Tobias Heitmann ist Vorsitzender des Cityrings Dortmund und war bislang Betreiber der Marlene Bar.

Das Ende der Marlene-Bar: „Ich gehe lieber mit einem Knall“

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Die Marlene-Bar in der Nähe des Dortmunder U schließt. Das bewegt viele Menschen in Dortmund. Betreiber Tobias Heitmann wird das aber nicht mehr umstimmen.

Dortmund

, 07.07.2021, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Marlene-Bar an der Humboldtstraße in der Dortmunder Innenstadt wird ihre Türen nicht mehr für Gäste öffnen. Das hat Betreiber Tobias Heitmann über soziale Medien bekanntgegeben – und damit eine Welle der Empathie und der Betroffenheit ausgelöst.

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Viele Dortmunder Partygänger der vergangenen neun Jahre verbinden Erinnerungen mit der kleinen, engen Bar in Sichtweite des Dortmunder U. „Die Zahl der Reaktionen hat mich selbst etwas überrascht“, sagt Heitmann.

Viele Reaktionen an einem „traurigen Tag“

Der Tag, an dem er den Abschied verkündet hat, sei ein trauriger. „Aber ich gehe lieber mit einem Knall und alle haben es gut in Erinnerung“, sagt der Unternehmer. Es fehle ihm der Glaube daran, dass es Sinn ergibt, bei den aktuell unsicheren Aussichten weiterzumachen.

Die Tür der Marlene Bar im Unionviertel wird nicht mehr öffnen. Der Betrieb wird liquidiert, die Räume sind gekündigt.

Die Tür der Marlene Bar im Unionviertel wird nicht mehr öffnen. Der Betrieb wird liquidiert, die Räume sind gekündigt. © Felix Guth

Die Schließung habe ausdrücklich keine finanziellen Gründe. „Das Konto ist im Plus.“ Doch eine Marlene-Bar mit Abstandsregeln sei nicht umsetzbar und entspräche auch nicht dem, was viele mit diesem Ort verbinden.

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Tobias Heitmann rechnet nicht „vor Herbst nächsten Jahres damit“, dass Club- und Barbetrieb wieder in gewohnter Dimension möglich ist. Er ist angesichts der Delta-Variante skeptisch, ob schon die Öffnung unter Auflagen, die ab September anvisiert ist, überhaupt gehalten werden könne.

Viele Menschen haben Interesse am Inventar

So geht es bei der Marlene-Bar nicht mehr um die Frage, welche Partys nach Corona möglich sind. Sondern darum, was mit dem Inventar passiert, für das sich laut Heitmann viele Menschen interessieren. „Es wird für einen guten Zweck versteigert“, sagt er.

Die Bar liegt in einem sehr markanten Umfeld zwischen Lange Straße und Rheinische Straße. Das Gebäude ist mit Streetart verziert. Am Tag, an dem die Schließung öffentlich wird, steht ein Lieferwagen vor dem Eingang. Er ist mit Graffiti bemalt - ein Bild zeigt bezeichnenderweise einen Corona-Geist.

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Die Pandemie beendet für Tobias Heitmann nach neun Jahren ein „Herzensprojekt“. Heitmann ist mit dem Kunsthaus Zimmermann & Heitmann selbstständig, im Immobiliengeschäft aktiv und außerdem Vorsitzender des Cityrings, dem Zusammenschluss der Innenstadt-Händler.

Nachtwirtschaft könnte großen Schaden nehmen

Dass die Bar nicht sein Haupterwerb ist, unterscheidet ihn von anderen Clubbetreibern in Dortmund. Dennoch ist das Ende der Marlene-Bar ein Anzeichen dafür, dass die Schäden der Corona-Pandemie für die Nacht-Ökonomie groß sein könnten.

„Ich hoffe wirklich und wünsche es den Kollegen sehr, dass sich im Dortmunder Nachtleben etwas Neues entwickelt“, sagt Tobias Heitmann.

Doch viele Fragen sind offen: Kippen Virusvarianten die Lage noch vor September? Wer wird in der Lage sein, Hygienekonzepte vorzulegen, die ausreichen? Wie sollen Erträge erwirtschaftet werden?

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