Dortmunder Schule setzt 9000 Kilogramm schweres Zeichen „Für Demokratie muss man täglich kämpfen“

Böll-Gesamtschule installiert einzigartiges Mahnmal für die Demokratie
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Diese Performance hat beeindruckt: Rektor, Lehrer, Schulsprecher und der Förderverein trommeln in einer öffentlichen Sitzung für ein einzigartiges Projekt. Sechs Menschen, reihum sechs kurze, knackige Redeanteile. Sechsmal aufstehen, sechsmal setzen. Man spürt: Jeder einzelne brennt für das Anliegen. Am Ende können sie gemeinsam aufatmen. Ein wichtiger Schritt Richtung Realisierung ist gemacht.

Das Projekt, das es so bislang auf keinem Schulhof in Dortmund geben dürfte, ist schwer und groß. 9000 Kilogramm wird es wiegen, 2,40 Meter hoch soll es sein. Wenn alles gut läuft, könnte es im September 2025 auf dem Gelände der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Lütgendortmund stehen. Ein Obelisk aus Beton, ein Mahnmal für Demokratie und Vielfalt in Form einer spitz zulaufenden Stele, mit Strahlkraft, die nach Außen wirken soll.

Idee der Antirassismus-AG

Die Idee ist schon älter, 2018 ist sie an der Schule entstanden, wurde dann aber durch die Coronapandemie ausgebremst. Die Antirassismus-AG der Gesamtschule hatte die Idee entwickelt, „ein gemeinsames Zeichen gegen vergangene und gegenwärtige extremistische (politische) Strömungen zu setzen.“ Anlass war ein Vorfall im November 2018 in Hagen. Auf einem dortigen Schulhof hatten Unbekannte einen Baum gefällt, der mit antirassistischen Botschaften geschmückt war. „Wir haben gemeinsam überlegt, dass man etwas erschaffen muss, das nicht so leicht zu zerstören ist“, so die AG-Leiterin Nadine Pasternacki.

Schülerinnen und Schüler auf dem Schulgelände der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Lütgendortmund.
Auf dem Schulgelände der Heinrich-Böll-Gesamtschule Lütgendortmund, zwischen Haupteingang und Brunnen, soll das große Mahnmal für Demokratie und Vielfalt installiert werden. © Dieter Menne (A)

Nun haben sie, Rektor Tobias Schnitker und viele Mitstreiter einen neuen Anlauf gestartet, das einzigartige Projekt in die Tat umzusetzen. Ein erster Kostenvoranschlag einer Beton-Firma liegt bereits vor. Die Finanzierung ist tatsächlich die größte Hürde, die die Schulgemeinschaft nehmen muss. Deshalb ist die Erleichterung groß, dass die Bezirksvertretung Lütgendortmund das Projekt mit 14.000 Euro aus ihrem Budget unterstützen wird. Denn mit den schulischen Vertretern ist sich die Mehrheit der BV einig: „Für die Demokratie muss man täglich kämpfen.“ So hat es Bezirksbürgermeister Heiko Brankamp (SPD) in der März-Sitzung auf den Punkt gebracht.

Mit der zum größten Teil gesicherten Finanzierung im Rücken wollen die Verantwortlichen nach den Osterferien das Projekt schnell vorantreiben und in die Detailplanung gehen. Denn sie haben ein ehrgeiziges Ziel vor Augen: Das neue Denkmal soll am 12. September 2025 während des Demokratietags eingeweiht werden. Eine zweite wichtige Hürde ist dafür bereits genommen. „Wir haben die Genehmigung der Stadt“, so Rektor Tobias Schnitker. Die schlechte Nachricht: Es sei jetzt schon eine Verteuerung der Herstellung und Installation absehbar. Man müsse wohl mit 16.000 Euro Gesamtkosten rechnen. Um die Stele vor Vandalismus so gut es geht zu schützen, soll sie nachts beleuchtet werden.

Schule ohne Rassismus

Für die weitere Planung und Gestaltung des Mahnmals, das vor dem Haupteingang im Bereich des Brunnens stehen wird, will die Heinrich-Böll-Gesamtschule ihre Kooperationspartner, lokale Politiker, Vereine und weitere Akteure mit ins Boot holen. Weil die Schule schon lange den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ trägt und lebt, ist sie entsprechend gut vernetzt. Vor allem mit den Historikern der Steinwache Dortmund und des Vereins „Zweitzeugen“ wolle man die Sprüche und Zitate für das Mahnmal erarbeiten.

Fest stehe bereits, dass ein Stolperstein und der Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland eingearbeitet werden sollen, so Geschichts- und Politik-Lehrer Patrick Jansen. „Im Unterricht arbeiten wir viel zu diesen Bereichen. Mit dem Mahnmal setzen wir ein Signal nach Außen“, betont er. Da das Schulgelände auch außerhalb der Unterrichtszeiten von vielen Menschen genutzt werde, stehe dieser Außenwirkung nichts im Wege.

Förderverein: Spenden helfen

Schülersprecher Ramon De West weist darüber hinaus auf die Vielfalt hin, die die Schule bereits lebt: „Wir Schülerinnen und Schüler sind doch der Großteil dieser Vielfalt“, sagt er. Die Schülervertretung stehe voll und ganz hinter dem Projekt. „Für uns war sofort klar: Wir packen mit an, wir machen mit.“

Das gilt auch für den Förderverein der Heinrich-Böll-Gesamtschule. Bislang stellt er 1000 Euro für den Beton-Obelisken zur Verfügung. Man versuche natürlich, weitere Gelder zu generieren, so der zweite Vorsitzende Andreas Krone. Darüber hinaus würde man sich auch über Spenden freuen. Kontakt per Mail: foerderverein-hbg-ev@mail.de

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