Kinder- und Jugendtheater
Das KJT präsentiert im neuen Stück „Fast Faust“ einen „Faust to go“
„Fast Faust“ heißt das neue Stück des KJT. Die bekannte Tragödie Goethes wird darin unterbesetzt aufgeführt. Für die Darsteller ist das eine Herausforderung, für die Gäste unterhaltsam.
Auch für die musikalische Untermalung im Stück sorgen die Darsteller selbst. © Birgit Hupfeld
Wer sich in Deutschland mit dem Thema Theater beschäftigt, stößt unweigerlich auf Goethes Faust. Unzählige Generationen von Schülern mussten schon die Tragödie von 1808 für den Deutschunterricht lesen. Auch dieses Schuljahr ist Faust wieder Abiturthema.
Das Kinder- und Jugendtheater Dortmund (KJT) bietet daher dieses Jahr eine etwas andere Adaption des Stücks an: „Fast Faust“ heißt diese und hat am 29. September Premiere. Das Stück soll nur 80 Minuten umfassen, was ungewöhnlich kurz für eine Faustadaptionen ist.
Der Titel sei dabei auf zwei Weisen interpretierbar, sagt Andreas Gruhn, Direktor des KJT. Auf der einen Seite sei es fast eine Adaption der Tragödie Faust, auf der anderen Seite – und auf Englisch übersetzt – ist es ein „schneller Faust“. „Das Stück besteht zu ungefähr 50 Prozent aus der Tragödie von Goethe und zu 50 Prozent aus der Metaebene“, sagt Antje Siebers, die Regisseurin des Stücks.
Eine fiktive Aufführung
In der Metaebene des Theaterstücks geht es um eine freie Theatergruppe namens „Dramenterzett“, die den Faust aufführt. Diese Gruppe verfügt allerdings nur über sehr begrenzte Mittel. Das hält die drei nicht davon ab, das Stück auf die Bühne bringen zu wollen. Dabei sind im Original 57 Rollen von Goehte vorgesehen – eigentlich eine Sisyphusarbeit.
„Da steh ich nun, ich armer Tor“: Faust, dargestellt von Andreas Ksienzyk, und der Teufel Mephisto, dargestellt von Thorsten Schmidt. © Birgit Hupfeld
„Die Originalen Faust-Sequenzen werden ständig aufgebrochen“, sagt Antje Siebers. „Die Überzeugung und Ernsthaftigkeit dieses drittklassigen Theaterensembles, das Stück so unterbesetzt und mit ganz wenigen Mitteln darzustellen, sorgt für sehr viel Komik“, sagt Antje Siebers. Die Umsetzung würde allerdings dennoch überzeugen. Die Handlung davon, wie Faust vom Teufel Mephisto verführt wird und sich in die 14-jährige Gretchen verliebt, ist essenziell im Theaterstück.
Teilweise nur mit einer Kiste und Perücken ausgestattet, improvisieren die Schauspieler dabei stark. „Abgesehen von den originalen Goethe-Zitaten gibt es Stellen in der Metaebene, die textlich einfach nicht vorgegeben sind“, sagt Antje Siebers. Viele Stellen hängen auch von der Stimmung des Publikums ab. Mit diesem wird viel interagiert, sagt Antje Siebers. Wie genau das aussehen wird, verrät sie nicht.
Original Goethe
Eine Probevorstellung hatte das Ensemble schon. Vor einer Klasse 15-Jähriger, von denen während der Spielzeit wahrscheinlich noch viele das Stück besuchen werden, wurde das Stück vorgestellt. Die Rückmeldung der Jugendlichen sei positiv ausgefallen, sagt Antje Siebers.
„Wir haben uns sehr gefreut, dass die Jugendlichen nicht nur Interesse an der komisch aufgebauten Metaebene gezeigt haben, sondern auch an Goethes Geschichte selbst“, sagt sie. „Wir wurden sogar gefragt, ob wir Goethes Sprache an unsere Zeit angepasst hätten. Was natürlich nicht der Fall ist.“
Der Text scheint also an manchen Stellen doch noch aktuell zu sein – auch wenn der er nur mit wenigen Mitteln umgesetzt wird. „Es ist quasi ein ‚Faust to go‘“, sagt Andreas Gruhn lachend.
Faust verliebt sich in Gretchen. © Birgit Hupfeld