Dortmunder stehen hinter Gesamtschule „Wen das ärgert, der kann selbst Stolpersteine reinigen“

 „Wen das ärgert, der kann auch selbst Stolpersteine reinigen“
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Wir haben unsere Leserinnen und Leser darum gebeten, bei der Frage „Hätten die Schüler alle Stolpersteine in Lütgendortmund reinigen müssen?“ mitzudiskutieren. Der Grund: Im Vorfeld war die Heinrich-Böll-Gesamtschule öffentlich kritisiert worden, dass sie anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome nicht alle, sondern nur drei von vier Stolpersteinen im Ortskern gereinigt hat. Die Steine erinnern an im NS-Regime ermordete Juden aus Lütgendortmund.

Der Vorwurf sorgte vor allem auf Seiten der Schule für große Empörung. Schulleiter Tobias Schnitker stellte gegenüber unserer Redaktion klar: „Unsere Aktion ist freiwillig, wir haben uns also nirgendwo verpflichtet, dass wir eine bestimmte Anzahl an Steinen reinigen müssen.“ Dennoch sei die Aktion wie in jedem Jahr eine wichtige Gedenkveranstaltung seiner Schülerinnen und Schüler gegen das Vergessen gewesen.

Kritiker werden kritisiert

Kritiker hingegen sehen das anders. Sie sagen: „Jedes Opfer hat seine Würdigung verdient, niemand darf vergessen werden.“

Unsere Meinungsabfrage zeigt: Niemand teilt diese Ansicht. Alle, die mitdiskutiert haben, stehen geschlossen hinter der Heinrich-Böll-Gesamtschule und ihrer jährlich stattfindenden Reinigungsaktion. Dass in diesem Jahr ein Stein weniger gereinigt und poliert wurde, hält niemand für ein Problem.

Stattdessen hagelt es deutliche Kommentare Richtung Kritiker. Beinahe jeder meint, diese hätten einfach selbst den verbliebenen Stein reinigen sollen: „Hätten diese Personen mitgeholfen, wären eventuell die übrigen Steine auch sauber! Nicht meckern, MACHEN!“ oder „Wer meint, dass mehr zu tun sei, soll doch bitte selbst zum Lappen greifen“, heißt es unter anderem in den Kommentaren.

Andere nehmen den Appell des Schulleiters auf, dass die Reinigungsaktion ab sofort und generell auf mehrere Schultern verteilt werden könnte: „Gegebenenfalls sollte die Bezirksvertretung entsprechende Feststellungen treffen und Vereine bzw. Mitglieder von Parteien zur regelmäßigen Pflege aufrufen“, lautet ein Vorschlag.

Ein anderer: „Es kann nicht in der Verantwortung einer einzelnen Schule oder Gruppe liegen, alle Stolpersteine zu putzen. Dafür könnte auf jeden Fall auch der Rest der Gemeinschaft im Stadtteil mit einbezogen werden.“ Ein weiterer Kommentar lautet: „Die Argumente des Schulleiters sind nachvollziehbar. Vielleicht kann man sich nächstes Jahr mit anderen Schulen zusammen tun und eine gemeinsame Aktion machen.“

Insgesamt bekommen die Schülerinnen und Schüler viel Lob für ihr Engagement. Hier ein paar Beispiele: „Es ist eine gute und freiwillige Aktion.“; „(...), dass sich überhaupt junge Menschen darum kümmern, finde ich sehr lobenswert.“; „Es ist eine super Aktion.“; „Das tolle Engagement der Schüler ist keine Selbstverständlichkeit.“; „Schlimm genug, dass die Steine überhaupt nur einmal im Jahr gereinigt werden. Danke, dass es wenigstens die Schule und ihre Schüler tun!“; „Das tolle Engagement der Schüler ist keine Selbstverständlichkeit.“

Weiterer Appell

Genauso groß wie die Anerkennung der Aktion ist der Unmut gegenüber den Kritikern. So heißt es beispielsweise: „Bei einer freiwilligen Aktion wie dieser, ‚Stolperstein-Putzaktion‘ ist es doch sehr verwunderlich, dass es Menschen gibt, die eine freiwillige Aktion kritisieren.“ und „Ehrenamtliches Engagement sollte immer gewürdigt werden. Der Umfang bleibt aber doch jedem selbst überlassen.“

Dieser Leser nutzt die Diskussion für einen Appell, der sich vordergründig an die Kritiker richtet, aber letztlich jeden einzelnen meint: „Die Verantwortung für die Stolpersteine und das damit verbundene Gedenken liegt nicht bei einer Schule, sondern bei allen. Warum reinigen diejenigen, die sich beschweren, nicht auch einige Steine, übernehmen so ihrerseits Verantwortung und schaffen so weitere Aufmerksamkeit.“

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