
© Oliver Schaper
Das Bier-Café West bringt bis zu 50 Craft-Biere in den Westpark
Neuer Biergarten
Nach langem Leerstand gibt es ein neues Lokal im Eugen-Krautscheid-Haus am Westpark: Das Bier-Café West bietet bis zu 50 Biere an. Dabei wollte sein Betreiber nie mehr Gastronomie machen.
Irgendwie muss Cüneyt Karadas etwas falsch gemacht haben. Als Schüler und Student hat der Dortmunder viel gekellnert. Später ging es ins Betriebswirtschaftsstudium. Geld verdient hat der zweifache Familienvater als Barmann, später im Vertrieb für Mobilfunk-Anbieter.
„Nie wieder Gastronomie“, hat er sich damals gesagt. Längst hat er das Studium abgeschlossen und ist in die Wirtschaft gegangen. In die Gastwirtschaft.
Richtig machen kann man nie alles
„Diese Arbeit ist mit so vielen Höhen und Tiefen verbunden. Nie kann man alles richtig, höchstens alles falsch machen“, erklärt er, warum er diesen Schritt eigentlich nie gehen wollte. „Es gibt viel Konkurrenz, immer muss man etwas Besonderes bieten.“ Dennoch haben Gülden und Cüneyt Karadas am damaligen Abendgymnasium die kleine Kantine mit Kiosk übernommen. Der erste Schritt (zurück) ins Gastgewerbe. „Ein ganz kleiner.“

Von Innen zeigt sich das Café auf der Rückseite des Eugen-Krautscheid-Hauses hell und gemütlich. © Oliver Schaper
Als Karadas dann am Eugen-Krautscheid-Haus zwei Parkplätze anmieten wollte, kam er mit der Leiterin Franziska Köhler ins Gespräch. „Wir kannten uns schon, meine Frau und ich haben für Veranstaltungen im Haus zwei, drei Mal gekocht. Also hat sie mich gefragt, ob wir die Mensa auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule an der Möllerstraße 3, die von der Awo betrieben wird, übernehmen wollten.“ Sie wollten.
Die Aufgabe: Biete deinen Gästen etwas Besonderes
Das war 2015. Über zwei Jahre später kam Franziska Köhler erneut auf die Eheleute zu und bot ihnen an, die Gastronomie auf der Rückseite des Eugen-Krautscheid-Hauses zu übernehmen, die zwei Jahre lang leer gestanden hatte. „Da müssen wir wohl einiges richtig gemacht haben“, meint er grinsend. Die Idee für das Bier-Café West war geboren.

Angelo Copalla, Chefkoch und längjähriger Weggefährte von Cüneyt Karadas. © Oliver Schaper
Und wieder stand er vor der Aufgabe, potenziellen Gästen etwas Besonderes bieten zu müssen. Lange hat der Bierfreund nicht gesucht: Er bietet an der Langen Straße Craft-Biere an, handwerklich gebraute Biere von unabhängigen Herstellern. 40 bis 50 dieser Biersorten aus kleinen Brauereien hat er stets im Angebot. Zum Beispiel das Mücke-Bier aus Essener Produktion, ein Ingwer-Pale-Bier. „Auf die Idee kamen zwei Essener, die Bier wieder auf ursprüngliche Weise herstellen wollten“, so Karadas.
Mit Mut gegen die großen Konzerne
„Das schätze ich sehr: Mit Mut gegen die großen Konzerne anzutreten.“ Daher kommt der Kaffee, den er anbietet, auch von keiner der Riesenmarken. Und auch die Cola in seinem Café stammt von einem deutschen Unternehmen.
Ein großer Freund guten Bieres mit dem türkisch-kurdischen Namen Karadas? „In erster Linie bin ich Nordstädter“, betont er. Und auf diese Herkunft ist er stolz. Er sitzt seit Jahren in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord.
Das Zuhause ist die Nordstadt
Noch heute wohnt er mit seiner Frau, der achtjährigen Tochter und dem zweieinhalbjährigen Sohn in der Nähe des Hannibals an der Bornstraße. Hat er sich nie überlegt, umzuziehen? „Nein“, sagt er schnell und deutlich. Dann überlegt er kurz und meint: „Ja.“ Dann wieder ein deutliches „Nein. Aber meine Frau hat mal daran gedacht.“ Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Mitarbeiter Ekrem Hassani mit einer „kleinen“ Auswahl an Craft-Bieren. © Oliver Schaper
Und wie sieht es nun mit der Konkurrenz aus, die das Gastronomen-Leben so schwer machen könne? Wieder lächelt er verschmitzt: „Hier gibt es keine Konkurrenten, nur Mitbewerber.“ Mit den Betreibern vom Kraftstoff an der Rheinischen Straße und dem Café Erdmann verstehe er sich bestens. Und lobt das Unionviertel im Allgemeinen. „Sicher können wir uns nicht mit dem Bermuda-Dreieck vergleichen“, meint er mit Blick auf das legendäre Bochumer Kneipenviertel. Und legt kess nach: „Wir sind schöner. Hier im Grünen.“
Eine Parkordnung für den Westpark? „Könnte helfen“
Die Proteste vieler Anwohner wegen Lärm und Schmutz kann Cüneyt Karadas nachvollziehen. Aber: „Der Westpark gehört der Stadt. Und Kulturveranstaltungen gehören hier hin.“ Eine Parkordnung, deren Regeln auch wirklich umgesetzt würden, könne seiner Meinung nach allen Beteiligten helfen.
Und nun? Wie war das mit dem Vorhaben, nie wieder in die Gastronomie zu gehen? „Mal sehen, was in ein paar Jahren ist“, meint er wieder mit einem Lachen. „Zunächst sehe ich hier die Gäste, die immer wieder kommen. Im Augenblick mache ich wohl alles richtig. Und das macht mich glücklich.“