
© Felix Guth
Deine Freunde im Westfalenpark: Katharsis für Kinder
Konzert
Bei den Juicy Beats Park Sessions war das Publikum am Montag deutlich jünger als sonst. Auf der Bühne stand eine Band, die sich selbst als „die beste Kinderband der Welt“ bezeichnet. Zu Recht?
Deutschland macht sich im Niedriginzidenz-Sommer locker und die Erwachsenen feiern die Rückkehr der Freizeit in Biergärten oder bei Open-Air-Konzerte. Das ist schön für die Großen. Aber was ist eigentlich mit den Kindern?
Die Veranstalter der Juicy Beats Park Sessions im Westfalenpark hatten für den ersten offiziellen Sommerferientag die Band Deine Freunde gebucht. Sie macht Hip-Hop mit Elektro-Anleihen, aber eben auf familienfreundliche Art.
Moderner Sound mit familienfreundlichen Texten
Im Westfalenpark feiern das am frühen Abend knapp 500 Besucher, davon der Großteil zwischen 6 und 12 Jahren alt. Der Sound von Deine Freunde klingt modern, würde irgendwo zwischen Deichkind und Gangsta-Rap auch für Erwachsene funktionieren.

Flo (l.), Lukas (r.) und DJ Pauly von der Band Deine Freunde beim Auftritt in Dortmund. © Felix Guth
Bloß, dass es in Texten des Trios eben nicht um Geld, Frauen und Knarren geht. Sondern um Schokolade in Omas Schublade, durchschaubare Elterntricks („Mein lieber Freund, ich zähl‘ bis drei“) oder die Elternvertreterwahl in der Kita („Unangenehmes Schweigen auf viel zu kleinen Stühlen“).
Das Ganze ist fähig gerappt und gesungen und mit einem Humor garniert, der sowohl Sechsjährige als auch Sechsundreißigjährige abholt. Die Texte – von vielen Kindern Wort für Wort mitgesprochen - stecken voller popkultureller Bezüge, die nur Eltern verstehen, aber auch Kinder lustig finden.
In ein paar Jahren uncool - jetzt aber noch die Größten
Sie stecken auch voller Selbstreflexion. Darüber, dass es nicht allen Eltern gefällt, wenn Kinder Hip-Hop hören. Oder darüber, dass man sich im Klaren ist, dass die meisten der heutigen Fans Deine Freunde in absehbarer Zeit ziemlich uncool finden werden. Aber für den Moment sind sie noch Helden.
So ist es ein Abend der Befreiung. Auch für die Kinder, die so lange nichts durften, was Spaß macht. Sie springen, sie klatschen, sie schämen sich altersadäquat, wenn die Eltern auch mitmachen wollen.
Zu Beginn des Konzerts fragen die beiden Rapper Flo und Lukas ins Publikum, ob man sich innerhalb der Familien in den vergangenen 15 Monaten genervt habe. Das prompte und laute „Jaaa“ machte einmal mehr deutlich, dass eben auch Kindern zuletzt eine ganze Menge gefehlt hat.
Den Frust rausbrüllen und raushüpfen
Dass sie im Westfalenpark einen Abend haben, um all das rauszubrüllen und rauszuhüpfen, tut vielen sichtlich gut. „Oma gibt mir Schokolade“ schreit ein circa Fünfjähriger von ganz hinten mit sich überschlagender Stimme beim Top-Hit der Band. Katharsis funktioniert auch schon im Kindesalter.
Am Ende sagt Rapper Lukas, was viele Musiker in diesen Tagen auf der Bühne sagen: „Es tut gut, wieder in so viele glückliche Gesichter zu gucken.“
Uiuiui, mögen da Gegner der ruhestörenden Popkultur denken, muss dass denn sein, dass schon die Kinder diesen Krach lernen? Ja, es muss sein.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
