Die städtische Gießkolonne wässert hier gerade eine Linde am Asselner Hellweg. © Martin Rüthers
Bäume im Klimawandel
Das tut die Stadt, damit den Bäumen nicht die Luft ausgeht
Die 110.000 Bäume der Stadt sind eine Klimaanlage, die immer mehr ins Stocken gerät. Die Stadt reagiert auf Hitze und Trockenheit, braucht aber die Hilfe ihrer Bürgerinnen und Bürger.
Die junge Linde am Asselner Hellweg leidet besonders unter der Trockenheit der vergangenen Wochen. Deshalb ist eine städtische Gießkolonne zur Stelle, um den Baum zu wässern. „Die Baumscheibe ist ja winzig. Das würden wir heute nicht mehr so machen“, erklärt Martin Rüthers, Bereichsleiter der Technischen Dienste Grün und Straße. „Ein neugepflanzter Baum erhält heutzutage zwölf Kubikmeter durchwurzelbaren Raum.“
Martin Rüthers ist für 50.000 Straßenbäume und 60.000 Bäume in öffentlichen Grünanlagen zuständig. Dabei gehe es nicht nur um ihre Pflege, sondern auch um die Verkehrssicherheit, erläutert er.
110.000 städtische Bäume an Straßen und in Parks sind ein gutes Potential. Aus Kohlendioxid und Wasser machen sie mittels Fotosynthese Traubenzucker und Sauerstoff. So verbraucht ein einziger Altbaum täglich etwa 6 Kilogramm des klimaschädlichen Kohlendioxids und produziert daraus 5 kg Sauerstoff. Allein die 50.000 Dortmunder Straßenbäume bringen es so auf eine Sauerstoffproduktion von mehr als 250 Tonnen pro Tag. Ein Laubbaum kann jährlich etwa 1000 kg Staub aus der Luft filtern. Darüberhinaus spendet er Schatten, puffert Hitze und Frost ab und befeuchtet die Umgebung.
Die Straßenbäume geraten durch Trockenheit und Hitze unter Stress
Doch für viele der Straßenbäume wird es immer schwieriger, diese Leistungen zu erbringen: Hitzeperioden, Regenmangel und neue Schädlinge stressen sie. Durch zu kleine Baumscheiben erhalten sie nicht genügend Wasser und Nährstoffe. So mancher Standort bietet ihnen nicht die gewohnten Lebensbedingungen. Zu viel Streusalz schädigt sie. Die Baumscheiben und damit die Wurzeln werden verdichtet, wenn Autos sie überfahren. Den Bäumen bleibt so buchstäblich „die Luft weg“.
Die Stadt reagiert. „Wir haben unseren Wässerungsauftrag verdreifacht“, sagt Martin Rüthers. Drei Vertragsfirmen und drei städtische Kolonnen, letztere mit insgesamt sechs Mitarbeitern, seien zur zusätzlichen Bewässerung im Einsatz. „Wir bekommen auch Anrufe von Bürgern, die uns sagen, der Baum dort sieht traurig aus, da fahren wir dann auch hin“, erzählt Lars Terme, Bezirksleiter Ost und damit für die Grünbereiche in Scharnhorst, Brackel, Aplerbeck und Innenstadt-Ost zuständig.
124 neue Bäume für den Stadtbezirk Brackel
Die Stadt pflanzt mehr Bäume an und will dies weiter steigern. So sind zum Beispiel im Bereich der Kahlen Hege in Asseln auf 700 Quadratmetern Vogelnährgehölze gesetzt worden. Allein im Stadtbezirk Brackel sind in diesem und dem nächsten Jahr einschließlich Nachpflanzungen insgesamt 124 Bäume geplant.
Die Auswahl der Baumarten erfolgt mit Hilfe der Dortmunder Zukunftsbaumliste. Auf dieser stehen unter anderem verschiedene Ahorne, die Hängebirke, die Hainbuche, die Esskastanie und der Säulen-Weißdorn. In der Liste, die ein Arbeitskreis der Stadt zum Thema „Klimafolgen und ihre Auswirkungen auf die Stadtvegetation“ erstellt hat, werden die Bäume auch ökologisch bewertet. „Auf einen Gingko setzt sich gerade mal eine Taube, aber kein heimisches Insekt“, bringt es Lars Terme auf den Punkt. „Ganz anders ist das bei einer Linde, die die Bienen anlockt.“
Stadt plant eine grüne Datenbank
Die Liste der Zukunftsbäume sei nicht endgültig, sie solle optimiert werden, sagt Martin Rüthers. Die Stadt werde Erfahrungen im Klimawandel sammeln und ihre Vegetation entsprechend anpassen. Geplant sei auch ein Grünflächeninformationssystem, eine Datenbank, die etwa die verschiedenen Bäume und ihre Pflegeintervalle enthalte.
Doch auch der Bürger könne etwas tun, ist sich Lars Terme sicher, etwa im Garten eine Ecke ungemäht lassen, wo sich Glühwürmchen oder Grashüpfer tummeln könnten – und „vielleicht als Abendritual“ den städtischen Baum vor der Haustür gießen.
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