Datenskandal im Ex-Versorgungsamt weitet sich aus 9000 weitere Aktenblätter gefunden

9000 weitere Aktenblätter im verlassenen Versorgungsamt gefunden
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Es waren nicht nur ein paar Gesundheitsunterlagen, die nach dem Auszug des Dortmunder Versorgungsamtes aus dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Hoesch-Hüttenwerke zurückgeblieben sind. Jetzt wurden bei einer Begehung weitere Aktenblätter gefunden. Es handelt sich um rund 9000.

Am Donnerstag (12.1.) hatten sich Vertreter der Stadt, der Polizei und des Eigentümers zu einem Ortstermin in dem neoklassizistischen Bau an der Rheinischen Straße 173 getroffen. Sie waren auf der Suche nach weiteren Dokumenten, die dort möglicherweise zurückgelassen wurden, als das Versorgungsamt seinen Standort 2011 nach Dortmund-Körne verlegt hat.

Ein Unbekannter, der sich Zutritt in das seit 2011 leerstehende Gebäude verschafft hatte, hatte dort verstreut liegende Aktenblätter aus unterschiedlichen Jahren, die meisten aus 2006 und 2007 – darunter Gesundheitsunterlagen, Namenslisten und Bankverbindungen – gefunden, fotografiert und öffentlich gemacht.

Verschlossenes Zimmer

Bei der Begehung am Donnerstag wurden in einem weiteren Raum zwei Akten aus den Jahren 2005/2006 gefunden, berichtet Stadtsprecherin Anke Widow. Darüber hinaus befanden sich in einem verschlossenen Zimmer in einem Stauraum, der in die Wandvertäfelung integriert war, rund 9.000 Aktenblätter.

„Die einseitigen Aktenblätter dienten dem Versorgungsamt des Landes NRW zur damaligen Zeit als analoge Basis-Datensicherung, die zusätzlich zu den entsprechenden Verwaltungsvorgängen und Akten angelegt worden waren“, berichtet Widow. Diese Aktenblätter datierten zum größten Teil aus den 70er- und 80er-Jahren.

Damals war das Versorgungsamt noch unter der Regie des Landes NRW und hatte mehr Bezirke sowie ein größeres Aufgabenfeld. 2008 wurde die Behörde kommunalisiert und zu einem gemeinsamen Versorgungsamt der Städte Dortmund, Bochum und Hagen fusioniert. Das Land zog 2008 aus dem Gebäude aus.

Kein Hinweis auf Unterlagen

Die interkommunale Nachfolge-Behörde verließ das Haus im Jahr 2011. Damals waren die Dokumente, die noch in die Zuständigkeit der ehemaligen Landesbehörde fielen, laut Widow nicht gefunden worden, da es keinen Hinweis auf deren Existenz und Aufbewahrungsort gegeben habe.

Das Team des Gemeinsamen Versorgungsamtes der Städte Dortmund, Bochum und Hagen wertet seit Donnerstag alle dort vorgefundenen Dokumente mit Unterstützung des Landes NRW individuell aus.

Keine aktiven Vorfälle

Anke Widow: „Nach aktuellem Stand ist davon auszugehen, dass es sich bei dem überwiegenden Teil um keine aktiven Vorgänge und Fälle handelt.“ Das Versorgungsamt nehme Kontakt mit den Betroffenen auf, deren Dokumente für Unbefugte zugänglich gewesen seien.

Der Leiter des Gemeinsamen Versorgungsamtes, Peter Externbrink, erklärte: „Wir bedauern sehr, dass es überhaupt zu dieser Situation, die im Zuge der sich über Jahre erstreckenden Auszüge unterschiedlicher Behörden entstand, gekommen ist. Im Nachhinein bleibt uns nur, so schnell wie möglich die aufgefundenen Unterlagen aufzuarbeiten. Hierbei stehen wir in enger Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales als verantwortlichem Ressort des Landes.“

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