Dauerregen und Hochwasser in den Nachbarstädten Warum sind wir in Dortmund verschont geblieben?

Kein Hochwasser: Warum ist Dortmund dieses Mal verschont geblieben?
Lesezeit

Die Nachbarstädte von Dortmund haben mit den Folgen des starken Dauerregens über die Weihnachtsfeiertage zu kämpfen. In Lünen, Selm, Olfen und Werne sind die Wasserpegel hoch, es gibt Sperrungen und Überflutungen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Schwerte.

Dortmund ist relativ glimpflich davongekommen. Wenngleich auch hier das Unwetter gewütet hat. Das Dach der Westfalenhalle wurde teilweise abgedeckt – es haben sich Blechteile durch den Wind gelöst. Was zu Feuerwehreinsätzen am 23. und 26. Dezember führte. Der Hoeschpark war wegen Überschwemmung an Weihnachten abgesperrt.

Warum hat Dortmund das Unwetter vergleichsweise gut verkraftet? Marc Heubes ist Informatiker und betreibt eine private Wetterstation, deren Messungen man sich auf der Webseite www.heubes.de anschauen kann. Zwar fließe durch Dortmund nicht die Ruhr, aber immerhin die Emscher. Und deren Umbau der vergangenen Jahrzehnte habe sich ausgezahlt, findet der Dortmunder.

Phoenix-See als Talsperre

„Die Emscher war schon voll“, sagt er. Aber sie sei nun mal so gebaut worden, dass sie mit derartigem Niederschlag umgehen könne. Ilias Abawi ist Sprecher des Emscher-Lippe-Verbandes und kann Marc Heubes Einschätzung teilweise bestätigen. Er sagt aber auch: „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nie.“

Abawi und auch Heubes denken unweigerlich an das Starkregenereignis im Juli 2021 – übrigens das einzige Mal, dass der Phoenix-See „in Betrieb genommen wurde“. Die Emscher führte derart viel Wasser, dass das Gewässer über die Überlaufschwelle schwappte und sich im See ausbreitete. Bis zu 70 Zentimeter sei der Pegel des Sees, der im Grunde auch als eine Art Talsperre fungiert, angestiegen, sagte damals Dr. Christian Falk, Leiter der Stadtentwässerung in Dortmund.

Warum keine Überschwemmung?

„Der Unterschied zum Juli 2021 ist die Intensität“, sagt Abawi. Im Sommer vor zwei Jahren war es ein Starkregenereignis, bei dem laut Marc Heubes, am 14. Juli in Summe 63,4 mm Regen gefallen sind beziehungsweise 63,4 Liter Regen pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Die höchste Niederschlagsmenge der vergangenen sieben Tage wurde am 23. Dezember gemessen, sie lag bei 16 mm/h beziehungsweise 16 Liter pro Quadratmeter.

Über die Weihnachtsfeiertage hat es kontinuierlich geregnet und nicht plötzlich ganz viel. Mit der jetzigen Lage können Gewässer wie die Emscher besser umgehen.

Marc Heubes gibt zudem zu bedenken, dass es zum Glück kein zusätzliches Schneetauwasser gebe, das in die Emscher fließt.

Ilias Abawi sagt aber auch: „Es wird immer klimawandelbedingte Ereignisse geben, die wir nicht absehen können.“ Soll heißen – ein Starkregenereignis, wie das im Sommer 2021, wird einen noch so guten Hochwasserschutz überfordern.

Dabei ist die Emscher absichtlich so umgebaut worden, dass sie sich ausbreiten kann, wenn sie sehr viel Wasser führt. Der Effekt: die Fließgeschwindigkeit verringert sich und der Pegel sinkt.

Neben dem Phoenix-See, gibt es in Schüren ein Regenrückhaltebecken, das Nagelpötchen, und an der Grenze zu Castrop-Rauxel vergrößert die Emscher-Genossenschaft bis voraussichtlich 2025 das Fassungsvermögen des Hochwasser-Rückhaltebeckens von bislang 900.000 Kubikmetern auf 1,1 Millionen Kubikmeter. Das entspricht 700 Millionen Badewannen voll Wasser. Zum Vergleich: das Nagelpötchen fasst „nur“ 102.000 Kubikmeter.

Wie geht es weiter?

Für das Wochenende ist wieder Regen angekündigt. Seit Mittwoch gelte für die Emscher im Bereich Dortmund keine Hochwassergefahr mehr, so Abawi. Zwar könne sich das wieder ändern, aber er schätzt, dass die Lage bis einschließlich Freitag (29.12.) zunächst entspannt bleibe.

Seit 23.12. gilt Warnung vor Unwetter an Heiligabend und 1. Weihnachtstag in Dortmund: Dennoch kein

Hochwasser: So ist die Lage an Emscher und Lippe - Warnung vor „Hochwassertourismus“

12 Millionen Euro für den „Sprung über die Emscher“: Eröffnungstermin für spektakuläre Brücke steht