotzdem voll an. Das habe ich positiv in Erinnerung.

An diesem Abend sitzen nur im unteren Bereich Gäste. Ein langer Tisch mit einer Damengruppe an der großen Fensterscheibe, unter der Empore links und rechts neben uns mutmaßlich Geschäftsreisende. Mein Papa nimmt auf einem Stuhl Platz, ich setze mich auf die dunkelrote Lederbank mit Blick in den Raum. Was ich sehe, gefällt mir. Die weihnachtliche Dekoration ist dezent und geschmackvoll, mit vielen echten Kerzen. Gemeinsam mit den zahlreichen, hängenden Lampen tauchen sie den Raum in ein heimeliges Licht.

Bis 2013 nutzte übrigens der BVB den Lennhof vor Heimspielen als Unterkunft. Reminiszenz an diese Zeit: Ball-Größen vergangener Zeiten hängen in Öl verewigt auf den Zimmern.

Essen:

Doch wir sind schließlich nicht nur zum Gucken hier, und nicht nur zum Spaß. Deshalb widmen wir uns erst einmal der Speisekarte. Von zu Hause habe ich ein wenig vorgearbeitet, deshalb treffe ich meine Auswahl schnell. Lediglich eine kurze Abstimmung mit meinem Vater dahingehend, ob er lieber Fleisch oder Fisch essen möchte. Damit ich beides einmal probieren kann.

Los geht es mit einem Gruß aus der Küche. Dann bringt unsere Kellnerin eine Etagère mit Pasten und Salz zum Brot. Das sieht schick aus - und schmeckt auch gut. Ein Aufstrich mit Paprika, sehr lecker, ein anderer walnuss-sahnig und kräftiges Gänseschmalz, das lediglich einen Ticken zu weich ist. Dazu Brot, wie es sein soll, außen knusprig, innen weich und drei verschiedene Salzsorten, die mit etwas Olivenöl zum Dippen einladen.

Die Salz- und Dipp-Etagère zum Brot ist ganz nach unserem Geschmack. © Nicole Giese

Die Entscheidungen für den weiteren kulinarischen Verlauf des Abends sind derweil gefallen. Als Vorspeise habe ich mich für Ziegenfrischkäse-Mousse von der Käserei Sondermann entschieden (ein Landwirtschaftsbetrieb in Dorsten) - dazu gebrannte Erde (keine Angst, nur Pumpernickel) und Portwein-Speck-Feige (12 Euro). Mein Vater wählt kurz entschlossen den Cappuccino von der schwarzen Linse mit konfiertem Spanferkelbäckchen (9 Euro). Die „Suppe“ entpuppt sich als unser Höhepunkt des Abends.

Zuvor fackele ich allerdings fast die Tischdeko ab. Die sieht zwar sehr weihnachtlich schön aus, aber bei meinem Versuch, das kleine Teelicht von der Mitte des Tisches zur Seite zu stellen, um besser an die Aufstrich-Salz-Etagère zu kommen, fängt plötzlich etwas von dem grauen Gestrüpp darin Feuer. Geistesgegenwärtig puste ich es aus. Oh Mann, der Abend fängt ja gut an. Da können wir mit meinem geplanten Tellertausch gar nicht mehr unangenehm auffallen, denke ich schmunzelnd.

Sehr hübsch angerichtet weiß die Vorspeise nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich größtenteils zu überzeugen. © Nicole Giese

Mein Ziegenfrischkäse-Mousse entpuppt sich dagegen als nicht ganz so aufregend wie erwartet. Zumindest nicht pur. In Kombination mit der Portwein-Speck-Feige und mit der kleinen Portion Salat und seinem köstlichen Dressing gefällt es mir sehr viel besser. Es ist allenfalls ein bisschen Mousse zu viel - oder eine Feige zu wenig. Aber dann hätte mein Magen hier schon kapituliert.

Zum Linsen-Cappuccino meines Vaters macht sich das Mousse ebenfalls gut, wobei diese Vorspeise ganz allein überzeugt. Serviert wird sie in einem kleinen Kännchen zum Nachfüllen, die erste Portion gießt die Kellnerin seitlich an das Spanferkel an. Probieren ist Pflicht. Wobei ich mich auf das Urteil meines Papas hätte verlassen können. Die sämige Suppe kriegt von ihm einen Daumen hoch, „das ist vom Geschmack her so gar nicht das, was man von einer Linsensuppe erwarten würde“, sagt der Hobbykoch.

Unserer Höhepunkt: Cappuccino von der schwarzen Linse an Spanferkelbäckchen. © Nicole Giese

Unsere gewählten Hauptgerichte von Küchenchef Attila Karpati kommen da klassischer daher. Aber das muss ja nicht unbedingt schlechter sein. 200 Gramm Rumpsteak „Strindberg“ mit Senfkruste mit Röstkartoffeln und buntem Beilagensalat für 28 Euro, Zanderfilet Finkenwerder Art mit grünem Spargel und Kartoffelpüree für 18 Euro.

Mein Vater nimmt das Fleisch, ich den Fisch. „Dürfen wir denn hier überhaupt Teller tauschen?“, fragt er und blickt sich skeptisch um. Woanders hätten Gäste dafür schon Hausverbot bekommen, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Das hier ist Arbeit, das muss sein“, entgegne ich. Und lasse mir ein Stück von dem medium gebratenen Fleisch herüberreichen.

Unser (gemeinsames) Urteil: Das Steak ist zart, auf den Punkt gebraten, die Kruste schmeckt (wenn auch nicht ganz so intensiv nach Senf), statt Röstkartoffeln hätten es für meinen Papa auch gut gemachte Bratkartoffeln getan. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Der Beilagensalat ist üppig, mein Vater sehr zufrieden mit seiner Wahl.

Meine Zanderfilet macht mich ebenfalls glücklich, Spargel und Kartoffelpüree sind genau so, wie ich sie mag, und die Sauce zum Fisch mit kleinen karamellisierten Schalotten - ich stehe auf süß zu deftig - gibt dem Ganzen den letzten Kick. Hübsch arrangiert ist es ebenfalls. Nur ein Anstandsbissen bleibt auf meinem Teller. Das ist so etwas wie eine Familientradition. Der geht wirklich nicht mehr.

Mein Hauptgericht: nicht nur Augenweide, sondern auch Gaumenschmeichler. © Nicole Giese

Was auch nicht geht, ist Dessert. Leider. Der Blick in die Karte klingt verheißungsvoll. Wir entscheiden uns für zwei Espressi. Heiß, stark, gut.

Ein schöner Abschluss dieses Abends.

Service:

Sehr freundlich, sehr aufmerksam. Bei der Getränkeauswahl sind wir ziemlich einfach zufriedenzustellen. Mein Vater trinkt ein alkoholfreies Hefeweizen, weil er noch fahren muss. Ich wähle deshalb ein Glas der offenen Weine und entscheide mich für einen Weißburgunder aus Rheinhessen. Der schmeckt harmonisch und ausgewogen, wie auf der Karte angepriesen und ist ein perfekter Begleiter zu Vorspeise und Fisch.

Auch die Gäste an unseren Nachbartischen, die teilweise etwas später eintreffen als wir, bekommen ihre Gerichte zügig. Am langen Tisch mit der Damenrunde werden alle Essen gleichzeitig serviert. Ein Pluspunkt. Lediglich auf das Abräumen unseres Hauptgangs müssen wir einen Tacken zu lang warten, obwohl gerade nicht mehr allzu viel zu tun scheint. Das tut unserem positiven Eindruck jedoch keinen Abbruch.

Eine Besonderheit im Lennhof: Durch den Hotelbetrieb wird hier auch mittags frisch gekocht. Es gibt keine speziellen Mittagsgerichte, die Karte gilt ganztägig. „Wir haben hier viele Hotelgäste, die mit ihren Kunden mittags gut essen wollen“, sagt Pächterin Sandra Karpati. Deshalb habe man von einer separaten Mittagskarte Abstand genommen.

Preise:

Ein Abend im Lennhof ist kein ganz günstiges Vergnügen, das war mir von vornherein klar. Die Auswahl auf der Karte ist aber so groß, dass jeder etwas für seinen Geschmack und Geldbeutel finden kann. Wer möchte, kann sich einen großen Salat (7 Euro) mit diversen Beilagen aufpeppen - zum Beispiel geröstete Nüsse (2 Euro) oder Rinderfiletstreifen (9 Euro). Das Rumpsteak zu 28 Euro liegt im mittleren Preissegment der Karte, hausgemachten Grünkohl mit Kassler Rücken gibt es schon für 16 Euro.

Wer möchte, kann sich natürlich auch richtig verwöhnen lassen, und ein Gourmetmenü wählen. Drei Gänge starten bei 45 Euro, sechs Gerichte aus der Menüauswahl kosten 75 Euro. Wer will, kann dazu die begleitenden Weine zu einem Festpreis wählen. Für unseren Abend im Lennhof schlagen am Ende 82,80 Euro zu Buche. Preis-/Leistungsverhältnis finden wir in Ordnung.

Die große Fensterfront im Lennhof sorgt tagsüber für viel Licht im Restaurantbereich. Abends empfängt die Gäste der warme Schein der vielen Lampen und Kerzen schon von Weitem. © Oliver Schaper

Kinderfreundlichkeit:

An diesem Dienstagabend sind keine Kinder im Restaurant. Für die kleinen Gäste hat das Pächterpaar Sandra und Attila Karpati, selbst Eltern einer Tochter, aber eine durchaus ansprechende Karte vorbereitet. Zum Beispiel Buchstabensuppe mit Gartengemüse und Markklößchen oder hausgemachte Fischstäbchen mit Brokkoli und Kartoffelpürree. Wer lieber das Gleiche wie die Erwachsenen essen möchte, kann eine halbe Portion bestellen. Für die Hälfte des Preises. Das gefällt mir gut.

Barrierefreiheit:

Dazu gehören natürlich die schon erwähnten Automatik-Türen im Eingang. Der gesamte untere Restaurant-Bereich ist ebenerdig, eine behindertengerechte Toilette ist vorhanden. Hier gibt’s nichts zu meckern.

Parkmöglichkeiten/Anfahrt:

Weil der Lennhof eben auch ein Hotel ist, gehört ein hauseigener Parkplatz mit 35 Plätzen dazu. Sollte der mal belegt sein, können Gäste auf der anderen Straßenseite auf dem öffentlichen Friedhofsparkplatz parken.

Auch mit dem öffentlichen Nahverkehr ist das Restaurant zu erreichen. Zur S-Bahn-Haltestelle (S5 vom Hauptbahnhof) sind es etwa 500 Meter, zur U-Bahn (U42/Harkortstraße) etwas mehr.

Das sagt das Netz:

Beim Reise- und Empfehlungsportal Tripadvisor.com bekommt der Lennhof 4 von 5 möglichen Punkten (Stand: 11.12.2018). Bei Facebook bekommt der Lennhof 4,4 von 5 möglichen Punkten (Stand 4.12.2018). Bei beiden Portalen ist eine separate Wertung zwischen Hotel und Restaurant nicht möglich, sodass auch Hotelbewertungen in die Abstimmung miteinfließen.

Seit vier Jahren trägt der Lennhof den Bib Gourmand, eine Auszeichung, die von Michelin verliehen wird. Sie steht für gehobene Küche mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis.

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Restaurant-Infos:

Der Lennhof, Menglinghauser Str. 20, 44227 Dortmund, Tel. (0231) 758190 , Öffnungszeiten: täglich 12 bis 14.30 Uhr und 18 bis 22 Uhr, sonntags gibt es Brunch von 11 bis 14.30 Uhr, Zur Website.

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